Caravaggio - Mit Pinsel und Schwert
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
M ichelangelo Merisi¸ allgemein nach seinem Herkunftsort Caravaggio genannt¸ zieht im Jahre 1592 nach Rom. Dort findet er eine Anstellung als Hilfsmaler. Allerdings ist sein Ehrgeiz geweckt¸ und er arbeitet sich vom Hilfsmaler zum begehrtesten Maler hoch. Sein Förderer Kardinal Del Monte¸ ist sich seiner Kunstfertigkeit gewiss und greift ihm dann und wann unter die Arme¸ wenn Not am Mann ist. Letzteres ist recht oft der Fall¸ denn Caravaggio macht sich mit seinem hitzigen Temperament erbitterte Feinde. Seine Freunde hingegen sind weniger zahlreich. Auch sein Mäzen ist nicht immer davon angetan¸ was Caravaggio treibt. Für den Zeichner steht im Alltag wie in der Kunst stets die Wahrheit im Vordergrund. Allerdings sind manchmal Wahrheit und Wahrheit zwei unterschiedliche paar Schuhe. Caravaggio sieht sich als Künstler¸ der aus armen Verhältnissen aus dem Volk kommt und für das Volk arbeiten will. Daher verwundert es niemanden¸ dass der Meister des Pinsels seine Modelle aus dem einfachen Volk bezieht Kardinal Del Monte ist nicht amüsiert¸ als ausgerechnet für das Motiv der Maria eine Hure als Modell herhält. Aber Caravaggio lässt nicht mit sich reden. Wie in anderen Fällen auch¸ wenn das Schwert schneller ist als das Wort. So kommt es¸ dass Malers Michelangelo Merisi aus Rom fliehen muss¸ da er einen Mann während eines Duells tötete.
Caravaggio¸ der heute für seine gelungene Bildkomposition und sein Licht-und Schatten-Spiel bekannt ist¸ hatte kein einfaches Leben in der mittelalterlichen Metropole Rom. Weil dies Leben mehr zu bieten hat¸ wird der Comic in zwei Teilen erzählt. Der vorliegende erste Band wird eingeleitet von einem Vorwort von Claudio Strinati¸ Direktor des Verbandes der Museen der Stadt Rom. Dadurch erhält der Leser einen guten Einblick in das Leben des grossen Malers. Es zeigt aber auch¸ dass dieser Comic eher ein romantisierter Lebenslauf ist¸ deren spannendsten Punkte hervorgehoben und somit eine gute Erzählung wurde. In kraftvollen Bildern umgesetzt¸ ist der grossformatige Band ein Kunstwerk. Anders kann ich es nicht nennen.
Mit Caravaggio liefert Milo Manara einen gelungenen Comic ab¸ der mir als grossformatiger Bildband mit Einzelbildern sicher auch gut gefallen hätte. So bleibt der italienische Meister der neunten Kunst bei einem Album¸ das sich ab und zu als schwelgerische Augenweide darbietet. In Milo Manara hat Michelangelo Merisi einen wahren Künstler gefunden¸ der sein Leben in Bildern umsetzt und erzählt. Der Comic ist eine Mischung aus Lebensgeschichte¸ Abenteuer¸ Krimi und Erotik. Die Bilder der Nackten¸ Männlein wie Weiblein¸ sind sehr gut gelungen und wirken nicht wie ein Porno. Die Erotik als solche bleibt erhalten. Spannend fürwahr¸ ist die Bildergeschichte mehr als nur Bildkunst¸ sondern zugleich Lebensgeschichte und Historie. Milo Maanara¸ der bereits mit anderen Grössen wie Hugo Pratt¸ Federico Fellini oder Luc Besson zusammenzuarbeiten konnte ist sicherlich kein unbekannter mehr. Gerade seine eingefleischten Fans warten immer sehnsüchtig auf neues Material.
Als der Verlag die Albenreihe ankündigte¸ war ich zuerst etwas skeptisch¸ da aber in der Verarbeitung Transmetropolitan und andere sehr solide geworden sind¸ machte ich mir um die Qualität der Alben erst mal keine Gedanken. Die würden sicherlich ebenso gut¸ wenn nicht besser sein.
Der Inhalt hat mich nicht bei jedem Album interessiert. Was-wäre-wenn-Geschichten bieten zwar ab und zu etwas Neues und auch die Aufarbeitung des 2ten Weltkrieges sind sicherlich in der Comic-Kunst aber im Augenblick bei mir nicht angesagt. In diesem Zusammenhang wird die neu aufgelegte und neu übersetzte Reihe Trigan interessanter werden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355