Der achtsame Mr. Caine und die Tote im Tank
| Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. | 
Alles¸ was Vincent Caine will¸ ist¸ in seiner abgelegenen Hütte an den Klippen von Lyme Regis zu meditieren. Aber seine Kollegin¸ die alleinerziehende feministische Mama¸ DI Shanti Joyce¸ hat andere Ideen. Mit ihren symbiotischen Fähigkeiten wird das unwahrscheinliche Duo zum Team¸ das für die Aufklärung seltsamer Verbrechen im Westland zuständig ist.
Buddhismus¸ Liebe¸ Kunst und Mord - willkommen in der Welt des achtsamen Detektivs. Als die Performance-Künstlerin Kristal Havfruen bei ihrer Comeback-Ausstellung in London in einem Tank mit Formaldehyd tot aufgefunden wird¸ wird DI Shanti Joyce der Fall zugewiesen. Der Verdacht der Polizistin fällt natürlich sofort auf die Personen¸ die ihr am nächsten stehen. Als Leiterin der Mordermittlung scheint DI Shanti Joyce zuerst etwas überfordert¸ da sie kürzlich nach dem Zusammenbruch ihrer Ehe und einem schief gelaufenen Fall von London nach Yeovil versetzt wurde.
Allerdings wird ihr bei diesem seltsamen Fall schnell klar¸ dass der Fall vielleicht etwas Querdenken erfordert. Als ein Kollege auf dem Revier Vince Caine¸ alias der achtsame Detektiv¸ vorschlägt¸ spürt Shanti ihn in seiner abgelegenen Hütte an den Undercliffs bei Lyme Regis auf und zieht ihn zu Hilfe.
Das Ermittler-Paar taucht in den Kreis der Boheme der Künstlerin ein und entdeckt eine Brutstätte des Grolls und der Eifersucht¸ die bis zu ihrer skandalösen Kunstschulzeit in Falmouth zurückreicht.
Bald müssen sie erkennen¸ der Mörder ist sowohl gerissen als auch schwer fassbar - jemand mit einem komplexen¸ verzerrten Motiv¸ der alles tun wird¸ um sie auf andere Orte zu verweisen. Hat Shanti die falsche Entscheidung getroffen¸ indem sie den unkonventionellen und rätselhafte Caine mit einbezog?
Mir hat Kunst des Todes gefallen¸ ein lesenswerter Roman¸ der langsam beginnt und sich hauptsächlich mit DI Shanti beschäftigt¸ ihrem unglaubwürdigen Sohn Paul¸ den es scheinbar nichts ausmacht ein Kind einer geschiedenen Familie zu sein. Auch dass er die meiste Zeit mit seiner Grossmutter verbringen muss¸ weil ihn seine Mutter¸ wegen ihres Jobs¸ ständig vernachlässigt. Die Handlung ist interessant. Sie¸ die Handlung¸ ist gelungen¸ wobei Shanti und Caine in einer kleinen Gruppe von Künstlern Motive und Geheimnisse aufdecken. Mir gefällt der enge Kreis von Verdächtigen¸ da er die Handlung straff hält und mehr Raum für die Entwicklung des Charakters bbietet. Leider ist die Handlung aber oft ein wenig¸ sagen wir¸ behäbig. Ausserdem erhält der Leser einen guten Blick auf das Opfer¸ eine fiese¸ narzisstische Frau¸ für die jeder der Verdächtigen einen Grund hatte¸ sie zu töten. Mir gefiel auch der stetige Strom von Enthüllungen.
Der Roman wird von der Beziehung zwischen Shanti und Caine dominiert. Sie ist die harte Polizistin¸ die sich auf Fakten¸ Wissenschaft und Logik verlässt und die Menschen auf Distanz hält¸ also eher Mr. Caine als Vincent. Caine ist ein Buddhist mit guter Menschenkenntnis und einer lateralen Denkweise. Was mir nicht so gefiel war der Umstand¸ dass der achtsame Mr. Caine eher die Nebenrolle innehatte. Eindeutig steht DI Shanti Joyce im Vordergrund.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355
