Das Königreich der Lüfte
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Im Mittelpunkt der Handlung stehen die Waisenkinder Oliver und Molly. Die beiden ungleichen Heldenpersonen leben zwar in der gleichen Stadt¸ kennen sich jedoch nicht¸ da jeder in irgend einem anderen Stadtviertel zu hause ist. Und doch sind sie es¸ die durch die gemeinsame Bedrohung zueinander finden. Innerhalb kürzester Zeit werden die beiden zu Gejagten. Oliver¸ der miterleben muss¸ wie sein Onkel ermordet wird¸ Molly Templar ins Waisenhaus zurück kehrt¸ und dort niemand mehr am Leben ist. Eine entsetzliche Bluttat löschte alles Leben aus. Und dabei war man hinter Molly her.
Die Erzählung selbst beginnt im unbekannten Königreich Jackals¸ von dem bislang kein Leser etwas in Erfahrung bringen konnte. Während die Erzählung langsam losgeht¸ erfahren wir von paradiesischen Zuständen¸ wie sie schöner nicht sein könnten. Dieser Eindruck ist jedoch nur oberflächlich¸ denn die sozialen Spannungen zwischen Arm und Reich nehmen langsam zu. Das Land ist mächtig und unterliegt einer straffen Führung. Es ist verbündet mit einem starken Maschinenvolk das sich durchaus von Gefühlen leiten lässt und in dieser Hinsicht dem Mensch in nichts nachsteht und wird zudem noch von dem eher geheimnisvollen Wolkenrat unterstützt. Die einzige Sicherheit¸ mit der das Land prahlt¸ ist eine einzigartige Luftflotte. Solange die königlich-aerostatische Marine am Himmel kreuzt scheint noch alles in Ordnung.
Stephen Hunt bietet mit seinem Roman etwas Neues. Eine phantastische Welt. Nun¸ das reicht noch nicht¸ aber eine Welt¸ die sich in vielen Dingen Grundlegend von anderen Erzählungen unterscheidet. Stephen Hunt ist ein Weltenerfinder¸ der sich in seiner eigenen Welt verliert. Ihm gelingt es immer wieder¸ neue Einzelheiten aus dem Hut zu zaubern und die Leser zu verblüffen. Ich habe eine grosse Hochachtung vor seinem Universum¸ dass er für sich entwirft und die Leser daran teilhaben lässt. Seine fesselnde Welt jedoch leidet unter einer ansteckend wirkenden Handlungsarmut. Zudem sind seine Figuren¸ bis auf Molly und Oliver¸ nicht gut ausgearbeitet. Ich habe mir immer ein wenig mehr an Wissenswertem über die beteiligten Personen gewünscht.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355