Das Königreich jenseits der Wellen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Abraham Quest¸ reichster Mann und mächtigster Fabrikant von Jackal¸ nimmt Verbindung Professorin Amelia auf. In seinem Besitz befinden sich zwei der verschollenen sagenhaften Kristallbücher der Camlantiker. Bücher¸ für die er einen Haufen Geld hinlegte. In ihnen handelt es von einer reichen und pazifistisch lebenden Zivilisation. Zudem befindet sich darin ein Hinweis auf die Lage der verschwundenen Stadt.
Im Dienste von Abraham Quest und nicht mehr der bornierten Wissenschaftsbürokraten begibt sie sich auf die Forschungsreise nach Camlantis. Was Amelia nicht weiss ist¸ dass ausgerechnet der Expeditionsfinanzierer Abraham Quest durch rücksichtslose Börsenspekulationen Amelias Vater in den Selbstmord trieb. Eine Expedition wird ausgerüstet. Amelia fährt mit einem in die Jahre gekommenen Tauchboot in eine der gefährlichsten¸ unerforschten Gegenden der Welt. Ihr Weg führt sie in die entlegene Dschungelwelt von Liongeli¸ wo sie in der Begleitung von amazonenhaften Söldnerinnen und begnadigten Schwerverbrechern ihre Abenteuer und Kämpfe zu bestehen hat. Als eine Art fünfte Kolonne befindet sich in ihrem Trupp ein Saboteur.
Neue Helden¸ fantastische¸ drachenähnliche Wesen und Absonderlichkeiten braucht die Literatur. So könnte man sich dem zweiten Band von Stephen Hunt nähern. Neben einer viktorianisch anmutenden Welt namens Jackal findet sich vieles¸ was die Abenteuergeschichten des 19ten Jahrhunderts ausmachen. Viele weisse Flecken auf der Weltkarte lassen vermuten¸ dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt¸ als die Wissenschaft ahnt. So führt den Leser die Forschungsreise der Amelia Harsh in die Dschungelwelt von Liongeli mit ihrem Pflanzenschwärmen oder verwilderten Dampfmännern¸ die sich im Öl ihrer mechanischen Feinde oder dem Blut von Menschen suhlen. Es ist eine bedrohliche und seltsame Welt¸ die der Leser kennenlernt. Dabei nimmt sich der Auutor viel Zeit und Platz¸ um möglichst viel seiner Welt vorzustellen. Manchmal verzögert dies ein wenig den Handlungsverlauf. Aber dies hat nur den Anschein¸ denn Stephen Hunt bietet damit auch ein wenig Ruhe in seiner aufregende Erzählung. Mehrere Erzählstränge gilt es die Aufmerksamkeit zu schenken¸ denn sie werden noch miteinander verflochten¸ sorgen für überraschende Wendungen und dienen bester Unterhaltung. Die Bücher von Stephen Hunt sind bezaubernd¸ fremdartig¸ intelligent. Eine kreative neue Utopie mit ungeahnten Variationen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355