Dies ist eine Rezension aus dem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Alkoholiker Tom Winter zog sich nach seiner nicht sehr schönen Scheidung aufs Land zurück. In der Nähe des Pazifiks lebt er in einem einsamen Haus und stellt sich seiner Sucht. Seine Sucht ist jedoch nicht sein einziges Problem. Sein Haus¸ lediglich drei kleine Zimmer gross¸ birgt einige Überraschungen. Im Keller des Hauses finden sich ein paar Hinterlassenschaften seines Vorgängers. Tom nimmt an¸ dass der Vormieter das Haus fluchtartig verliess¸ weil er sein Spielzeug nicht mitgenommen hat. Ben Collier wohnte dort seit 1964 und sollte im Jahr 1979 von einem Mann in goldener Rüstung und dem Namen Billy Gargullo umgebracht werden. Aber das wusste Tom nicht. Er fand nur den Nachlass des Mannes. Eine Zeitmaschine im Keller. Als er erkennt¸ was er vor sich hat¸ nimmt er die Maschine nicht nur in Besitz¸ sondern auch in Betrieb. Sein Ziel ist das Jahr 1962¸ der Ort Greenwich. Er glaubt¸ er kann die einmalige Chance nutzen und sein Leben in neue Bahnen lenken. Mit seiner Vergangenheit¸ die jetzt zur Zukunft wird¸ hat er gebrochen und hofft in den Jahren¸ als es den Vietnamkrieg noch nicht als verlorenen Krieg gab¸ eine neue Entwicklung anzustossen. Tom Winter erkennt aber auch¸ dass er nicht der einzige Zeitreisende ist. Und Toms Ziel stimmt nicht mit den Ziel des anderen überein. Tom lässt nicht nur sein jämmerliches Leben sondern auch seine Sucht zurück. Aus dem physischen und psychischen Wrack wird ein Mensch¸ der bereit ist¸ für seine Vorstellungen und Ziele einzustehen und notfalls auch zu kämpfen. Aus dem vormals unsympathischen Kerl wird langsam aber sicher der sympathische Handlungsträger¸ mit dem sich die Leser gern identifizieren. Das Buch Chronos wurde immerhin als überarbeitete Neuauflage bezeichnet. Für Leser und Sammler¸ es erschien im Wilhelm Goldmann Verlag mit der Nummer 23685 und dem Titel BIS ANS ENDE ALLER ZEIT. Wer glaubt¸ jetzt eine Zeitgeschichte im Sinn von H. G. Wells vor sich zu haben¸ täuscht sich. Es geht nur in eine bekannte Welt. Über das Jahr und den Ort¸ an dem sich Tom nach seiner Zeitreise befindet ist viel bekannt¸ so konnte Robert Charles Wilson eine lebensechte Beschreibung abgeben. Immer wenn es darum ging¸ die neue Welt des Tom Winter vorzustellen lief der Autor zur Höchstform auf. Tom selbst ist nicht einfach zu beschreiben. In Verbindung mit Joyce und einer sich aufbauenden Liebesgeschichte wird Tom zugänglicher für den Leser.
Die Frage die sich mir stellt¸ ist es wirklich eine SF-Geschichte? Vielleicht ist die Zeitreise nur das Mittel zum Zweck¸ um eine Milieu- und Charakterstudie zu schreiben. Die wiederum finde ich recht gelungen.