Das verbotene Manuskript
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
1951: China überfällt das friedliebende Tibet und behauptet seitdem¸ Tibet sei eine Provinz des riesigen kommunistischen Reiches.
Egon Bauer sitzt in dem Kloster und entziffert Schriften. Während er einen Durchbruch erzielt¸ der ihn Staunen lässt¸ greift die chinesische Armee das Kloster an und ermordet brutal alle Mönche¸ weil die Religion für den Menschen Gift sei. In den Wirren des Angriffs verliert sich die Spur des Anthropologieprofessors. Seine Tochter Ellen macht sich Sorgen um ihn und will mehr über sein Verschwinden und gegebenenfalls Aufenthaltsort zu erfahren. Da ist es gut¸ dass sie als Schauspielerin etwas Geld zurücklegen konnte. In Begleitung des Privatdetektivs Kevin McBride reist sie von Los Angeles nach Tibet. Aber nicht nur sie ist am Verbleib ihres Vaters interessiert. V ielfältige Gruppierungen sind ihnen auf den Fersen und wollen um jeden Preis verhindern¸ dass der Professor und oder das Manuskript gefunden wird.
Da das Manuskript vor allem für die katholische Kirche gefährlich ist¸ wird es zu einem Zielobjekt¸ bei denen die unterschiedlichsten Gruppierungen zum Ziel kommen wollen. Bei den zahlreich auftretenden Figuren fallen besonders Ellen und ihr raubeiniger Begleiter auf. Sie erinnern in Handlung und Aussehen durchaus an alte Krimi- und Agentenfilme. Viele Anspielungen an diese finden sich in Barnamen wie „Chandlers“¸ den persönlich auftauchenden Humphrey Bogart und anderen mehr. Natürlich gehört zu den Gegnern auch eine geheime Organisation¸ die alle ihr zur Verfügung stehenden Mittel einsetzt¸ um in den Besitz des Manuskriptes zu kommen. Natürlich mischen auch die Chinesen in der Person der Agentin Zhang Ziyi mit.
Mit dem Band Das verbotene Manuskript setzt der Ehapa Verlag seine "All-in-One"-Reihe fort. Dies bedeutet¸ eine Kurz-Serie wird komplett in einem grossformatigen Band veröffentlicht. In diesem Fall ist die französische Trilogie komplett veröffentlicht.
Roberto DalPra bietet einen interessanten Ansatz¸ der zu einer guten Handlung führt. Allerdings erinnert das Titelbild sehr stark an Indiana Jones¸ dem der Band nicht gerecht wird. Wer einen actiongeladenen Comic erwartet ist hier falsch. Die Handlung und die Spannung ist eher als verhalten zu bezeichnen. Dies liegt vor allem daran¸ dass das Geheimnis und Besondere der Geschichte viel zu schnell aufgedeckt wird. Ein Grossteil der Spannung geht auf diese Weise verloren. Mit der Aufdeckung beginnt eine Verfolgungs- und Hetzjagd. Umgesetzt in tollen Bildern. Hauptsächlich die Bilder sind es dann auch¸ die den Comic zu etwas Besonderen machen. Beeindruckend sind vor allem die ungewöhnlichen und interessanten Perspektiven.
Die Geschichte ist in den 1950er Jahren angesiedelt¸ also in gar nicht so weiter zeitlicher Entfernung. Zudem ist es ein Ort¸ der in der Öffentlichkeit nicht sonderlich bekannt ist¸ da die chinesische Regieruung die Möglichkeit der Einreise in das Land unterbindet bzw. beschränkt.
Im Grossen und Ganzen kann man sagen¸ die Zeichnungen sind gelungen¸ dazu eine gute Grundidee und historische Anspielungen¸ die man durchaus in der heutigen Zeiten wiederfinden kann. Die Dialoge verfallen zu oft in einen pseudo-mystisch-esoterischen Bereich. Ob es nur an der Übersetzung liegt¸ oder am Original kann von mir nicht beurteilt werden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355