Blut des Lamms (1)
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Roman beginnt mit dem amerikanischen Priester Peter Carenza¸ der an seinem dreissigsten Geburtstag seltsame Kräfte bei sich feststellt. Der Vatikan befiehlt ihn sofort nach Rom¸ ist ebenfalls daran interessiert und will wissen woher die Kräfte kommen und ob das eigentlich in die Regeln der Kirche passt. Peter Carenza fühlt sich im Schoss der Familie¸ die die katholische Kirche vorzugeben scheint¸ gar nicht wohl. Die Machenschaften im Vatikan und wie er behandelt wird¸ sagt ihm ganz und gar nicht zu. Der katholische Priester flieht und wird kurz darauf von Auftragsmördern des Vatikans verfolgt. Seine Flucht durch die Vereinigten Staaten bleibt nicht unbemerkt. Ihm schliesst sich ein Freund und eine Journalistin an. Mit seinen neu entdeckten Kräften macht er schnell auf sich aufmerksam und von sich reden. Er weiss genau¸ er kann töten und heilen¸ je nachdem¸ welche Ziele er verfolgt. Und diese Ziele werden für seine beiden Begleiter immer rätselhafter. Die Bevölkerung der USA erliegt seinem Charme. Allerdings hat Peter Carenza neue Feinde. Alteingesessene und einflussreiche Fernsehprediger¸ wie sie in den Staaten zuhauf leben und wirken¸ bangen um ihre Pfründe. Geht doch ihr Spendeneinkommen drastisch zurück¸ wenn jemand auftritt und wirklich Wunder wirkt.
Nachdem der Area Verlag mit seinen Neuauflagen tatsächlich eine sehr gute Auswahl an 'Kultbüchern' getroffen hat¸ folgt mit dem vorliegenden Band die erste Erstveröffentlichung. Na gut¸ es ist die Zweite. Denn in dem Band RATTEN findet sich eine neue Geschichte von Hans-Joachim Alpers mit dem Titel ZWEI SCHWARZE MÄNNER GRABEN EIN HAUS FÜR DICH. Ob sich allerdings damit der Verlag einen Gefallen getan hat¸ bezweifele ich einmal. Der Anfang des Romans wirkt auf den Leser sehr anregend. Man möchte gleich dabei bleiben. Aber... Zuerst kann sich Peter Carenza als Handlungsträger gut entwickeln. Die Veränderung¸ die er durchmacht¸ von einem einfachen Priester in der New Yorker Bronx bis hin zu einem Heiland¸ dem neuen Jesus Christus ist in sich durchaus schlüssig. Wer jetzt einen wirklich guten Verschwörungskrimi-Okkult-Jahrtausendwandel-Thriller erwartet¸ wird ein wenig enttäuscht. 1992 war die Hysterie¸ 2000 wird die Welt untergehen¸ noch nicht sehr weit gediehen. Die Handlung¸ die jetzt vielschichtig sein könnte 'verflacht' zu 'nur' einem Thriller¸ der gängigsten Art. Der Hauptdarsteller und die Nebenfiguren verlieren ein wenig 'Gesicht'. Sie bleiben farblos und nicht ausgereift. Als schliesslich Peter Carenza ob der Unwillen die er erzeugt sich wandelt vom guten Christ hin zum Antichrist¸ nimmt man schliesslich nur noch am Rande wahr. Hätte sich Thomas F. Monteleone mehr auf den Priester konzentriert und auf seine innere Zerrissenheit¸ wäre daraus eine packende Erzählung über Gefühle und Gedanken entstanden mit einem ereignisgeladenen Handlungsstrang. Ob der Roman¸ der 1992 in den USA veröffentlicht wurde¸ zu den Kultromanen des Horrors gehören wird¸ bleibt abzuwarten. Ein Klassiker ist er nicht. 1993 erhielt Monteleone dafür den Bram Stoker Award. Doch das ist ein Kritiker-Preis und sagt nichts über den Erfolg beim Leser aus¸ der letztlich entscheidet¸ ob es ein Erfolg ist oder nicht. Trotz allem Mäkeln an DAS BLUT DES LAMMS bleibt es eine spannende Geschichte.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355