Blood Ties 1: Blutzoll
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Auf dem Weg nach hause und daher zur U-Bahn¸ findet sie einen grauenhaft zugerichteten Mann. Die Kehle ist herausgerissen und das Blut verteilt sich über den ganzen Bahnsteig. Sie sieht den Täter durch ihre Sehbehinderung allerdings nicht richtig. Ausgerechnet ihr Ex-Partner Mike Celucci von der Mordkommission kommt an den Schauplatz des Verbrechens. Vorerst ist sie nicht besonders an diesem Fall interessiert¸ doch als sie die Schlagzeilen in der Zeitung liesst¸ wird ihre Neugier geweckt. Man hält den Täter für einen Vampir. Auch beim zweiten Fall wird Vicki noch nicht richtig aktiv. Doch als die Freundin des ersten Toten kommt¸ Vicki Nelson als Privatdetektivin anheuert¸ steigert sich ihr Interesse und sie macht sich auf die Suche. Bald stellen sich ihr unerwartete Schwierigkeiten in den Weg. An keinem der Tatorte finden sich Hinweise oder Spuren auf den Täter und die Zeugenaussagen erweisen sich weder als hilf- noch als aufschlussreich. Das ist ihrem Ex-Partner und Teilzeitgeliebten Mike gar nicht recht. Er hasst es¸ wenn sich Zivilisten in seine Arbeit als Detective der Mordkommission einmischen. Bald stellt sich heraus¸ das nur ein Wesen mit übernatürlichen Kräften für diese grauenvollen Taten zuständig sein kann. Denn alle folgenden Leichen waren blutleer. Die Zeitungen sprechen laut und deutlich von einem Vampir.
Gleichzeitig macht sich ein Liebesroman schreibender Vampir auf¸ um den Fall zu lösen. Er ist es¸ den dieses Wesen und sein beschauliches Leben in der kanadischen Metropole in Gefahr bringt. Denn ein Vampir würde so nicht vorgehen. Um sein vampirisches und gleichsam beschauliches Leben zu leben und zu schützen¸ muss er den Fremden finden. Henry Fitzroy ist überzeugt¸ dass es sich hier um einen jungen Vampir in der Umwandlungsphase handelt. Nur ein junger Vampir der keine Führung durch einen erfahrenen Vampir geniesst¸ kann so handeln. Henry¸ nichtehelicher Sohn des Heinrich VIII von England und somit 450 Jahre alt¸ sieht seine Existenz gefährdet¸ bis er schliesslich auf Viktoria Nelson trifft. Aus Angst um seine Existenz und eine Lüftung dessen¸ treibt ihn dazu¸ den Mörder zur Strecke zu bringen. Die kanadische Privatdetektivin ist nicht nur hinter dem Dämonenbeschwörer her¸ der das Monstrum auf die Menschheit losgelassen hat und der fälschlich als Vampir erkannt wird¸ sie steht auch plötzlich zwischen einem jähzornigen Polizisten und einem uralten Vampir. Bald sehen sich alle drei genötigt¸ wobei nur Viktoria das Geheimnis kennt¸ zusammen zu arbeiten. Hinter den Toten steckt ein geheimnisvolles¸ räumliches Muster¸ dass es zu ergründen gilt.
Es dauerte zehn Jahre¸ bis der erste Band der fünfbändigen Reihe eine Übersetzung ins Deutsche fand. Dies geschah bei Feder und Schwert in Mannheim und galt mehr als Geheimtipp. Tanya Huff schuf damit eine sehr interessante Dreierkombination von handelnden Personen. Da ist zuerst einmal die nachtblinde Privatdetektivin¸ die sehr viel von der Schriftstellerin selbst hat. Ihr zur Seite steht der polternde¸ leicht jähzornige aber immer korrekte Polizist der Mordkommission und ihm gegenüber der 450 Jahre alte Vampir Henry der mit Liebesromanen sein Geld verdient.
Wir bewegen uns in einer Liebesgeschichte mit einem typischen Dreiecksverhältnis und dazu in einem Roman¸ der sich mit einem der typischen Monster-Romane befasst. Sieht es erst nach einer Vampirerzählung aus¸ ist es bald die Geschichte um einen Dämonenbeschwörer¸ der einen Dämon nur aus gekränkter Eitelkeit erschaffen hat. In Tanya Huffs Erzählung finden wir durchaus alle klassischen Eigenschaften eines Vampirromans. Vor allem Bram Stokers DRACULA stand Pate. Die viktorianische Liebesgeschichte auf eine Erzählung im jetztigen Kanada umgearbeitet ist durchaus gelungen. Aber es gibt auch negative Seiten. Sehr oft wird wiederholt¸ dass die Beziehung zwischen Vicki Nelson und ihrem ehemaligen Partner Mike Celluci in die Brüche ging. Das geht sogar so weit¸ dass es äussert lästig wird.
Ansonsten ist die Geschichte sehr geradlinig¸ ein katholischer Vampir nicht gerade Aussergewöhnlich und ansonsten gut zu lesen. Der Roman führt in eine geheimnisvolle Welt zwischen Wahrheit und Mythos. Eine Mischung aus Sheridan Le Fanus Schauerromanen und dem Realismus eines Krimis. Auf den ersten Seiten verliert sich die Schriftstellerin in den Beschreibungen¸ wiederholt sich und der Schluss kommt ein wenig zu schnell und direkt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355