Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Vor langer Zeit lebte im Land Osten Ard die Sithi¸ ein Elbenvolk. Dann kamen jedoch aus dem hohen Norden die Menschen und vertrieben die Elben mit ihrem kalten Eisen. Mit Hilfe schwarzer Magie gelang es Ineluki¸ dem Sohn des Elbenkönigs¸ die Reste seines Volkes zu retten. Ineluki Sturmkönig selbst soll dabei gestorben sein. Seit der letzten Schlacht ging die Herrschaft von einem König auf den nächsten über. Der siebte König ist Johan Presbyter¸ der den Feuerdrachen Shurakai erschlug und sich aus dessen Knochen einen Thron bauen liess. Als Johan mit über hundert Jahren stirbt¸ hinterlässt er zwei Söhne. Der ältere Sohn Elias wird der neue König von Osten Ard. Elias gerät dabei immer tiefer in die Abhängigekeit und den finsteren Einfluss seines Ratgebers Pryrates. Pryrates ist ein machtgieriger Zauberer¸ der selbst die Macht im Land an sich reissen will. Dabei versucht er den neuen König so zu formen¸ dass dieser nur als Marionette fungiert. Er redet Elias ein¸ sein Bruder Josua wäre eine Gefahr für ihn. Aus diesem Grund schliesst Elias einen Pakt mit den Nornen. Die Nornen sind bleiche¸ in schwarz gekleidete und verhüllte Personen¸ von denen er das Schwert mit dem Namen Leid erhält. Leid ist eines der drei magischen Schwerter¸ zu denen Dorn und Minneyar gehören¸ die im Land Osten Ard existieren. Eienr alten Legende nach können nur die drei Schwerter gemeinsam die Rückkehr des untoten Sturmkönigs verhindern. Für den Pakt als Gegenleistung versprach Pryrates den Nornen das Leben von Josua. Josua wird ohne wissen von Elias von Pryrates in den Verliesen des Hochhortes gefangen gehalten. Dort findet ihn Simon Pilgrim¸ der wegen seines tollpatschigen Verhaltens von Rachel¸ der obersten Kammerfrau ab und zu Mondkalb genannt wird. Simon ist ein neugieriger Küchenbursche dessen Hauptaufgabe darin besteht¸ sich vor der Arbeit zu drücken¸ der viel lieber Abenteuer erleben würde¸ als den eintönigen Arbeiten in der Küche zugeteilt zu sein. Der Rotschopf ist Waise¸ sein Vater ertrank vor seiner Geburt¸ die Mutter während seiner Geburt. Er wurde vom Gesinde der Burg aufgezogen und erhält vom greisen Gelehrten Morgenes eine Unterweisung in Lesen und Schreiben¸ sowie der Geschichte des Landes Osten Ard. Als Simon Morgenes von seiner Entdeckung berichtet¸ befreien sie den jüngsten Königssohn. Pryrantes erfährt von der Tat und nun beginnt das Abenteuer¸ von dem der fünfzehnjährige Junge immer geträumt hat¸ mit dem Tod seines Lehrers. Er flieht¸ nur mit einem Manuskript seines alten Meisters und einer vagen Wegbeschreibung¸ in das Land Naglimund¸ wo Elias sein eigenes Reich hat. Simon wird zu einem Gejagten¸ der allmählich begreift¸ dass etwas Unerhörtes im Gang ist. Der erste Teil seiner abenteuerlichen Reise führt Simon durch die Tiefen unter dem Hochhorst der Königsburg¸ die früher eine gewaltige Stadt der Sithi darstellte. Lange Zeit irrt er durch dunkle Gänge und Säle¸ treibt langsam in den Wahnsinn¸ bevor er endlich einen Ausgang findet. Auf seiner Flucht trifft er auf eine Anzahl von Reisegefährten. Während der Geschichte¸ vor allem der Reisen¸ kann man beinahe zuseheen¸ wie sich Simon vom tolpatschigen Jungen zu einem tatkräftigen jungen Mann verändert. Etwa den freundlichen Troll Binabik und das Mädchen Marya. Oder