Calibans Krieg
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
James Holden und die Besatzung der „Rosinante“ sind zurück. Der Piratenjäger¸ der für die AAP¸ der Rebellenregierung der Ceres Station¸ tätig ist¸ wird wieder in einen Strudel unvorhergesehener Ereignisse rund um das Protomolekül gerissen. Inzwischen ist der Mond Ceres auf die Venus gestürzt und die Menschen glaubten¸ das Problem mit dem Protomolekül hätte sich dadurch gelöst. Dem scheint aber doch nicht so zu sein¸ denn auf der Venus wird plötzlich eine erhöhte Aktivität gemessen. Fast gleichzeitig tritt auf Ganymed ein Wesen in Erscheinung¸ das mit den Waffen der Menschen nicht aufgehalten werden kann. Wahllos fällt es über die Menschen her¸ keinen Unterschied machend zwischen den Mitgliedern der Erdallianz¸ des Mars oder der Gürtler. James Holden wird in die Sache hineingezogen¸ als plötzlich Kinder vom Ganymed spurlos verschwinden. Die Sache ist insofern wichtig¸ da auf Ganymed die Nahrung für die Kolonien im Gürtel angebaut wird. Sollte es zu Ausfällen kommen¸ könnten sich die Gürtler erheben und der Krieg¸ der sich zwischen Mars und Erde anbahnt¸ könnte in seinen Auseinandersetzungen noch grössere Dimensionen annehmen. James Holden wird von Prax beauftragt¸ nach dessen Tochter Mei zu suchen. Weil es Prax sich nicht nehmen lässt¸ sich an der Suche zu beteiligen¸ wird er kurzfristig zum Besatzungsmitglied. Auf der Suche nicht nur nach Mei¸ sondern auch den anderen Kindern kommt die Besatzung der „Rosinante“ einer neuen Verschwörung auf die Spur. Was mit der Entführung der kleinen Mei beginnt¸ entwickelt sich im Lauf der Geschichte erneut zu einer Bedrohung für die gesamte Menschheit. Und wieder einmal sind die eigentlichen Bösen die Menschen¸ wie sollte es sonst auch anders sein.
Bald ist klar¸ dass unterschiedliche Ereignisse auch unterschiedliche Ursachen besitzen. So sind hinter der Sache auf Ganymed skrupellose Wissenschaftler¸ geldgierige Unternehmer und machthungrige Militärs die Drahtzieher. Gemeinsam wollen sie eine ultimative Waffe schaffen. Die Wissenschaftler sind auch schon soweit¸ diese Waffe herzustellen¸ nur mit dem kleinen aber wichtigen Fehler¸ dass sich ihre Schöpfung nicht beherrschen lässt. Neben James Holder und seiner Besatzung drängen sich eine Erdenpolitikerin und Bobbie¸ die marsianische Soldatin in den Vordergrund. So erzählt Corey uns eine spannungsgeladene Geschichte volller unerwarteter Wendungen¸ Dramatik und markanten Figuren.
James A. Corey (das ist das Pseudonym von Daniel Abraham und Ty Frank ignoriert die Physik einfach¸ um eine Geschichte zu erzählen. Zumindest legt er eine gewisse Ignoranz gegenüber den Naturwissenschaften an den Tag¸ die einem interessierten Leser sauer aufstösst.
Der Roman ist mit seiner Handlung und den Hintergründen ansonsten gut geschrieben und von Jürgen Langowski gut ins Deutsche übertragen worden. Stilistisch wartet ein Science Fiction Roman auf den Leser¸ der keine Wünsche offen lässt. So finden temporeiche Raumgefechte statt¸ die den Military-Fan befriedigen¸ sondern auch¸ Intrigen und Ränkespiele¸ die den nachdenklicheren Leser gut gefallen oder aber auch die Alien-Fans¸ denen mit der Bedrohung der Menschheit durch etwas Fremdes auf ihre Kosten kommen. Die Handlung ist konventionell¸ bietet keine Überraschungen. Die wissenschaftlich-technische Entwicklung ist nicht sonderlich gut¸ wenn überhaupt¸ beschrieben. Ich erwarte von keinen Autoren¸ sofort eine supertolle neue Entwicklung an der Hand zu haben¸ doch ein wenig mehr sollte schon beschrieben werden.
Der Roman ist lesenwert¸ wenn man nur einfach gute Unterhaltung wünscht. Die Autoren sind dabei mit den üblichen Versatzstücken einen Roman aufzubauen¸ an dem es wenig mangelt. Nur vielleicht an der schon angesprochenen Physik. Nach dem ersten Band hätte ich mir jetzt mehr gewünscht¸ erwartet hatte ich es schon lange. Betrachtet man beide Bände¸ so können sie durchaus unabhängig voneinander gelesen werden. Den Grund für einen Mehrteiler sehe ich jedoch nicht.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355