Das verschollene Pergament
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Scheinbar tötet der Auftragskiller im Auftrag einer geheimen Organisation. Aris Kollegen von der Polizei sind jedoch anderer Meinung. Ari ist offiziell nicht mit den Ermittlungen betraut. Dies führt zu einigen Auseinandersetzungen innerhalb der eigenen Abteilung. Der eigensinnige Ari Mackenzie stört sich nicht daran und ermittelt auf eigene Faust weiter. Die Vorgesetzten des Sektenermittlers erkennen¸ dass er ihnen immer einen Schritt voraus ist. Daher wird er in die Ermittlungen mit eingebunden¸ aber sein Ego ist gross genug¸ um weiterhin als Alleinermittler zu arbeiten. Das Team ist daher mit seiner Arbeitsweise nicht ganz zufrieden.
Im Mittelpunkt der Erzählung steht das Skizzenbuch von Villard de Honnecourt. Dieses Buch des Baumeisters aus Honnecourt-de-Escaut aus der Picardie existiert in der Tat und wurde 1825 im Fundus der Abtei Saint-Germain-de-Prés gefunden. Das Manuskript wird auf das 13. Jahrhundert zurückdatiert und befindet sich heute in der Pariser Nationalbibliothek. Einige Historiker sind der Meinung¸ dass diesem Skizzenbuch mehrere Seiten fehlen¸ sind sich jedoch nicht ganz einig darüber¸ ob es sich um ein Skizzenbuch¸ Bauhüttenbuch oder Lehrbuch handelt. Vielleicht ist es auch nur eine Art privates Tagebuch¸ in dem der Bauherr seine Ideen festhielt.
Mit diesem Hintergrund beginnt die spannende Erzählung von Henri Loevenbruck. Gekonnt mischt der Autor Erfindung und Wahrheit zu einem temporeichen Mystery-Thriller. Denn bereits auf den ersten Seiten beginnt das Grauen mit einer Leiche. Ari wird von seinem Autor Henri quer durch das Buch und Paris gehetzt¸ damit er nicht etwa das verlorene Pergament wiederfindet¸ ssondern den Mörder an weiteren Untaten hindert. Dessen Ziel wird sein¸ alle Seiten in seinen Besitz zu bringen und dafür geht er sprichwörtlich über Leichen. Mit kurzen Einblicken in die Gedankenwelt des Mörders kann der Leser sich einen Vorsprung vor Ari Mackenzie erarbeiten¸ wenn er seine grauen Zellen etwas rotieren lässt. Für jeden anderen Leser bleibt es bis zum Ende des Romans ein Geheimnis. Henri Loevenbruck weiss immer wieder mit unerwarteten Wendungen zu verblüffen. Ebenso verblüffend ist Ari selbst. Der Ermittler ist nicht nur im Beruf Einzelgänger¸ sondern auch in der Beziehung zur Buchhalterin Lola einzelgängerisch. Zudem lehnt er jede Art von Personalcomputer ab. Lieber liest er Lexika. Nicht nur der Held der Erzählung ist hervorragend beschrieben¸ sondern auch die anderen Personen¸ die sich in seiner Welt herumtreiben¸ wirken lebensecht. Die Handlung ist hervorragend ausgearbeitet und in den Einzelheiten ermittelt. Zudem sind die Beschreibungen so gehalten¸ dass sie erschreckend genug sind¸ um äusserst unterhaltsam zu wirken.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355