Das Phantom - Gefahr aus der Tiefe
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Jessica Sanchez ermittelt in einem Entführungsfall. Ein kleines Mädchen wurde entführt. Ausgerechnet zu dem Zeitpunkt¸ da die Hausangestellte telefonierte. Der Entführer passte den Moment sehr gut ab. Die Hausangestellte gab der Polizei zu Protokoll¸ das Kind sei durch einen riesigen Kraken entführt worden. Niemand schenkt den Worten der Hausangestellten Glauben. Lediglich die Polizistin Sanchez zieht¸ um sich abzusichern¸ den Meeresbiologen Professor Steven Schuster zu Rate. Professor Schuster erforscht schon seit Jahrzehnten das Verhalten und die Lebensweise von Kraken. Die intelligenten Kopffüssler faszinieren ihn und man könnte ihn fast als Gegenstück zum Pferdeflüsterer sehen. Professor Schuster untersucht selbstverständlich die Spuren am Tatort¸ die durchaus von einem Kraken stammen könnten. Wirklich Glauben schenken will er dieser Theorie jedoch nicht. Noch währen der Ermittlungen häufen sich an der Küste von Florida seltsame Begebenheiten. Menschen verschwinden von einem Augenblick auf den anderen spurlos. Andere findet man tot auf. Im gleichen Zeitraum findet man aber auch andere¸ grössere Meerestiere¸ tot auf¸ die alle die gleiche Besonderheit besitzen¸ kreisrunde Wunden. Bei einem toten Bullenhai finden die beiden ungleichen Ermittler einen Zahn¸ der von einem Kalmar stammen könnte. Professor Schuster hält die Theorie des mordenden Kraken immer noch für ein Hirngespinst. Er kann aber nicht abstreiten¸ dass einige Indizien für die ungewöhnliche These sprechen. Gegen den Willen seines Vorgesetzten nimmt er mit der Polizistin eine Spur auf¸ die ihn zunächst nach Südamerika führt. Die Suchaktion verläuft am Orinoko¸ dem grössten Fluss Venezuelas¸ zuerst einmal im Sande. Im letzten Moment finden sie jedoch nicht nur ein wenig zueinander¸ sondern auch auf einen weeiteren Hinweis.
Das Buch Phantom stellt den ersten Versuch des Fachbuchautors Markus Bennemann dar¸ im Thrillergenre Fuss zu fassen. Leider beginnt das Buch mit einer Information¸ die man gern nicht hätte. Denn mit der Aussage: „Der Krake ist der einzige Kopffüßer¸ der an Land geht“ (Seite: 5¸ wird jeder Spannungsbogen bereits im Vorfeld zur Strecke gebracht. Dadurch wurde aus dem Thriller nur ein Spannungsroman.
So schlecht¸ wie sich der erste Absatz liest¸ ist das Buch dann doch nicht. In die belletristische Handlung fügt Markus Bennemann immer wieder Wissenswertes über Kraken und ihre Unterarten ein. Aus der Mischung von Dialogen und gut verständlicher Darstellung gelingt es ihm¸ ein lehrreiches Abenteuer zu schildern. Seine sorgfältige Arbeit als Sachbuchautor findet sich auch in diesem Werk wieder. Ich bin kein Wissenschaftler¸ aber logische Fehler fand ich nicht. Seine erzählerische Sorgfaltspflicht springt auch auf die Figuren der Erzählung über. Sie entsprechen zwar dem Klischee anderer Tier-Horror-Romane wie Tarantula ¸ Der weisse Hai und andere¸ wirken aber dennoch nicht austauschbar. In der Regel etwas überhöht dargestellt¸ sind sie dennoch glaubwürdig. Obwohl ich manchmal bei Steven den Eindruck hatte¸ einen grossen Jungen vor mir zu haben und keinen gestandenen Erwachsenen. Jessica¸ klischeebedingt die gefühlsstarke Frau¸ verhält sich mit ihrer kühlen Logik eher wie Mr. Spock. Nervig hingegen fand ich den Reporter Reginald Finch. In seinem Wahn etwas aufdecken zu wollen¸ reist er Schuster und Sanchez bis in den Dschungel Venezuelas hinterher.
Alles in allem ein guter Spannungsroman¸ der fesseln und mitreissen kann.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355