Botschafter der Sterne
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Yun Tianming wurde von der chinesischen Regierung als Botschafter (eine bessere Bezeichnung für Spion oder Informationsdieb) zu den Trisolanern geschickt. Während die Die drei Sonnen-Trilogie von Cixin Liu stammt, ist diese Erzählung von Baoshu (mit bürgerlichem Namen Li Jun), mit ausdrücklicher Genehmigung von Cixin Liu. Der geneigte Leser, der sich bereits für die Trisolaris-Trilogie erwärmen konnten, werden von diesem Buch nicht enttäuscht. Wir erleben, quasi als sein Sidekick, was er dort erlebte. Sein Leben bei, mit und ohne Trisolaner. Der Vorteil bei diesem Buch ist es, man muss die Drei Sonnen-Trilogie nicht gelesen haben. Yun Tianmings wurde als Bewusstsein, also nur Gehirn ohne menschlichen Körper, von den Trisolariern übernommen. Sein Leben, wenn man es denn noch so nennen darf, gerät ausser Kontrolle, denn er wird dabei bis auf Blut gequält und seine Psyche manipuliert. Neben ihm / es kommen nur noch wenige Nebenfiguren vor. Sie werden kurz eingeführt und nur ab und zu mit weiterführenden Informationsbrocken angefüttert. Ich habe die Trilogie und all ihre Personen nicht vermisst. Aber das Universum hätte noch ein paar Worte mehr benötigt, um es dem Leser anschaulicher zu gestalten. Aber letztlich, um das Fazit des Buches vorweg zu nehmen, hat es mir gut gefallen. Manch ein Leser wird sich jedoch nicht ganz in dieser Welt wohlfühlen. Die Handlungsträger selbst, wie auch die Nebencharaktere, wirken oft fern liegend bis verschlossen ablehnend. Diese Distanz wird bei anderen Rezensenten negativ auffallen. Wer sich jedoch darauf einlässt, der wird ein eindrucksvoll geschriebenes Buch vorfinden. Wer für seinen SF-Roman Attribute wie spannend oder aufregend benötigt, wird hier nicht fündig. Der Roman lebt von seinen Dialogen, tiefgreifenden Gesprächen. Ein wichtiger Punkt ist sicherlich die Erkenntnis, dass alles irgendwie zusammenhängt. Daraus ergibt sich eine lesenswerte Erzählung. An dieser Stelle sei die gelungene Übersetzung von Marc Hermann hingewiesen. Chinesisch ist keine einfache Sprache, ich weiss, wovon ich spreche, ich hatte es mal gelernt, wenn auch nicht sehr gut. Aus diesem Grund, ein dickes Lob, denn ihm gelingt es, das Buch in einem flüssigen, gut zu lesenden Stil zu schreiben.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355