Das grosse Aufräumen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Frank Swann ist zäh¸ aber auch er schwimmt nicht allein mit den Haien. Swann tut alles¸ um seine leidgeprüfte Frau Marion zu schützen¸ und beruft sich dabei auf die Ermittlungsbefugnisse seines Freundes und Forschers Dennis Gould: „Man könnte ihn sogar als Partner bezeichnen¸ aber jetzt war er auf der Flucht“. Da er ein regelmässiges Einkommen braucht¸ beginnt Swann für Heenan zu arbeiten¸ den Fixer und Lakaien des neuen Premierministers¸ der „einen Fixer für sich selbst brauchte“. Swanns Arbeit¸ der als vielseitiger Sicherheits- und Gegenspionage-Mann ins Rampenlicht gerückt ist¸ setzt ihn unweigerlich der düsteren Welt von Tricks¸ hinterhältigen Investitionen und alten und neuen Morden aus.
Bei der Navigation durch diese tückischen Gewässer kreuzen sich die Wege von Swann und seinem alten Freund Gerry Tracker¸ einem Yamatji-Mann und einem von Swanns ältesten Sparringspartnern. Gerry's Sohn Blake ist kein Unbekannter im Gefängnis oder auf den Fäusten von Polizisten und ist gerade aus der Jugendhaft in Longmore geflohen. Blake ist nicht der einzige¸ der auf der Flucht ist. Des Foley¸ der Guten-Morgen-Bandit¸ ist zurück im Westen und hat selbst noch eine Rechnung zu begleichen¸ darunter eine mit dem geizigen Vermieter seiner Mutter¸ Sam Mostel. Und dann ist da noch der neue Premierminister selbst¸ Rob Farrell¸ zu dessen Problemen auch sein zunehmend unberechenbarer Vater Stormie gehört. Wie Heenan es ausdrückt¸ „seine Leber ist kaputt¸ sein Blut vergiftet und sein Kopf ist nicht in Ordnung“.
Die wichtigste Figur in Old Scores ist jedoch wohl Perth selbst. Viele der ikonischen Wahrzeichen der Stadt befinden sich hier: das Kenotaph im Kings Park auf dem Mt. Eliza¸ die Old Swan Brewery unten am Fluss¸ das Gefängnis von Fremantle in den Tagen vor seinem berüchtigten Aufstand. Die Bauarbeiten an der Stelle¸ an der das Burswood Casino entstehen sollte¸ stecken noch in den Kinderschuhen¸ aber es ist bereits ein grosses Geschäft¸ und jeder will ein Stück vom Kuchen abhaben. „Jede Partei ist wie ein Geschäftstreffen¸ jedes Geschäftstreffen wie eine Party; das ist der westaustralische Weg“.
Mittendrin steht Frank Swann entschlossen¸ der stoischste aller Krimi-Helden. Wenn sich sein Herz und seine Fäuste im Laufe der Zeit verhärtet haben¸ dann ist es die Stadt¸ die sich verhärtet hat. Trotz allem sind es die einfachen Vergnügungen¸ die am längsten anhalten¸ lange nachdem das Summen eines Schnupfens von Goey oder eines Rendezvous mit einer Northbridge-Prostituierten zu verblassen beginnt. Alles¸ was Frank wirklich will¸ ist „am Strand neben Marion spazieren gehen¸ die Sonne auf seinem Gesicht¸ den nassen Sand unter seinen Füssen“.
Ein gellungener Krimi aus Australien.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355