Blutklingen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Joe Abercrombie gelang es¸ die ersten zwei Drittel des Buches bestens Revue passieren zu lassen¸ nur dass es statt der Schusswaffen blanken Stahl als Angriffs- bzw. Verteidigungswaffe gibt. Sein Spiel mit den Western-Motiven¸ gepaart mit seinem schwarzen Humor ist dem Autor gekonnt gelungen und für Freunde von Westernfilmen ein Vergnügen. Der Hintergrund der Geschichte ist relativ schnell erzählt. Es herrscht Goldrausch in Fernland und die Gier nach Gold lässt die Menschen nicht kalt. Alles was Beine hat¸ und an den schnellen Traum von‚ Gold und Geld träumt¸ macht sich auf¸ um dorthin zu gelangen. Die meisten Menschen¸ die dorthin strömen¸ finden nur Dreck und Schlamm und jede Menge Ärger. Mit den Goldsuchern kommen Handwerker¸ die etwas verdienen wollen¸ Banditen¸ die das schnelle Geld auf andere Art suchen¸ treiben ihr Unwesen und sorgen mit ihrer Skrupellosigkeit dafür¸ dass das Land noch unsicherer wird. Um an Geld zu kommen morden und brandschatzen sie. Als Höhepunkt ihrer schurkischen Taten entführen sie Kinder. Die beiden Bewohner einer kleinen Siedlung¸ Lamm und seine Stieftochter Scheu¸ verfolgen Banditen um eine Entführung rückgängig zu machen¸ da sie Scheus Bruder und Schwester entführten und Rache an den Ruchlosen zu nehmen.
Inzwischen hat die Union ihre eigene interne Rebellion niedergeschlagen. Die letzten überlebenden Rebellen flüchten ins Fernland. Der Söldner Cosca bekommt den Auftrag mit seiner "Kompanie der gütigen Hand" sich an die Fresen der verbliebenen Rebellen zu heften. Die Flucht ist wahrlich das letzte Mittel¸ um am Leben zu bleiben¸ nur mit dem Unterschied¸ dass Nicomo Cosca ihnen das Leben nehmen soll und die Rebellen vollkommen unschädlich zu machen. Mit ihm ist der Inquisitor Lorsen unterwegs¸ der wie bei Warhammer 40.000 die Kommissare¸ ein scharfes Auge darauf hat¸ dass alle Befehle ausgeführt werden.
Sollte man den Roman etwas genauer beschreiben¸ so würde man für ihn die Rubrik philosophischer Fantasy-Western erfinden. An vielen Stellen verliert sich Joe Abercrombie in philosophische Betrachtungen¸ die zwar an der Stelle passen¸ aber nicht sein müssten. Dazu hätte er seinen Roman etwas anders beginnen müssen. Wer die bisherigen bände gelesen hat und sie ihm gefielen¸ der wird auch dieses Buch gern lesen. Joe‘ handelnde Personen sind keine weichgespülten Helden¸ denen alles gelingt und zwischen ihnen herrscht nicht immer Friede¸ Freude¸ Eierkuchen. Im Gegenteil. Jede Figur besitzt ihre Ecken und Kanten. Sie sind lebensgetreu nachgezeichnet¸ manchmal überzeichnet¸ aber nur um die speziellen Macken und Eigenschaften deutlicher zu zeigen. Der Autor beschönigt nichts¸ wenn es darum gehtܴ ein hartes¸ wildes Leben zu beschreiben. Wer Fantasy auch mal ohne Tolkiensche Völker mag¸ der ist hier genau richtig.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355