Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Merrily ist darüber erfreut¸ dass ihre kleine Gemeinde ihr langsam Vertrauen schenkt. Die sonntagabendlichen Meditationsrunden werden gern angenommen. Selbst jene¸ die sonst den Gottesdiensten fernbleiben. Leider muss sie sich zunächst mit einem Problem ausserhalb ihrer Geminde befassen. Merrily Watkins¸ Beraterin für spirituelle Grenzfragen¸ wird zu einem alten Spukhaus gerufen. Von höchster Stelle nach Garway abkommandiert¸ soll sie das baufällige Meisterhaus neben einer alten Templerkirche begutachten. Derweil wird eine andere Pfarrerin die Vertretung in ihrer Pfarrei übernehmen. Merrily hat eigentlich keine Lust dem Fall nachzugehen. Das Haus soll renoviert werden. Der Bauleiter und seine Männer weigern sich¸ darin weiterzuarbeiten. Einer Mitarbeiterin soll etwas sehr Unangenehmes und Uner-klärliches passiert sein. Es handelt sich um Fuchsia¸ eine Frau die sich von einem Geist¸ der angeblich im Meisterhaus spukt verfolgt fühlt. Der Bauleiter äussert die vorsichtige Vermutung¸ dass das Haus nicht restauriert werden möchte. Leider kann Merrily den Auftrag nicht ablehnen¸ kommt er doch angeblich von Prinz Charles. Merrily Watkins fragt sich¸ ob sie wirklich zur Beraterin für spirituelle Grenzfragen geboren ist¸ also als Exorzistin. Dennoch macht sie sich auf den Weg¸ um zu prüfen¸ ob der neue Fall in ihr Aufgabengebiet fällt. Merrily ist der Ansicht¸ dass eine Segnung des Hauses das Problem löst¸ was mit der Ermordung von Fuchsia und dem Bauleiter sich als Trugschluss herausstellt. Zwangsläufig nimmt Merrily Nach-forschungen über die Geschichte des Meisterhauses auf. Sie entdeckt die bewegte Geschichte des Hauses¸ denn das Oberhaupt der Templer soll sich hier aufgehalten haben. In den 1970er Jahren diente das Haus einer Gruppe von Männern und Frauen¸ die dunkle Magie beschworen. Sie stellt dem ortsansässigen Pfarrer und den Dörflern Fragen. Und plötzlich soll Merrily die Finger davon lassen. Entgegen der Anweisung versucht sie¸ Licht ins Dunkel zu bringen¸ weil sie die Präsenz des Bösen vor Ort selbst überdeutlich spürt. Langsam formt sich aus den widerwilligen Ant-worten des Pfarrers und der Dörfler ein Bild¸ das von abstossender Hässlichkeit ist. Hier geschah viel Böses und etwas ist über die Jahrhunderte geblieben. Merrily weiss nur¸ dass die Wurzeln des Bösen tief in die Vergangenheit reichen und dass sie es mit etwas zu tun hat¸ das sehr nachtragend ist.Die ist mittlerweile der neunte Teil der Merrily Watkins Mystery-Reihe und präsentiert diesmal besonders gruselige und unheimliche Unterhaltung. In Verbindung mit dem geschichtlichen Hintergrund der Templer wirkt die Geschichte sehr interessant. Wie immer muss man bei Phil Rickmans Romanen mit einem erneut sehr packenden Krimi rechnen. Vom Start an bis zum Ende bleibt der Roman spannend. Die vielen unterschiedlichen Handlungsstränge innerhalb der Geschichte werden im Laufe der Erzählung zu einem stimmigen Ganzen. als Leser sollte man auch das Augenmerk auf die Kleinigkeiten richten¸ die anfangs bedeutungslos erschienen. Phil Rickman beweist einmal mehr¸ er ist ein Meister darin¸ die ver-schiedensten thematischen Punkte miteinander zu verknüpfen. Diesmal gibt es nicht nur die Mutter-Toochter-Beziehung¸ oder die Merrily-Lol-Beziehung oder die Tochter-Freund-Beziehung¸ sondern junge Liebe¸ Dorfklatsch und zu guter Letzt Stress mit Templern und dem Königshaus. Es kommt mal wieder alles zusammen. Merrily selbst übernimmt sich¸ sie isst zu wenig¸ raucht dafür zu viel und bemerkt nicht¸ was hinter ihrem Rücken vor sich geht. Phil Rickmans Geschichte wirkt durch seine Sprache und seinen Erzählstil lebendig.
Das Thema Kirche und Exorzismus ist nicht neu¸ aber immer wieder interessant und unterscheidet sich vom Inhalt der üblichen Kriminalromane. Die Pastorin ist eine sehr sympathische Frau. Der Roman liest sich flüssig¸ und es ist spannend zu sehen¸ wer alles seine Finger im Spiel hat¸ um Merrily psychisch zu schaden. Sie ahnt zu diesem Zeitpunkt nicht¸ was oder wer hinter den Vorfällen steckt. Dazu das düstere Thema Exorzismus¸ dass bildlich gut dargestellt wurde und die Atmosphäre der Handlung aufwertete. Die Hauptpersonen werden von Phil Rickmann plastisch und lebensnah und damit sehr gut beschrieben. Ihm gelingt es¸ mühelos Merrilys Ängste und Unsicherheit hervorzuheben.