Chronik der Vampire: Armand der Vampir
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Während Armand Stille und Abgeschiedenheit im Haus sucht¸ trifft er auf David Talbot. Der Generaloberst der Psi-Detektive¸ die man als Talamasca kennt¸ ist auch gleichzietig der Arcchivar der Vampire. Er ist es¸ der die Geschichte der Vampire schriftlich niederlegt. David drängt Armand¸ seine Geschichte zu erzählen. Nach anfänglichem zögern stimmt Armand zu und so erzählt er aus seinem Leben.
Es geht weit in die Vergangenheit zurück. Armand¸ der als Kind aus dem von Mongolen beherrschten Kiev entführt wird¸ verschleppt durch Russland¸ über Konstantinopel¸ bis er schliesslich im italienischen Venedig landet. EinKünstler der Stadt kauft ihn aus der Sklaverei frei. Hinter der Maske des Künstlers versteckt sich der Vampir Marius. Bei ihm gerät er in einen Sog aus Erotik¸ Sinnlichkeit und Leidenschaft. Den Sinn einer Unsterblichkeit sucht er aber erst¸ nachdem er selbst zum Vampir wurde. Irgendwie steht Armand selbst zwischen seinem inneren Frieden und der Religion seiner Kindheit. Der junge Vampir ist hin- und hergerissen zwischen dem Glauben an das Gute seiner Kindheit und dem absolut Bösen¸ wie es die Teufels-Vampire predigen. Diese Verunsicherung treibt ihn tief in die Klauen des satanischen Ordens¸ der von dem finsteren Santino geführt wird. Die Vampire geführt vertrauen ihm bald und er wird schliesslich deren Anführer. Seine Freiheit findet er hundertfünfzig Jahre später¸ als ihn der damals noch junge Lestat überzeugt und aus der ungewollten Begebenheit befreit. Seither ist er zu Lestat in einer Art Hassliebe zugetan. Selbst Marius¸ sein Meister¸ hat Verständnis für ihn.
In San Francisco schliesslich lernt er die beiden Menschen Sybille und Benji kennen und lieben. Er sieht in ihnen die Kinder¸ die er nie hatte und hofft¸ ein wenig an ihrer Jugend und Kindheit teilhaben zu können¸ die er nie haben konnte.
Das Buch gilt sicher als eines der besten seiner Art und unter denen der Autorin Anne Rice findet es ebenfalls einen Rang weit oben. Die verschiedenen Handlungsstränge und Erzählebenen sind gekonnt miteinander verwoben. Ebenso fesselnd sind die Ereignisse beschrieben¸ die wir schon aus der Sicht von Lestat dem Vampir kennen. Armand hat dazu eine ganz andere Einstellung und so lernt der Leser auch die zweite Sicht der Dinge kennen.
'Armand der Vampir' ist ein Buch¸ wo man guten Horror vermisst. Anne Rice hat die Handlung einfach und beschaulich gehalten. Dazu kommt ein (eventuell zu grosser) Schuss an Philosophie. An sich nichts schlechtes¸ sind die ständigen Hinweise auf Christus und Gott jedoch ein wenig lästig. Ein Buch¸ das ständig zwischen Philosophie¸ Erotik und tiefgründigen Horror schwankt ist nicht nur lesenwert¸ zeigt aber einen ganz eigenen Reiz¸ der nicht jedem gegeben ist.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355