Dark House
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
„Wir sehnten das Dark House herbei und fürchteten uns zugleich : Hoffnung und Angst¸ die ungleichen Schwestern. Welche von beiden würde sich unbarm-herziger zeigen? In den bittersten Stunden waren sie uns am nächsten. Sie schenkten uns ihre Umarmung wie lang entbehrte Verliebte. Und wir ertrugen alles¸ glaubten alles¸ duldeten alles. Sobald etwas unerwartetes eintrat¸ veränderten wir uns¸ passten uns an. Hoffnung und Angst hörten niemals auf". (Zitat Seite 123
Zehn ehemalige Freunde wollen sich nach zehn Jahren auf einem Anwesen an der felsigen Küste von Dorset wiedertreffen.
Sie alle nahmen damals am Dark House Experiment teil¸ bei dem sie in Gruppen eingeteilt¸ unter der Leitung des Psychologieprofessors Knowles¸ Extrem-situationen ausgesetzt wurden. Dies alles geschah in vollkommen dunklen Räumen.
Eine Frau¸ Hollie¸ brachte sich unmittelbar nach dem Experiment um.
Alle anderen leiden noch immer mehr oder weniger unter den Nachwirkungen und wollen das Wochenende in Dorset nutzen¸ um mit den Schatten der Vergangenheit aufzuräumen.
Da sind: Die Eheleute Bell und Lewis. Er ein erfolgreicher Opernstar¸ sie Mutter zweier Söhne und frustrierte Hausfrau.
Sophia und John¸ auch nicht gerade glücklich verheiratet¸ aber wohlhabend genug¸ das Anwesen¸ auf dem sich die Freunde treffen ihr Eigen zu nennen.
Roddy¸ schon immer sadistisch veranlagt¸ steht kurz vor der Pleite seines Delikatessengeschäfts.
Carol¸ eine erfolgreiche Fernsehmoderatorin¸ leider Tabletten und alkoholabhängig.
Struan¸ ehemaliger Polizist und Extremsportler.
Tim¸ erfolgreicher Geschäftsführer¸ wohlhabend
Gwen¸ ehemalige Anwältin¸ alkoholabhängig
Meena¸ magersüchtig und alkoholabhängig
und zu guter Letzt Knowles¸ der Professor.
Sie alle treffen also auf der Halbinsel zusammen und beschließen gleich¸ ihre Handys abzugeben und den Alltag außen vor zu lassen. Da draußen ein heftiger Sturm tobt machen sie es sich nach anfänglichem Beschnuppern vor dem Kamin bequem. Plötzlich stellen sie fest¸ dass Knowles fehlt. Nach längerem Suchen finden sie ihn ermordet beim Boothaus. Schnell verdächtigen sie sich gegenseitig und wollen die Polizei rufen¸ aber ihre Handys sind verschwunden¸ die Telefonleitung gekappt¸ die Autos verbrannt und das Boot zerstört. Noch dazu ist der Deich durch den Jahrhundertsturm aufgeweicht und unpassierbar. Der Mörder hat an alles gedacht und die Gruppe ist gefangen. Nach und nach gibt es immer mehr Tote und die Gruppe wird wie bei den zehn kleinen Negerlein immer kleiner. Dabei versteht es der Autor gekonnt die menschliche Psyche in den Vordergrund zu stellen. Alle Protagonisten haben ihre dunkle Seite¸ sie alle könnten selbst der Mörder sein und der Leser darf mit jedem Mord einen weiteren Verdächtigen von seiner Liste streichen.
Das Buch ist sehr mitreißend und spannend geschrieben und war endlich mal wieder ein Werk¸ dass ich so gar nicht aus der Hand legen konnte und an einem Tag verschlungen habe. Gut fand ich auch die farblich abgesetzten Stellen im Text¸ die dem Leser immer wieder Rückblicke in das Experiment Dark House gegeben haben. Durch die weiße Schrift auf schwarzem Hintergrund wusste man immer sofort¸ wann man mit in die Vergangenheit genommen wurde.
Das einzige dass mich beim Lesen des Klappentextes gestört hat war der Satz : Ein Weekend in einem abgelegen Haus...kann man da nicht als deutscher Autor in der deutschen Sprache bleiben?
Aber das ist jetzt wirklich auf sehr hohem Niveau kritisiert.
Der Autor Thomas Kastura lebt mit seiner Familie in Bamberg und studierte Germanistik und Geschichte. Er arbeitet seit 1996 als Autor für den bayrischen Rundfunk.
Sein Krimi „Der vierte Mörder"„ schaffte es 2007 auf Platz eins der KrimiWelt – Bestenliste.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355