Der Atem der Angst
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Atem der Angst ist ein Krimi von Alexa Hennig von Lange ¸ spielend in der kleinen Stadt St. Golden mit einem grossen Geheimnis. Anklänge an M – eine Stadt sucht einen Mörder¸ sind vorhanden¸ ebenso wie an einige andere Bücher¸ die als Vorlage gedient haben mögen. Im Mittelpunkt steht ein dunkles Geheimnis¸ das in der Kleinstadt St. Golden zu Morden an jungen Menschen führt beginnend mit der neunjährigen Leonie.
Alexa Hennig von Lange schrieb die einzelnen Kapitel aus der Sicht von einer Person. So werden erst einmal alle Personen beschrieben¸ ohne klar zu erkennen¸ wie sie zueinander stehen. Diese Vorstellungsrunde fand ich erst einmal langweilig. Wie in einer Schulklasse. Die neuen stehen jetzt mal auf und stellen sich vor. Ebenso nervig¸ wenn bei den Einzelheiten zu viel erzählt wird. Zumindest lernt man alle kennen und kommt dem schrecklichen Geheimnis näher. Die Hauptpersonen sind der sechzehnjährige Louis¸ der mit seiner Mutter in der Kleinstadt St. Golden lebt. Gestresst von seiner alkoholkranken Mutter (warum eigentlich schon wieder eine zerrüttete Familie und ein Halbwaise?). Seine Schwester wurde vor sieben Jahren während Halloween entführt und später an einem Hochsitz im Wald gefesselt tot aufgefunden. Sein Vater starb von eigener Hand und so wächst Louis ohne elterliche Liebe auf. Er ist voller Wut¸ die sich in Schlägereien mit Unschuldigen manifestiert. Als die kleine Schwester seiner Freundin Michelle plötzlich verschwindet¸ erinnert er sich wieder an seine Schwester. Er will das schlimme Schicksal seiner Familie der Freundin ersparen. Auf der Suche nach der kleinen Schwester von Melanie trifft er auf die gleichaltrige Maya. Maya lebt in den Wäldern um St. Golden. Vor sieben Jahren flüchtete sie mit ihrem Vater aus St. Golden vor einer Verfolgergruppe¸ die er nur die Widerwärtigen nannte. Seit ihr Vater bei einem Unfall starb¸ ist sie allein unterwegs und versucht¸ irgendwie zu überleben. Sie will zurück in die Stadt¸ ist sich aber nicht im Klaren darüber¸ ob sie sicher ist. Daher beobachtet sie die Stadt aus dem Verborgenen. Im Fall des verschwundenen Kindes ermittelt die Polizei unter Leitung der Kommissarin Heidi¸ Ende dreissig und neu in der Stadt. Mit ihren Kollegen ist sie auf der Suche und erfährt gleichzeitig die Geschichte von Louis‘ Schwester und dem Täter¸ der nie gefasst wurde.
Alexa Hennig von Lange bemüht sich so zuu schreiben¸ wie die Jugendlichen sprechen¸ daher lässt sich ihr Buch recht schnell und einfach lesen. Dennoch werden Jugendbegriffe genannt¸ die ich seit Jahren bei den Jugendlichen nicht mehr hörte. Das Jugendbuch ist spannend¸ verzichtet auf allzugrosse Grausamkeiten und bleibt auch sonst dem Jugendbuch treu. Es ist ein Romantik-Krimi¸ aber eben für ein jugendliches Publikum geschrieben. Manch ein krimierprobter Erwachsener muss seine Erwartungen zurückschrauben. Die Beschreibungen sind bildlich gehalten¸ so dass durchaus das berühmte und immer wieder in Anspruch genommene Kopfkino abläuft.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355