Das Isis-Tor
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Doch von vorn. Die blonde¸ fünfunddreissigjährige Heldin dieser Erzählung heisst Sonja¸ studierte Archäologie und schloss ihr Studium mit einer Arbeit über Nofretete¸ deren Büste im Berliner Alten Museum auf der Museumsinsel steht¸ ab. Sie war schon immer von dieser weltbekannten¸ dennoch geheimnisumwitterten Herrscherin des alten Ägyptens fasziniert. Vor mehr als 3300 Jahren wurde von ihr eine Büste hergestellt¸ die seit der Auffindung im Jahr 1912 für Spekulationen sorgt. Leider brachte die Beschäftigung von Sonja mit der Pharaonin nicht sehr viel ein. Nun arbeitet sie an der Seite ihres Professors¸ statt im heissen Wüstensand nach Altertümern zu graben. Ihre Chance kommt¸ als in Ägypten der Grabungsleiter verschwindet¸ der die Suche nach der Grabstätte Nosfretetes vorantreibt. Das ägyptische Altertumsamt fragt bei Sonja an¸ ob sie nicht die Leitung des Suchtrupps übernehmen möchte. Besser so als gar nicht¸ denkt sie und nimmt die Aufgabe an¸ sehr zum Verdruss ihres Freundes Claus Bronnbach. Dessen Trauer dauert nicht lange¸ er beschäftigt sich statt mit Altertümern mit einer jungen Studentin. Sonja hingegen muss sich erst einmal bei der Ausgrabungsgruppe durchsetzen. Verständlicherweise fühlen sich die einzelnen Mitglieder übergangen. Erst als die Auseinandersetzungen bereinigt sind¸ kann daran gegangen werden¸ die Suche aufzunehmen. Nach anfänglichen Reibereien und Animositäten der sich übergangen fühlenden Mitarbeitern gehen die Forschungsarbeiten inclusive der Suche nach dem verschollenem Grabungsleiter erfolgsversprechend voran.
Sonja Morhardt lernt einen netten Physiker mit Namen Jonas kennen¸ zu dem sie sich hingezogen fühlt¸ dessen Spinnereien die Wissenschaftlerin über die Isis-Tore sie nicht teilen kann. Sein Hintergrund sind die Möglichkeiten von Zeitreisen. Einen Ausflug in die Wüste mit kleinem Tet-a-tet nimmt sie gerne an. Eine folgenschwere Entscheidung¸ wie sich alsbald heraus stellt. Denn das bekannte Leben endet um einem neuen Leben Platz zu machen. Mit dem für Sonja so unglaublichen Umstand¸ in der Vergangenheit gelandet zu sein¸ zur Zeit der sagenhaften Nofretete und ihres Mannes Echnaton. Sie landen in Achataton¸ die Pharao Echnaton zu Ehren des einen Gottes Aton aufauen liess. (übrigens gehen alle Ein-Gott-Religionen in Vorderasien auf ihn zurück. Das Forscherpaar wird von den Schergen des Pharao gefangen genommen¸ eingesperrt¸ hochnotpeinlich befragt und auch sonst nicht zimperlich behandelt. Sie treffen auf den Zeitreisenden Nachtpaaten¸ der ihnen bei der Flucht behilflich ist. Uneigennützig jedenfalls nicht. Die Gegenleistung für seine Hilfe: Sie sollen ihm behilflich sein¸ das Totenbuch der Isis zu finden. In dem Buch soll beschrieben sttehen¸ wie eine Totenerweckung vonstatten geht. Zudem soll dort das Geheimnis der Zeitreise beschrieben sein. Denn die unfreiwilligen Zeitreisenden möchten in ihre Zeit zurück. Doch es gibt da noch eine kleine Gruppe verschwörerischer Priester¸ die sich die sieben Skorpione nennen.
Seit den ersten Ausgrabungen¸ der Erboberung durch Napoleon und darüber hinaus ist Ägypten ein Land der Geheimnisse. Gerade die aufgeklärten Europäer waren es¸ die das Landes ausplünderten¸ kein Respekt vor Toten zeigten und im Namen der Wissenschaft Schätze stahlen. Dieser Diebstahl von Kunst ist bis in die heutige Zeit ein Streitpunkt zwischen den Regierungen. Im Fall der Büste von Nofretete wird davon gesprochen¸ es sei zu gefährlich sie zu transportieren. Daher könne man sie nicht zurückgeben. Aber eine erneute Untersuchung der Büste konnte vorgenommen werden. Und es wurde nicht das Gerät transportiert.
Es gibt inzwischen hunderte von Romanen¸ die sich der Herrscherin Nofretete und ihrem Mann Echnaton beschäftigen. Warum sollte also eine Jugendbuchautorin nicht auch das Thema für sich gewinnen? Mit ihrer verärgerten Heldin¸ die sich nicht mit einem Job an der Uni abfinden will¸ mit einer kaputten Liebe und einer neuen ist dieser Roman trotz der Zeitreise eher ein Liebesroman mit ungewöhnlichen Handlungshintergrund. Die Verschwörung¸ andere Zeitreisende etc. wirkt dann etwas zu aufgesetzt und bietet keine runde Geschichte. Selbst die Beschreibungen der wissenschaftlichen Untersuchungsmethoden¸ der Grabungsarbeiten etc. werden nur oberflächlich beschrieben¸ so als sei ihr dies nicht wichtig und nur Mittel zum Zweck. Aber auch die Beschreibung der Vergangenheit ist eher oberflächlich gehalten. Aus diesem Grund würde ich den Roman eher als historisch angehauchten Liebesroman bezeichnen.
Die anderen Bestandteile des Roman sind mit der Verschwörung eher ein Thriller¸ mit der Gefangennahme eher ein Krimi¸ die Idee mit den Star Gate ähnlichen Toren ein SF-Roman. Das Buch lässt sich nirgends einordnen. Die Geschichte ist recht unausgereift.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355