Das Zeitalter der Drachen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das Leben ist hart in Ydras Horn. Alle paar Monate taucht ein Drache auf und belagert auf unbestimmte Zeit die Zwergenfestung. Die Bestie lauert stets auf eine bestimmte junge Frau, die von Geisterschatten gezeichnet ist. Niemand weiss, wen es als nächstes trifft, und die Versuchung ist gross, die Unglückselige einfach dem Drachen zu überlassen. Manch eine wählt sogar freiwillig den Märtyrertod, denn jede Belagerung bringt hohe Kosten für die Gemeinschaft mit sich.
Als Nireka am Geisterschatten erkrankt, tut sie etwas, das noch keine Frau vor ihr getan hat. Sie verbündet sich mit einem Drachen, der geschworen hat, keine Menschen zu fressen. Gemeinsam suchen sie nach einem Weg, die Bestien zu bekämpfen. Der Schlüssel liegt in der Vergangenheit. Denn Drachen waren einst etwas ganz anderes ... (Verlagstext)
Drachen? Magier? Ja, aber ganz anders! Zumindest war das die Idee des Romans. So schreibt Jenny-Mai Nuyen. Leider wurde es doch nicht ganz anders. In vielen Fällen finden wir die üblichen Klischees. Imponiert hatte sie mir, mit ihrem ersten Buch, das sie als sehr junge Frau geschrieben hatte. Jetzt lässt Jenny-Mai Nuyen eine Welt voller Magie entstehen. Neben den Menschen beleben Elfen und Zwerge die Welt, in Furcht vor den Drachen. Die Drachen terrorisieren die "Nichtdrachen", vernichten alle, die über magische Kräfte verfügen. Vor langer, langer Zeit gab es Magier bei den Menschen, Elfen und Zwergen. Alle wollten immer mehr Macht. Um die Macht zu brechen, wurden zuerst die Zauberer verschlungen. Keiner weiss wen es wann trifft. Jedes Volk geht anders mit der Gefahr und entwickeln eine eigene Überlebensstrategie. Das Volk der Zwerge setzt auf Solidarität. Sie nehmen jede Art von Entbehrungen auf sich. Dann wiederum werden Einzelne geopfert um die Gemeinschaft zu schützen.
Jenny-Mai Nuyens Romane kommen nicht ohne Liebesgeschichte aus. So beginnt die Erzählung auf einer 300 Jahre zuvor beschriebenen Zeit. Es ist die Zeit, in der Aylen ihre Zauberkräfte entwickelt und diese weiter stärkt. Es ist auch die Liebesgeschichte von Aylen und Totama. In der beschriebenen Gegenwart ist es die Geschichte von Nireka und Riwan. Nireka, deren Vater ein Mensch ist und deren Mutter eine Zwergin, ist die Hauptperson der Erzählung. Als bei Nireka die Magie erwacht, oder wie hier beschrieben, am Geisterschatten erkrankt, trifft sie eine Entscheidung. Sie begibt sich fauf eine Flucht, um ihr geliebtes Zwergenvolk zu schützen. Auf ihrem Weg stösst sie auf einen unbewohnten Turm im Meer. Unwissentlich erweckt sie einen Drachen. Aylen schlüpft nach über 300 Jahren aus seinem Ei. Er ist ein Drache, der es sich zum Ziel gesetzt hat, niemals eine Person zu fressen, die an dem Geisterschatten erkrankte. Ein weiteres Ziel dass er sich setzte, die anderen Drachen zu besiegen. Hier erfährt Nireka eine Geschichte die weit in die Vergangenheit reicht und scheinbar alle Fragen beantwortet. Während sie unterwegs sind und immer wieder in Kämpfe verwickelt werden, wird Aylens Geschichte in langen Rückblenden erzählt.
Jenny-Mai Nuyens schreibt in einem gut lesbaren und einfachen Stil. Spannend und mit einigen Längen, vor allem am Anfang des Buchs. Die Autorin stattet alle Lebewesen in diesem Buch gleichzeitig mit Guten und Schlechten Wesenszügen aus. Es gibt kein reines Gut-und-Böse-Schema. Leider habe ich es nicht geschafft, eine echte Beziehung zu einer der beschriebenen Personen aufzubauen. Oft genug ertrank ich zudem in Beschreibungen, die die Spannung aussen vor liess. Die Grundidee darüber, was Drachen einst waren, ist kreativ und mal ein relativ neuer Ansatz. Der Schluss ist fast eine Wiederholung des Anfangs. Hoffnung keimt auf. Vieelleicht wird der band weitergeführt, denn ein wirkliches Ende fehlt. Es ist fast ein Cliffhanger.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355