gar den geheimnisvollen Sithi¸ den er aus einer Falle befreit und als Dank einen weissen Pfeil geschenkt erhält. Später werden sie ihn wieder treffen und er wird sich als Jiriki¸ Prinz der Sithi vorstellen.Trotz aller Wagnisse gelingt es Simon mit Hilfe einiger menschlicher und nicht-menschlicher Gefährten¸ die Burg Naglimund von Prinz Josua zu erreichen. Als Befreier des Prinzen ist es selbstverständlich¸ ihm Schutz zu bieten. In seiner Burg erfährt man durch Prinz Josua viel über die Hintergründe der schrecklichen Herrschaft seines älteren Bruders Elias. Hier wird die Geschichte um die drei Schwerter bekannt gemacht und weil als einziges Schwert Dorn in möglicher Reichweite ist¸ macht sich eine Reisegruppe auf. Das Schwert zu bergen. Durch den frühen Winter¸ verursacht durch Sturmkönig Ineluki¸ kämpft man sich langsam zu Josua zurück. Unterwegs treffen sie auf einen Drachen¸ den Simon mit Dorn verletzt. Angespritzt vom Drachenblut bleicht dieses ihm sein Haar und er erhält den Beinamen Schneelocke. Unterdessen wird Naglimund von Elias angegriffen und fällt. Josua muss fliehen und nimmt Teile seines Hofstaates mit. Ziemlich passend zu Tad Williams Geburtstag am 14.03. erschienen die ersten beiden Bände seiner Schwerter-Quadrologie.
Wie jedes Buch hat dieses seine guten und schlechten Seiten. Beschreibungen¸ wie die Charaktere oder der Stil von Tad Williams gefielen mir wirklich gut. Auf der anderen Seite besass das Buch zahlreiche langweilige und für den Leser uninteressante Stellen¸ weil der Schreibstil von Tad Williams ist ziemlich ausschmückend ist. Unangenehm war das nervige umblättern¸ wenn man im Glossar etwas nachschlagen will. Irgendwann habe ich dann aufgehört und mich nur noch von der Geschichte treiben lassen. Dennoch¸ der Roman ist es Wert¸ jede von den 957 Seiten¸ gelesen zu werden. Was mir an der einen Stelle als langatmig bis langweilig erschien¸ wurde an anderer Stelle plötzlich wichtig und die Zusammenhänge erkennbar. Das Land selbst besitzt eine eigene Geschichte und mit diesem sehr ausführlichen Hintergrund wird die Geschichte erlebbar. In vielen Dingen wurde ich dabei an J. R. R. Tolkiens Herr der Ringe erinnert¸ obwohl hier eine eigene Geschichte vorliegt und kein Abklatsch des berühmtesten Fantasy-Werkes. Tad Williams schildert eine Welt und ihre Menschen¸ ihre Sitten¸ Sagen¸ Religionen und Sprachen so ausgefeilt und glaubwürdig¸ dass man sich im späteren Verlauf der Geschichte im höchsten Masse daran erfreuen kann. Die Genauigkeit der Einzelheiten der Welt von Osten Ard lassen eine spürbare Wirklichkeit und einen hohen Wiedererkennungswert aufkommen. Tad Williams Schreibstil ist sehr gefühlsbetont. Er passt sich der jeweiligen Stimmung der Handlung gekonnt an. Wenn Tad Williams von Simons Träumereien schreibt¸ ist die Erzählung schon fast träumerisch-schmeichelnd¸ wenn sich plötzlich Gefahr bemerkbar macht¸ wird der Stil schnell¸ fast gehetzt. Das führt zu einem in die Geschichte abtauchen¸ sich darin fast verlierend und das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollend. Wer sich nicht darüber ärgert¸ altbewährte Erzählmuster und längst bekannte Ideen in diesem Buch vorzufinden¸ wer episch erzählte Fantasygeschichten liebt¸ wird mit dem Drachenbeinthron einen sagenhaften Auftakt zu einem wunderen Fantasy-Vierteiler lesen.