Das elfte Gebot
Die zehn Gebote der Bibel sind hinlänglich bekannt. Ein Verstoß gegen eines oder alle von ihnen¸ ist für CIA-Agenten nicht weiter tragisch¸ jedoch gibt es da noch das elfte Gebot: Lass dich nicht erwischen! Wie soll man das allerdings schaffen¸ wenn der Agent von der CIA selbst verraten und verkauft wird?
Conner Fitzgerald ist ein NOC - ein nichtoffizieler Cover-Agent der CIA. Kurz vor der Präsidentschaftswahl in Kolumbien führt er seinen Auftrag aus: Die Ermordung des favorisierenden Kandidaten Ricardo Guzman. Fitzgerald¸ der kurz vor seiner Versetzung in den Innendienst steht¸ ahnt nicht¸ dass die Direktorin der CIA¸ Helen Dexter¸ in diesem Fall eigenmächtig gehandelt hat.
Als der Präsident der Vereinigten Staaten¸ Tom Lawrence¸ von dem Attentat erfährt¸ stellt er Dexter zur Rede¸ die eine Beteiligung der CIA abstreitet. Lawrence¸ der die Chance wittert¸ die ihm unangenehme Frau loszuwerden¸ verlangt Beweise und setzt selber den ehemaligen stellvertretenden Direktor Chris Jackson auf den Killer an.
Fitzgerald wird damit zur Gefahr für Dexter. Sie verbaut ihm seinen neuen Job¸ schickt ihn nach Russland¸ um da erneut einen Präsidentschaftskandidaten namens Viktor Zerimskij zu eliminieren und liefert ihn an die Russen aus¸ wohl wissend¸ dass der Agent zum Tode verurteilt wird¸ sollte Zerimskij zum Präsidenten gewählt werden - was auch prompt geschieht.
Seine einzige Hoffnung liegt nun auf seinem langjährigen Freund Jackson¸ der die Absichten der CIA-Chefin durchschaut und sich schließlich an die russische Mafia wendet¸ um mit deren Hilfe Fitzgerald zu befreien. Doch auch die Mafia tut nichts umsonst.
'Das elfte Gebot' sagt folgendes:
Der amerikanische Präsident darf alles¸ wenn es dem Land dient¸ was natürlich auch seiner Einschätzung unterliegt. Die CIA darf morden¸ weil's eine Geheimorganisation ist. Fitzgerald¸ der irgendwie an James Bond erinnert¸ ist sowohl ein eiskalter Killer als auch ein treusorgender¸ liebevolle Familienvater und Ehemann¸ ein wegen Tapferkeit ausgezeichneter Held aus dem Vietnamkrieg und natürlich der allerbeste Mann der CIA¸ der ungerechter Weise bei einem Auftrag für sein Vaterland verraten wird. Der russische Präsident ist ein Stalin-Imitator¸ der skrupellos die Diktatur einführt und Russland zu einer gefürchteten Staatsmacht führen will. Die Mafia ist genau das¸ was wir aus unzähligen Filmen kennen: Eine Familie¸ deren Dienste immer einen hohen Preis haben und die alle 'arbeitssuchenden' Jugendlichen bereitwillig aufnimmt.
Für mich ein bisschen zu viele Klischees¸ derer sich der Autor Jeffrey Archer hier bedient¸ deswegen kann ich das Buch auch nur eingeschränkt empfehlen. Lesenswert ist es aufgrund eines ausgezeichneten Erzählstils¸ der einen optimalen Spannungsbogen schlägt und den Leser zu fesseln weiß. Auch die 'böse' CIA-Chefin ist durchaus unterhaltsam¸ genauso wie das Hin und Her zwischen ihr und dem Weißen Haus. Mein Lieblingscharakter ist jedoch ein kleiner russischer Junge¸ der mit einem Anruf bei seiner Mutter die Mafia ins Spiel bringt¸ was mal wieder beweist: Die Mafia kennt jeden!
Wer also über die erwähnten Minuspunkte hinwegsehen kann oder es ihn nicht kümmert oder es aber mit Humor nimmt¸ wird mit 'Das elfte Gebot' einen spannenden Thriller in die Hand nehmen¸ allen anderen ist dann doch eher abzuraten.
Der britische Autor Jeffrey Archer (geb. 1940) wurde mit 29 Jahren Abgeordneter der Conservative Party und begann damit sein Politiker-Dasein. Sein Lebenslauf umfasst die unterschiedlichsten Stationen: Er war professioneller Body-Builder¸ BBC-Rugbykommentator und auch Sportlehrer an einer Privatschule. Er war bei der Armee und bei der Polizei¸ besaß zeitweilig eine Kunstgalerie und ein Theater. Nach Fehlschlägen bei Börsenspekulationen stieg er aus der Politik aus und schrieb 1974 seinen ersten Roman 'Not a Penny More¸ Not a Penny Less'¸ der in 17 Ländern ein Erfolg wurde. 1992 wurde er in den Adelsstand erhoben. Mittlerweile gilt er als der schillerndste und zwielichtigste Schriftsteller Englands und sitzt derzeit wegen Meineides im Gefängnis¸ was ihn nicht an einer Promotion für sein neues Buch 'Sons Of Fortune' hindert.
Eine Rezension von: Birgit Hanke http://www.buchwurm.info/