Das Siegel der Finsternis
Der junge Tenan befindet sich in der Ausbildung zum Wasserzauberer. Das gefällt ihm zwar nicht¸ aber es scheint sein Schicksal zu sein. Tenan träumt von Abenteuern¸ von Gefahren¸ die er bestehen muss und vernachlässigt dabei all das¸ was ihm sein Meister Osyn beizubringen versucht.
Doch eines Tages¸ nachdem ein Unwetter das Inselreich Algarad heimgesucht hat¸ kommt Tenan seinen Träumen ein ganzes Stück näher. In einem Schiffswrack findet er einen geheimnisvollen Stein¸ der sein ganzes Leben ändern wird. Tenan ahnt nicht¸ dass es sich dabei um einen magischen Kristall handelt¸ den der Todesfürst Achest verzweifelt sucht. Und kaum hat Tenan diesen Stein in seinem Besitz¸ da macht er auch schon die unangenehme Bekanntschaft mit einem Schattenwesen.
Osyn erkennt den Kristall und schickt seinen Adept auf eine gefährliche Mission. Der Stein muss in die Hauptstadt des Reiches gebracht werden¸ denn nur in den Händen des Hochkönigs und seiner Dan-Krieger wäre die Bedrohung gebannt.
Tenan begibt sich auf die gefahrvolle Reise¸ die sich von Anfang an ganz anders entwickelt¸ als er sich das in seinen Träumen immer vorgestellt hat. Schon während des Weges auf seiner Heimatinsel Gondun begegnet er den ersten Gredows¸ grausamen Kriegern¸ die der Todesfürst erschaffen hat und die die ganze Insel schleifen¸ um den Kristall zu finden. Glücklicherweise ist Tenan nicht allein. Urisk¸ ein Fairin (eine Art Waldgeist) und alter Bekannter von Osyn¸ wird vom Zauberer dazu verpflichtet¸ seinen Schützling zu begleiten und auf ihn aufzupassen.
Die Reise beginnt und entwickelt sich zu einem gefährlichen Unternehmen¸ bei dem Tenan die Unterstützung des geheimnisumwitterten Kesselflickers Chast¸ des Kapitäns Harrid¸ der Nichte eines Piraten Eilenna und eines Vertreters vom Volk der Fisk-Hai Dex bekommt. Doch der Todesfürst und seine Schergen sind der kleinen Gruppe immer auf der Spur und der Weg nach Meledin wird zu einer Jagd quer durch das Inselreich.
Mit "Das Siegel der Finsternis" legt Markus Reichard einen Fantasy-Roman ganz in der Tradition des Herrn der Ringe vor. Es gibt die Gruppe Reisender um den eher unscheinbaren Helden¸ der am Ende über sich hinauswachsen muss¸ wenn er seine wahre Bestimmung erkennt¸ es gibt das Artefakt¸ welches unbedingt vor dem Feind in Sicherheit gebracht werden muss¸ es gibt Fantasywesen wie die Gredows¸ die stark an Orks erinnern¸ oder die Fisk-Hai¸ ein vergessenes Volk¸ das unter dem Meer lebt¸ es gibt den dunklen Feind¸ in diesem Fall den Todesfürst und seine Schattenwesen und es gibt die Reise¸ die die Helden unternehmen müssen¸ um das Artefakt und damit ihre Welt zu retten.
Das hört sich alles bekannt an. Und was den Ablauf der Handlung angeht¸ kann dieser Roman auch nicht wirklich überzeugen. Zwar findet der erste Teil der Reise zu Wasser statt und die große Höhle befindet sich gar unter dem Ozean¸ doch die Parallelen zu dem - wie ich vermute - großartigen Vorbildroman sind nicht zu leugnen.
Dennoch hat mich "Das Siegel der Finsternis" großartig unterhalten. Der Autor hat sich Gedanken gemacht¸ um eine einmalige Welt als Kulisse für seine Handlung zu kreieren. Er hat Protagonisten entwickelt¸ bei denen ich mich jetzt schon auf ein Wiedersehen oder besser -lesen freue. Sie alle bergen Geheimnisse¸ die der Autor am Ende des ersten Bandes noch nicht offenbart¸ sie alle haben Fehler¸ was sie menschlich und liebenswert macht und er konzentriert sich während der Handlung auf das Wesentliche¸ was den Roman sehr spannend macht. Keine unnötigen Erklärungen oder nebensächliche Handlungsstränge lenken von der Geschichte ab¸ dadurch wird es an keiner Stelle langweilig oder gar langatmig. Dieses Buch lebt davon¸ dass hier ein Autor sein Handwerk versteht. Da darf er es sich sogar leisten¸ altbewährte Muster zu stricken¸ denn er tut es gekonnt und im Sinne des Lesers.
Fazit: Ein gelungener und spannender Auftakt zu einer Trilogie¸ von der ich mir als Leser auch weiterhin beste Unterhaltung verspreche. Das ist Fantasy im klassischen Stil¸ wie ich sie mir wünsche¸ und die ich bedenkenlos weiterempfehlen möchte.
Eine Rezension von: Anke Brandt http://www.geisterspiegel.de