Dark Heroine
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Diese Nacht verändert Violets Leben für immer: Mitten auf dem Trafalgar Square in London geschieht ein furchtbarer Mord¸ und die 18-Jährige ist die einzige Augenzeugin. Erfolglos versucht sie¸ vor den Tätern zu fliehen - und wird in ein abgelegenes Herrenhaus verschleppt¸ das von nun an ihr Gefängnis ist. Doch Violets Kidnapper sind keine Menschen¸ sondern Vampire¸ faszinierend und todbringend zugleich. Der charismatische Kaspar hat besondere Pläne mit Violet¸ denn sie ist Teil einer gefährlichen Prophezeiung. Wird sie sich Kaspar hingeben¸ um zur sagenumwobenen dunklen Heldin zu werden – oder hat er Violets Mut unterschätzt¸ ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen? (Verlagstext
Einen alten Blondinenwitz aufgreifend: Was ist eine Blondine die joggt? Dumm gelaufen. So könnte man die Lage nennen¸ in der sich Violett befindet. Sie hätte sich eben nicht mitten in der Nacht auf dem Londoner Trafalgar Square aufhalten sollen. Nach einer durchgefeierten Nacht wird sie Zeuge bei einem Massenmord. Sie beobachtet wie eine Gruppe Vampirjäger (die es nicht geben sollte von Vampiren (die es noch weniger geben sollte blutig niedergemetzelt wird. Das Erlebnis kann nicht Schlimmer werden¸ denkt sie¸ doch dann wird sie selbst Opfer. Die Vampire¸ eben noch blutgierige Mörder¸ lassen sie leben und entführen sie. Weil Violett zu viel sah¸ soll sie sich freiwillig dazu entschliessen ein Vampir zu werden. (Warum das? Ein Biss und die Sache wäre gegessen.
Violett ist zwar recht taff und frech¸ andererseits aber auch wieder naiv. Hier spiegelt sich die Jugendlichkeit der Autorin wieder. Aber im Sinn von ECHT ist Violett nicht. Zudem ist ihre Handlung widersprüchlich¸ eine oft befremdliche Verhaltens-weise die die Geschichte nicht logischer machte. Auf der einen Seite kann sie Kaspar nicht leiden (ich auch nicht¸ ein ausgesprochenes Arschloch¸ dann ist sie wieder bereit über sein Verhalten hinwegzusehen. Und plötzlich ist der Kerl nett. (Wie denn nun? Irgendwie sind die handelnden Personen¸ von denen es im Laufe der Handlung viele gab¸ alle mit eigener Geschichte und eigenen Motiven¸ sehr extrem in ihrem Verhalten. Wie die zwei Seiten einer Münze.
Die Handlung war zu Beginn recht rasant und schnell¸ brutal¸ blutig und unappetitlich. Dies gefiel mir und wenn die Geschichte in dieser Art weitergeschrieben wäre¸ hätte ich ein sehr gutes Buch in den Händen gehalten. Stattdessen war Dark Heroine über weite Strecken der rund sechshundert Seiten belanglos. Violet von den Vampiren verschleppt¸ bietet ab sofort viel Warterei¸ viel Rauch um Nichts und schier endloses verbales Geplänkel zwischen den Handlungsträgern. Da hilft es mir auch nicht wenn wieder mal von Vampir-Adel die Rede ist (dann doch lieber Vampire- the Masquerade oder die Bücher von Tanja Huff. Die Vampire sind wie man sie erwartet¸ übertrieben sexy¸ machtvoll und überheblich. Die Geschichte ist blutig und sexuell etwas freizügig¸ was das jugendliche Publikum natürlich anspricht. Nichts ist interessanter als das¸ was verboten oder tabuisiert wird. Erst ziemlich spät kam die Geschichte der Prophezeiung zum Tragen¸ da waren die vorherigen Seiten einfach zuviel. Mit der Prophezeiung könnte Abigail Gibbs viel besser und mehr schreiben können. Irgendwie schade¸ denn die Idee war und hatte viel Potential.
Beim Lesen hatte ich oft das Gefühl¸ ich bin nicht dabei. Ähnlich wie bei einer Dokumentation im Fernsehen¸ man sieht etwas und ist nicht wirklich betroffen. Vieles wird zudem nur angedeutet und harrte am Ende des Romans immer noch einer Aufklärung. Ein Cliffhanger am Ende ist gut¸ aber bitte nur einen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355