Bruno Brazil Gesamtausgabe 3
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Während das Kommando Kaiman¸ bestehend aus Gaucho Morales¸ Whip Rafale¸ Texas Bronco¸ Billy Brazil¸ Big Boy Lafayette und später Tony Nomade sich als Team im internationalen Geheimdienstkrieg bewähren¸ war Bruno Brazil vorher der James Bond des Comics¸ wobei er aus meiner Sicht eher eine Parodie auf Ian Flemings Helden darstellte.
In der Egmont Comic Collection erscheint bereits der dritte und gleichzeitig abschliessende Band der Gesamtausgabe. Greg¸ das ist der Belgier Michel Régnier schrieb die Abenteuer des Agenten¸ die von William Vance (alias William Van Cutsem zeichnerisch umgesetzt wurde. Der erste Band umfasst die vier frühesten Abenteuer¸ die im Original zwischen 1968 und 1971 zunächst in Fortsetzungen erschienen. Der zweite Band um die Agenten-Serie Bruno Brazil ist ganz dem Kommando Kaiman gewidmet¸ während die dritte Ausgabe ein Ende und ein Sammelsurium letzter Erzählstücke bietet. Zuerst einmal geht es mit dem Kommando Kaiman zuende¸ bevor man sich mit dem Dossier Bruno Brazil wieder dem eigentlichen Helden der Reihe widmet. Die fünf Kurzgeschichten¸ in denen der Held¸ ebenso wie im ersten Album¸ zunächst solo agierte brachten den Humor zurück in die Serie¸ etwa wenn er sich an einem Regenschirm abseilt um auf ein Dach zu gelangen¸ Autoscheiben durch Zuckerglas ersetzt und anderes mehr.
Die Gesamtausgabe der Reihe macht deutlich¸ warum die Serie zu einem grossen Klassiker der Comic-Kunst geworden ist. Gerade im mittleren Teil der auf drei Bände angelegten Sammlung finden sich Abenteuer¸ die mit einigen Regeln und Erzählweisen brachen und damals als innovativ galten.
In den Abenteuern fand sich eine Thematik realistischer Gewalt und der Verletzlichkeit der handelnden Personen. Bald schon sollte Bruno Brazil aus dem Klischee des Agenten ausbrechen und eine Truppe aufbauen¸ die Ähnlichkeiten mit paramilitärischen Einheiten hatte. Jeder für sich ein Spezialist sorgten sie dafür¸ dass die Serie eine Eigenständigkeit erreichte¸ die seinerzeit Einzigartig war. In der ganzen Zeit seit seinem ersten Auftritt wandelte sich nicht nur der von Greg¸ damals noch unter dem Pseudonym Louis Albert ¸ entwickelte Bruno Brazil in den Erzählungen¸ sondern auch der Zeichenstil von William Vance. Exotische Szenerien¸ wilde Verfolgungsjagden¸ heftige militärisch anmutende Auseinandersetzungen. Der Zeichner konnte¸ passend zur Erzählung aus dem Volleen greifen und seiner Malwut freien Lauf lassen. Aus den relativ langweiligen¸ oft zu langen und überflüssigen Dialogen wurden Bilder¸ die ständig den Blick auf das Szenario wechselten und damit viel Bewegung in das starre Muster einer Bildergeschichte brachten. Zwar wurden meist die üblichen 1 bis 3 Bilder pro Zeile gezeichnet¸ doch wurden die Panels grösser und bunter. Gerade die in den Sammelbänden veröffentlichten grossformatigen Titelbilder überzeugten mehr¸ als jede kleinere Teilzeichnung.
In neun Abenteuern im Albenformat konnte sich Bruno Brazil beweisen¸ dazu ettliche Kurzgeschichten¸ einem fragmentarischen Comic und einer geschriebenen Kurzgeschichte. Trotz all seiner Kämpfe in den Erzählungen¸ in denen das Gute gewinnt¸ der Held gar heiratet und eine Familie gründet¸ Freunde im Kampf verliert¸ zeigt sich eines sehr deutlich. In der letzten Erzählung gehen Helden und Gegner geschlagen nach hause. Jeder kämpfte für ein Ziel¸ dass gar nicht mehr bestand¸ da die Myxin-Formel¸ um die es ging¸ lange überholt war.
Über die Geschichte der Serie¸ angefangen im deutschen Magazin Mickey Vision¸ über Zack zu Carlsen und Bastei¸ kann man in den beigefügten und äusserst informativen Texten nachlesen. Darauf muss an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Mit Bruno Brazil haben Greg und William Vance zweifellos eine außergewöhnliche Comic-Serie geschaffen¸ die heute noch ihre Freunde hat und weiterhin als Vorbild für andere Serien dienen wird. Dass nun die komplette Reihe in einer Gesamtausgabe vorliegt¸ ist eine grosse Tat des Verlages Egmont.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355