Das verbotene Eden 1: David und Julia
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ähnlich dem Roman Dein Blut auf meinen Lippen von Claudia Gabel nimmt er sich des Themas Romeo und Julia von William Shakespeare an.
Im Jahre 2015 wird von einem Pharma-Unternehmen ein künstliches Virus entwickelt¸ das als Impfstoff wirken sollte. Allerdings mutierte der künstlich erzeugte Virus und beeinträchtigte die weitere Entwicklung der Menschen völlig. Er veränderte das Leben der Menschheit vollkommen¸ denn er war der Grund dafür¸ dass sich zwischen Männern und Frauen eine erbarmungslose Feindschaft aufbaute. Nach Jahren der Zerstörung und Vernichtung hat sich das Leben auf der Erde grundlegend geändert. seit der entwicklung des Impfstoffes sind zwei Generationen und 65 Jahre vergangen. Männer wie Frauen leben strikt getrennt¸ dennoch kommt es immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Während die Männer unter einer diktatorisch-autoritären Theokratie in den zerstörten Städten leben¸ leben die Frauen im bäuerlichen Milieu ausserhalb der Städte. Da das Leben innerhalb der Städte immer schwieriger wird¸ greifen immer wieder Männer die Frauen an und stehlen deren Lebensmittel¸ brennen die Dorfgemeinschaften nieder.
Im Mittelpunkt der Erzählung stehen die siebzehnjähirge Kriegerin Juna und der etwa ebensoalte Mönch David. Juna beschützt die Frauen des Dorfes vor diesen Übergriffen durch marodierende Männerhorden¸ die aus den Städten ausbrechen und nur Mord und Verzweiflung bringen. Ihre Mutter ist die Hohepriesterin der Frauengemeinschaft. Von ihr hat Juna eine weitere Aufgabe übernommen. Um von den Männern nicht dauernd überfallen zu werden¸ wurde ausgehandelt¸ dass Frauen¸ sich freiwillig für die Fortpflanzung zur Verfügung stellen¸ einen Kreis betreten¸ wo sie dann von den Männern genommen werden. Juna bringt die als Jungen geborene Kinder an einen Übergabepunkt im Wald¸ wo diese von Mönchen übernommen werden. Hier begegnet sie zufällig dem jungen Mönch David. David ist ein ganz besonderer Mönch¸ der sich dadurch auszeichnet¸ dass er vor allem gern in verbotenen Schriften liest. Ganz besonders hat es ihm Romeo und Julia von William Shakespeare angetan. Als er dann zum ersten Mal ein wirkliches Mädchen vor sich sieht¸ ist es mit seinem Mönchskult nicht mehr zum Besten bestellt. Juna hat ihm unwissentlichen den Kopf verdreht und er bekommt mit seiner Gefühlsaufwallung sein Leben nicht mehr recht in den Griff. Nun ist es aber Juna¸ die ihn noch einmal trifft¸ aber in einer ganz anderen Mission¸ als der eines Mädchens¸ die ebenfalls etwas für den "ganzz anderen" Jungen empfindet. Juna soll eine männliche Geisel nehmen¸ um herauszufinden¸ was die Männer wieder planen. Ausgerechnet David¸ der Mönch¸ ist es¸ der ihr in die Hände fällt.
Thomas Thiemeyer erschuf mit Das verbotene Eden eine düstere und gleichsam romantische Jugend-Science Fiction. Dabei ist die Begründung für den Zustand der Welt recht logisch und schlüssig erklärt. Zu beginn ist die Geschichte ein wenig langatmig¸ weil Thomas doch viel erklären muss. Mit der Zeit fängt sie sich und wird etwas schneller und fesselnder. Wohingegen die Annäherung zwischen Juna und David naturgemäss etwas langsamer vor sich geht. Langsam mit einem sich mögen am Anfang und langsam steigernd. Es wäre schade gewesen¸ wenn es anders verlaufen wäre. Ihr ganzes Leben wurde ihnen eingetrichtert¸ die Anderen sind die Bösen. Ihr Umgang miteinander ist dementsprechend vorsichtig. Zudem gelingt es Thomas¸ die Geschichte immer etwas offen zu halten. Mit seinen Irrungen und Wirrungen sorgt er dafür¸ für weitere Teile offen zu sein¸ ohne das Buch in sich stimmig zu beenden. Eine Dystopie¸ die mir gut gefallen hat¸ die ein wenig Zeit benötigte¸ den richtigen Schwung zu bekommen¸ die vom Stil jedoch genau die Sprache der Jugendlichen traf. Mit seiner Art¸ zwischen den einzelnen Gruppen / Lagern / Gegenspielern zu wechseln¸ sorgte er zudem für Abwechslung und Einblicke in deren Gedankenwelt. Es bleibt eine Geschichte¸ bei der einfach alles stimmt. Sympathische Charaktere mit Aussicht auf eine Fortsetzung.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355