Das verlorene Labyrinth
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ihr Ich wird durch Raum und Zeit geschleudert und findet sich in der Person der Alaïs wieder. Alaïs lebt in dem französischen Städtchen Carcassona¸ im Juli des Jahres 1209. Die junge Frau aus der Vergangenheit Frankreichs ist Heilerin und Pflanzensammlerin. Sie gerät in den Mittelpunkt sich zuspitzender Ereignisse¸ als sie das 'Buch der Wörter' in die Hände bekommt. Das Buch soll der Schlüssel zum Verständnis des heiligen Grals sein. Zur gleichen Zeit bildet sich im Norden ein grosses Kreuzritterheer um das Languedoc auf Geheiss von Papst Innozenz dem III. von den Katharern zu befreien. Die Katharer sind eine christliche Sekte und der katholischen Kirche natürlich ein Dorn im Auge.
Auf zwei Erzählebenen¸ einmal die junge Frau aus der Vergangenheit¸ Alaïs¸ einmal Alice aus der Gegenwart¸ wird die Geschichte erzählt¸ wo es darum geht¸ vom ewigen Leben zu Träumen und wie Allen Quatermain oder Indiana Jones¸ hinter dem 'Buch der Wörter' und dem heiligen Gral nachzujagen. Dr. Alice Tanner ist dabei erstaunt über die Tatsache¸ dass in unserer aufgeklärten Zeit so viele Kleingeister gibt¸ die noch an diesen Unsinn glauben.
Nachdem ich mir den Klappentext über Kate Mosse durchgelesen hatte¸ erwartete ich nicht einfach nur einen Historien-Schinken¸ sondern auch ein Buch mit fundiertem wissenschaftlichen und geschichtlichen Hintergrund. Die Suche nach dem heiligen Gral ist eine Geschichte¸ die die Phantasie der Menschen immer wieder reizt und zu neuen Geschichten hinreissen lässt. Diesmal wird auf zwei Zeitebenen die Suche nach den drei Büchern des Wortes¸ der Zahlen und der Arzneien beschrieben¸ die eben den Weg zum heiligen Gral aufweisen sollen. Wer historische Romane liebt¸ ist mit diesem Werk bestens bedient. Sachlich richtig und historisch belegt¸ wird das Werk ein immer wieder lesenswertes Stück unterhaltsamer Geschichte. Die Erzählung bleibt in sich schlüssig¸ zieht sich aber an manchen Stellen zäh wie Kaugummi. Hat man diese erzählerischen Durststrecken überwunden¸ kommt wieder die Spannung auf¸ die man von einem guten Unterhaltungsroman erwartet. Jemand der bereits sehr viel über den Gral gelesen hat¸ wird zu dem Schluss kommen¸ dass man das Buch nicht unbedingt gelesen haben muss. Wer mit der Materie nicht so vertraut ist¸ wird ein gut gemachtes Buch in der Hand halten.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355