Brennender Zorn
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Bei einem Einsatz in München kam es zu einem Schusswechsel in dessen Verlauf ein Polizist getötet wurde¸ aus Kaltwassers Pistole¸ wie sich bei Untersuchungen herausstellte. Obwohl das Verfahren gegen ihn eingestellt wurde und er beruflich voll rehabilitiert ist hängt ihm der Vorfall sehr nach. Als auch seine Ehe mit Schauspielerin Linda in die Brüche geht hält ihn in München nichts mehr. Bei seinem alten Chef Wegener findet er in dessen Team schnell Anschluss.
Gleich sein erster Arbeitstag verschlägt ihn in eine alte Villa¸ auch die Geistervilla genannt. Kaltwasser kennt die Villa aus Kindertagen¸ da damals dort ein verheerender Brand eine Mutter und ihren kleinen Sohn tötete. Der Fall konnte niemals aufgeklärt werden. Nun findet er dort die Leiche eines Mannes. Aufgehängt an einem Strick baumelt dieser vor einem großen Spiegel. Selbstmord oder Mord?
Zusammen mit seiner neuen Kollegin Katja Janisch beginnt er mit den Ermittlungen. Schnell stoßen sie auf Familienintrigen¸ Neid und auch politische Verwicklungen. Die Villa gehörte dem Opfer¸ Jürgen Pabst. Es gab eine Menge Leute¸ die die verkohlte Villa kaufen wollten¸ da sie in einem lukrativen Gewerbegebiet von Berlin steht¸ aber Pabst weigerte sich standhaft.
Es tauchen im Laufe der Ermittlungen immer weitere Verdächtige auf¸ sei es der dubiose Geschäftsmann Lutz Geroweit oder Sigrid Leupold¸ die damals den Brand als Baby schwer verletzt überlebte und ihr Betreuer Rolf Bischoff. Die Liste wird also immer länger und dann macht auch noch der Staatsanwalt Druck¸ die Ermittlungen einzustellen¸ da ja die Frage nach dem Selbstmord nicht ausgeschlossen werden kann.
Viel Arbeit für Hanno Kaltwasser und Katja Junisch¸ die erst im Laufe der Arbeit langsam Zugang zueinander finden. Aber da sie beide eine wenig ruhmreiche Vergangenheit mit sich tragen verhalten sie sich dementsprechend distanziert.
Ich möchte dem Krimi zugute halten dass es das erste Werk der Autorin Claudia Frenzel ist. Der Thriller ist chronologisch aufgebaut¸ der Schreibstil sehr flüssig zu lesen und die Figuren sehr anschaulich beschrieben. Auch gut gefallen hat mir die Idee¸ das Hanno Kaltwasser vor seiner Laufbahn bei der Polizei Linguistik studiert hat und anschließend als forensischer Linguistiker gearbeitet hat. Er kann unheimlich viel aus der Sprache ableiten und hat in dem Buch den Tick¸ gedanklich die Menschen in seiner Umgebung immer wieder zu bewerten und zu verbessern.
Allerdings gibt es mir in dem Thriller zu viele Andeutungen¸ die später nicht aufgeklärt werden. So schreibt die Autorin beispielsweise : „ Hätte Kaltwasser sich nicht in das Auto seines Bruders gesetzt wäre vieles anders verlaufen“...der Bruder setzt ihn aber einfach an der gewünschten Stelle ab und das Thema wird nicht mehr aufgegriffen. Von diesen Andeutungen gibt es viele. Es sind zwar weitere Fälle mit Hanno Kaltwasser geplant¸ aber solche Kleinigkeiten sollten meiner Meinung nach nicht weiter in die nächsten Fälle einfließen¸ das kann man sich unmöglich bis zum nächsten Band merken. Auch schade fand ich¸ dass das Geheimnis um den Spiegel¸ vor dem der Tote hing¸ nicht aufgeklärt wird¸ denn gerade diese Frage beschäftigt die Polizei immer wieder in Laufe der Ermittlungen.
Ich bin gespannt auf den nächsten Fall von Kaltwasser.
Claudia Frenzel¸ Jahrgang 1966¸ arbeitet nach Lehre und Studium in München. Brennender Zorn ist ihr erster Kriminalroman und der Start einer neuen Ermittlerreihe. Privat pendelt sie zwischen München und Berlin.
Susanne Giesecke
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355