Das Zeichen des Sieges
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Hintergründe:
Soissons ist eine Stadt in der Picardie im Norden von Frankreich¸ bereits zu Zeiten der römischen Besetzung als Augusta Suessionum bekannt. Sie war zwischen 486 und 497 Hauptstadt des Frankenreichs. Heute ist die Stadt noch immer Bischofssitz. Soissons liegt am Südufer der Aisne zwischen den Städten Laon im Nordosten¸ Compiègne im Westen¸ Paris im Südwesten und Reims im Osten. 1414 führte der Widerstand Soissons gegen König Karl VI. zur vollständigen Zerstörung der Stadt im Hundertjährigen Krieg.
Die Schlacht von Azincourt fand am 25. Oktober 1415¸ am Tag des Heiligen Crispian¸ bei Arras im nordfranzösischen Département Pas-de-Calais statt. Die Truppen von König Heinrich V. von England kämpften gegen das Heer von König Karl VI. von Frankreich¸ verschiedener französischer Edelherren und der Armagnacs. Es war einer der grössten militärischen Siege der Engländer über die Franzosen während des Hundertjährigen Kriegs.
Die Schlacht von Azincourt ist gut dokumentiert¸ die Örtlichkeit der Hauptschlacht ist klar belegt. Die Schlacht ist eine der bedeutenden Schlachten der Militärgeschichte¸ weil wie zuvor bei der Schlacht von Crécy mit Langbogen bewaffnete Fußtruppen einen entscheidenden Anteil am Ausgang der Schlacht hatten. Der Angriff der schweren französischen Reiterei blieb unwirksam. Die Niederlage ermöglichte Heinrich V. 1420 Frankreich den Vertrag von Troyes aufzuzwingen. Durch die Heirat der französischen Königstochter Katharina von Valois sicherte sich Heinrich V. den Anspruch auf den französischen Thron.
Harfleur ist eine französische Stadt im Département Seine-Maritime in der Haute-Normandie und liegt in der Nähe der Mündung der Seine in den Ärmelkanal. Bei Harfleur fließen die Flüsse Lezarde und Leure zusammen. Bis ins 15. Jahrhundert war Harfleur mit seinem Hafen von großer strategischer Bedeutung.
Die Geschichte:
Bernard Cornwells neuer Roman greift den Mythos Azincourt auf¸ wo es im Jahr 1415 zu einer gewaltigen Schlacht zwischen Briten und Franzosen kam. Wie bei ihm bekannt¸ greift er das Thema jedoch auf¸ indem er eine Einzelperson zum Helden der Erzählung macht und ihn an der Entscheidung teilhaben lässt. Diese Person ist der Bogenschütze Nicholas Hook¸ genannt Nick. Er ist der Sohn eines armen Schäfers und wahrscheinlich der Sohn eines britischen Lords. Die Familie in der er lebt¸ liegt in einer Generationen währenden Fehde mit der Familie Perill. Sein Hass auf die andere Familie treibt ihn immer wieder zu unüberlegten Handlungen. Eine davon ist¸ gegenüber von Sir Martin¸ einem widerlichen Priester¸ handgreiflich geworden zu sein. Er muss sich vor seinem Lord Slayton verantworten¸ doch gelingt ihm die Flucht. Als sein vermutlicher Bastardsohn und bester Bogenschütze machte ihn der Lord vom Wilderer zum Wildschützer um ihn so ein wenig unter Kontrolle zu halten. Seine Flucht führt ihn nach London und dort in die Arme der Armee. Er wird bei den britischen Bogenschützen angenommen¸ die auf den Weg nach Frankreich sind. Die Bogenschützen werden zur Unterstützung der Stadt Soissons ausgesandt. Noch ist sie in der Hand der Burgunder¸ doch die Franzosen sind auf dem Weg dorthin. Als die Franzosen vor den Stadttoren stehen¸ wollen die Engländer sich ergeben. Doch durch einen Verrat werden sie alle¸ bis auf Nick¸ getötet. Erneut ist Nick auf der Flucht. Bei der Flucht lernt er die Nonne Melisande kennen¸ die ihn auf der Reise zum Ärmelkanal begleitet. In verschiedenen Maskeraden schlagen sie sich durch das feindliche Land. Ein weitere erzählerischer Kniff ist es¸ dass Nick seit der Schlacht die Stimmen von St. Crispin und St. Crispian zu hören glaubt. Er lässt sich auf die Stimmen ein. Dadurch erhält die Handlung eine phantastische Note.
Fazit:
Bernard Cornwell schrieb erneut einen guten historischen Spannungsroman. Setzt man seine eigenen Standarts an¸ ist der Roman jedoch etwas schwächer als seine vorhergehenden Bücher. Wieder mischt er historische Fakten und eine fesselnde Erzählkunst um einen einsamen Helden zu einem lesenswerten Roman. Nick ist nicht von Anfang an der ehrliche und mutige Held¸ sondern wächst mit den Situationen und seinen Taten. Mit der Zeit wirkt die Handlung ein wenig unaufmerksam und man kann sich des Eindrucks nicht erwehren¸ er möchte zum schnell Schluss kommen. Doch das ist der einzige Nachteil¸ den ich erkennen kann. Ansonsten ist die Erzählung mit viel Wirklichkeitssinn gepaart. An den Stellen wo es beschaulich zugeht¸ ist sie ebenso lesenswert¸ wie an den Stellen wo es in den Schlachten blutig und grausam vonstatten geht. Bernard Cornwell ist immer wieder empfehlenswert.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355