Dark Angels Summer: Das Versprechen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Es sind die magischen 33 Tage im Sommer¸ in denen die beiden gleich alt sind¸ in dieser Zeit passieren immer ganz besondere Dinge¸ etwa¸ dass sie ihre Gedanken lesen können. Dies geht solange¸ bis Dawna am zweiten September ihren Geburtstag feiert. Sonst war immer ihre Grossmutter zur Stelle¸ doch diesmal müssen Dawna und Indie ohne ihre Unterstützung auskommen. Während die Mutter sich auf ihrem Esoterik-Trip mit Engelsschau befindet und ihre Zeit mit dem Guru Shantani verbringt¸ bemerken Dawna und Indie schreckliche Veränderungen. Der neue Lebenspartner ihrer Mutter¸ Shantani¸ ein selbsternannter Engelsguru wirkt von vornherein unsympathisch. Shantani ist nicht klar zu fassen¸ da sich um ihn einige Geheimnisse ranken¸ die erst in den Folgebänden eine Rolle spielen werden. Und auch die Mutter¸ wird wohl zu einer Engelseherin werden¸ die nachher erkennt¸ wer denn die Dunklen Engel (wäre doch ein passender deutscher Titel sind.
Rätselhafte schwarze Vögel kreisen über der Ortschaft des Anwesens von Whistling Wing und sorgen für Unruhe und Angst unter den Einwohnern. Die Vögel verbergen ein großes Geheimnis¸ dass weit in die Vergangenheit der Familie zurückreicht. Der Schwarm bedrohlich aussehender schwarzer Vögel¸ die keiner zuvor gesehen hat¸ scheint Dawna und Indie zu beobachten. Die Schwestern spüren eine fast magische Kraft und Verbundenheit miteinander¸ tiefer und gefühlsstärker als die reine Schwesternliebe¸ die sie schon immer verband. Dawna und Indie spüren instinktiv¸ dass sie im Mittelpunkt einer unausgesprochenen dunklen Bedrohung stehen und sie erkennen nur langsam ihre schwere Aufgabe. Als die beiden Mädchen erkennen¸ welche Bewandtnis es mit den Vögeln auf sich hat¸ ist es beinahe schon zu spät.
Natürlich fehlt keine Liebesgeschichte¸ man bekommt sogar gleich zwei. Die Beschreibung ihrer Liebhaber lässt jedoch zu wünschen übrig.
Die Charaktere Dawna und Indie sind sehr sympathisch¸ lebensnah uund authentisch beschrieben und für ihr Alter glaubwürdig dargestellt¸ ihre unterschiedlichen Eigenschaften überzeugen. Nach einem relativ ereignislosen und fast langweilig anmutenden und dahinplätschernden Beginn¸ wird es gegen Ende des Buches spannender¸ allerdings mit vielen offenen Handlungsfäden und unbeantworteten Fragen¸ die nur langsam zu einem zusammenhängenden Handlungsstrang zusammengeführt werden¸ ohne Auflösung der Geheimnisse und Entwicklungen.
Die Geschichte der Mädchen wird im Wechsel aus der Sicht von Dawna und Indie erzählt. Beide erzählen in der Ich-Perspektive in wechselnden Kapiteln und so ist die Aufmachung des Buches hilfreich¸ weil die Perspektivwechsel in zwei unterschiedlichen Farben gestaltet sind. Dawnas Kapitel sind mit einer schwarzen Feder¸ die Sachlichkeit und eine gewisse Distanz ausstrahlt¸ Indies Kapitel mit einer roten Feder gekennzeichnet¸ die sehr gut zu ihrem Temperament als Wildfang passt. Nachteilig sind die dadurch gegebenen Wiederholungen¸ die man bereits aus der Sicht der anderen gelesen hatte. Die beiden Autorinnen spielen gekonnt mit Gefühlen und Ängsten¸ mit Namen und Nummernsymbolik¸ mit der Lesegeschwindigkeit der Leser. Die Zusammenhänge und die angedeuteten Geheimnisse innerhalb der Geschichte fallen daher oft im Nachhinein auf.
Die Nachteile: Zwei deutsche Autorinnen¸ die sich eine Zeitlang hinter amerikanisch klingenden Pseudonymen verstecken¸ amerikanisierte Titel¸ die auch in deutsch gut klingen würden und wieder einmal Amerika als Schauplatz. Man könnte fast meinen¸ in Deutschland besteht kein Platz mehr für deutsche Geschichten.
Andererseits gehöre ich definitiv nicht zum Zielpublikum. Ich kann mir vorstellen¸ dass gerade in den Blogs der Jungmädchen alles in den Himmel gelobt wird¸ alles ach sooo schön romantisch ist. So gesehen ein moderner Schauerroman.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355