Chroniken von Thomas Covenant (4)
1977 erschien in den USA die Serie um Thomas Covenant dem Zweifler¸ und diese Fantasy-Reihe erlangte bald schon Kultstatus. In der Tat bezeichnen nennen manche Kritiker dieses fast 4000 Seiten starke Epos in einem Atemzug mit dem 'Herrn der Ringe'¸ und auch die Klappentexte verweisen oft auf Tolkiens Werk. Doch dem muß man mit Vorsicht begegnen.
Sicher¸ im Grundthema geht es um den ewigen Kampf Gut gegen Böse¸ um das Überleben der 'freien Völker' gegen einen übermächtigen Feind¸ in beiden Fantasyepen gibt es eine Person¸ die den Ausschlag geben kann in dem ewigen Konflikt. Doch die Chroniken von Covenant sind um einiges vielschichtiger¸ schwieriger¸ pessimistischer. An Erzählkraft reicht der Autor Stephen Donaldson durchaus an Altvater Tolkien heran: seitenlange¸ sehr gut gelungene Schilderungen von Landschaften finden sich hier ebenso¸ doch viel stärker beschreibt der Autor die inneren Zweifel des Hauptprotagonisten Thomas Covenant. Jener ist nämlich alles andere als ein strahlender Held¸ im Gegenteil: er ist von Lepra befallen¸ verzweifelt und verbittert. Und so hält er wahrlich lange Monologe über sein 'unreines' Leben¸ über sein Leiden¸ und er scheint blind zu sein für die Schönheiten des Landes¸ in das er gelangt ist¸ denn er hält diese Fantasywelt lediglich für einen Traum. So wird man oft selbst verzweifelt mitlesen¸ wie Covenant zögert¸ wie er Handlungen begeht¸ die allem zuwiderlaufen¸ was wohl ein entschlossener Charakter anstellen würde.
Fürwahr¸ keine leicht zu lesende Fantasyserie¸ und doch voll stimmiger Atmosphäre¸ voll sprachlich begabtem Stil¸ voll mit Stimmungen¸ Zweifeln und Unentschlossenheit. Und dann doch wieder Momente¸ wo die Spannung zu brillanten Höhepunkten aufsteigt. Wer immer die Muße hat¸ diese umfangreiche Serie zu lesen und bereit ist¸ sich auf die Zweifel des Thomas Covenant einzulassen¸ dem sei dieser Klassiker der Fantasy-Literatur unbedingt empfohlen.
Eine Rezension von: Halle der Helden http://www.halle-der-helden.at