Das Schlangenschwert
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Ab sofort ist Tikkirej ein einsamer Junge. Gut¸ er hat Freunde¸ aber so plötzlich ohne Eltern ist auch nicht sehr schön. Er kann sich mit der Situation auf dem Planeten nicht abfinden und heuert auf einem Raumschiff an. Auf dem Raumtransporter kann er seiner atomar verseuchten Welt entkommen. Mit dem Neuroshunt im Kopf kann er als Modul auf dem Schiff arbeiten. Neuroshunts sind kleine Computer¸ der am Kopf¸ über dem Ohr angebracht wird. Mittels diesen Kleinrechners kann man diverse mediale Angebote annehmen¸ sich mit Rechnern verbinden und vieles andere mehr. Module lassen sich verkabeln und ihre Gehirne werden so zu einem Verbundrechner. Der Nachteil bei dieser Arbeit ist jedoch der¸ wer zu lange als Modul eingesetzt wird¸ verliert mit der Zeit seine Entscheidungsfreiheit und verlernt das selbstständige Denken. Nach weniger als einem halben Dutzend Flügen sind die Modul-Menschen geistige Wracks. Tikkirej hat Glück im Unglück und gelangt so auf den Planeten Neu-Kuweit. Ihm gefällt es hier so gut¸ dass er sich entschliesst¸ dort Bürger zu werden und die Staatsbürgerschaft beantragt. Seine Ankunft und sein Leben auf Neu-Kuweit erhalten jedoch sehr schnell eine neue Wendung. Es beginnt damit¸ dass er Stasj kennenlernt. Stasj ist ein eher undurchschaubarer Page¸ ein Diener des Imperiums. Doch nur wenige Tage später wird Neu-Kuweit angegriffen. Der Feind sind die Inej¸ die Planeten des Imperiums angreifen. Die beiden neuen Freunde fliehen von Neu-Kuweit und gelangen auf den Avalon¸ die Heimat der Sternenritter. Die Sternenritter sind etwas ganz besonderes¸ denn sie besitzen eine ganz besondere Waffe. Das sogenannte Schlangenschwert. Das Schlangenschwert ist eine halb technologische¸ halb lebende Waffe¸ die sich ihren Träger selbst aussucht. Als Tikkirej auf Avalon ankommt¸ wird er ebenfalls zu einem Stasj mit einem Schlangenschwert. Auf Avalon wird er in die Geheimnisse der Organisation eingeweiht und soll als Spion nach Neu-Kuweit zurückkehren.
Nach den WÄCHTER-Romanen¸ die beim Wilhelm Heyne Verlag erschienen¸ wirft man wieder einen genaueren Blick in Richtung Osten. Der Blick bleibt aber auch gleich wieder bei Sergej Lukianenko hängen. Auf seiner Internetseite zeigt er seine Vielseitigkeit. Von Jugenderzählungen bis zu Erwachsenenromanen findet sich dort sehr vieles und vor allem unterschiedliches. Mit dem Jugendbuch DAS SCHLANGENSCHWERT stellt uns der Verlag Beltz und Gelberg eine neue Seite des russischen Autors vor.
Der spannende Jugendroman ist aber durchaus für Erwachsene geeignet. Denn Tikkirej ist nicht einfach nur ein dreizehnjähriger Junge¸ der sich im Leben behaupten muss¸ er hängt auch seinen Gedanken nach und wird damit zu einem kleinen Philosophen. Er überdenkt immer wieder den Freitod seiner Eltern. Zuerst hält er sie nur für Feiglinge¸ die sich vor der Verantwortung und einem schwereren Leben drücken wollen. Je länger er sich mit dem Thema auseinander setzt¸ desto mehr ist er bereit¸ den Gedankengängen seiner Eltern zu folgen und sie zu verstehen. Ein Fazit¸ das er aus den Überlegungen zieht¸ ist das¸ er fühlt sich verpflichtet seinen toten Eltern gegenüber¸ für sich ein gutes Leben und eine bessere Zukunft aufzubauen. In alle seine Gedankengänge hinein fliesst langsam die Sicherheit das jeder Mensch ein Recht auf Selbstbestimmung hat. Darin bestärkt ihn auch sein Freund Lion¸ den er auf Neu-Kuweit kennenlernte. Die Selbstbestimmung ist es aber auch¸ die ihn unsicher werden lässt. Wenn er nach Neu-Kuweit als Spion geschickt wird¸ ist das keine Selbstbestimmung mehr. Er wird dazu gedrängt¸ etwas zu unternehmen¸ von dem gesagt wird¸ dass es so richtig ist. Aber wie kann ein Junge eine solche Entscheidung treffen?
Der Kosmos von Sergej Lukianenko ist farbenprächtig¸ und erinnert ein wenig an Cyberpunk¸ wenn es darum geht¸ die Technik zu beschreiben. Der Neuroshunt oder gar das Schlangenschwert¸ dass Ähnlichkeit mit einer Neuropeitsche besitzt. Dann wieder der Ritterorden¸ der mich an die Jedis aus STAR WARS erinnert oder auch einige der anderen Rassen die in diesem Kosmos leben.
Ähnlich wie in seinen WÄCHTER-Romanen ist auch hier keine Handlung überflüssig. Alles gehört irgendwie zusammen. Manchmal sehr überraschend.
Das kostengünstige Taschenbuch liegt gut in der Hand¸ die Schrift lässt sich gut lesen und trotzdem hat man nicht das Gefühl¸ trotz der 640 Seiten¸ vom Buch erdrückt zu werden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355