Das Gerücht vom Tod
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Graz ist die Landeshauptstadt der Steiermark. Mit ihren über 250.000 Einwohnern ist sie die zweitgrößte Stadt der Republik Österreich. Im Jahr 2003 wurde die Universitäts- und Statutarstadt zur Kulturhauptstadt Europas. Ausserdem wurde sie zur Menschenrechtsstadt ernannt und erhielt den Europapreis. Die Altstadt von Graz gehört inzwischen zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Die Grazer Burg ist eine ehemalige Habsburger Residenz mit der als Baujuwel geltenden gotischen Doppelwendeltreppe aus dem Jahr 1499.
Major Franz Hackher zu Hart erhielt im Mai des Jahres 1809 den unsinnigen Befehl¸ den Schlossberg mit der habsburger Residenz gegen die anrückenden napoleonischen Truppen zu verteidigen. Gemeinsam mit 17 Offizieren und 896 Soldaten hielt er die Festung gegen die Feinde Österreichs. Die Franzosen standen mit über 3000 Mann gegen die Burg¸ während sich die Stadt kampflos ergab. Die Franzosen unternahmen acht erfolglose Sturmangriffe und erst nach dem ausgehandelten Waffenstillstand zog Major Hackher mit seinen Leuten ab. Dem heldenhaften Verteidiger wurde vor einhundert Jahren¸ nach einhundert Jahren¸ 1909 ein Denkmal gesetzt - der sogenannte 'Hackher-Löwe'.
Die Erzählung:
Im Frühsommer des Jahres 1809 marschieren die Truppen Napoleons in die Stadt Graz ein. Einige hundert Männer unter Major Hackher verteidigen das über der Stadt liegende Areal der Burg. Doch zuerst lernen wir Matthäus kennen¸ der in der Stadt unterwegs ist¸ um auf der Burg zu helfen Palisaden zu bauen etc. Kriegsfest zu machen. Dabei lernen wir seine Frau Hilda kennen und seinen Sohn. Und wenig später ist der Sohn verschwunden. Die Frau ist der Panik verfallen und sucht in der hereingebrochenen Dunkelheit verzweifelt und erfolgslos nach ihrem Sohn.
Dann lernen wir den Apotheker der Stadt kennen und seine kranke Tochter. Er setzt Himmel und Hölle in Bewegung¸ um sie von ihrer Krankheit zu heilen. Eine verzweifelte Suche nach Hilfe.
Dann kommt noch ein Fremder ins Spiel¸ dem die Einheimischen erzählen¸ dass sie Angst vor Hexen haben¸ die die Kinder stehlen.
Das ist jedoch nicht alles¸ was der Schriftsteller Robert Preis zu bieten hat. Es ist eine fesselnde historische Erzählung vor einem gut recherchierten Hintergrund. Als ich selbst anfing für die Rezension nach Informationen über das Jahr 1809 und die Franzosen in Graz zu suchen¸ fand ich vieles wieder¸ was Robert in seinem Buch untergebracht hat. Bei historischen Romane befürchte ich immer ein trockenes Geschichtsbuch mit etwas Handlung in die Hand gedrückt zu bekommen. Oder genau das Gegenteil¸ eine Buch mit viel Handlung¸ wo die Historie nicht stimmt. Robert schafft die Gratwanderung und kann sogar in Nebensätzen Handlung unterbringen wo andere Autoren ganze Abschnitte benötigen. Da gibt es die Szene mit der Wirtstochter¸ die in die Schankstube kommt und ihr Mieder richtet. Seiten später wird erzählt wie ein Mann sich mit ihr vergnügte und sie dann gerufen wird. Ein¸ wenn auch nebensächlicher¸ Handlungsstrang¸ der in der Lage ist¸ die Handlung fesselnder zu gestalten. Dies ist nur ein Beispiel¸ wie der Autor eine gelungene Umsetzung von Handlung und Personen vornimmt.
DAS GERÜCHT VOM TOD ist ein gelungenes Buch¸ dessen Titel mir ein wenig fehl am Platz vorkommt. Ich sehe die Verbindung nicht¸ die Titel und Buch miteinander eingehen sollten.
Bei all den Wanderhuren¸ Wanderchirurgen und ähnlichen Romanen fällt dieser Roman positiv auf. Es ist keine 'starke' Frau der Mittelpunkt¸ die aus der heutigen Zeit in irgend ein vergangenes Szenario gepresst wird. Es sind verschieden Handlungsträger die sich aufmachen¸ vor dem Hintergrund der Franzosenfeldzüge¸ den Verlust eines Kindes zu klären.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355