Bios
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Kenneth Durand leitet bei Interpol den Kampf gegen diese Genkriminalität. Und ein Mann steht dabei im Fadenkreuz: Marcus Demang Wyckes¸ Kopf eines so mächtigen wie skrupellosen Kartells. Eines Tages erwacht Durand aus dem Koma. Man hat ihn entführt. Er sieht anders aus. Seine DNA ist verändert. Er ist Marcus Demang Wyckes. Der Mann¸ der weltweit gesucht wird. (Verlagstext
Die Welt im Jahr 2046. Eine neue industrielle Revolution¸ nicht mit Maschinen¸ sondern Bionik veränderte sich die Welt wie wir sie kennen.
Längst ist China die wahre Führungsmacht¸ politisch gesehen¸ doch die eigentliche Macht halten die Kartelle in Händen. Die Triaden entwickelten sich zu Konzernen und diese arbeiten legal¸ halb legal und illegal. Die alte Weltordnung der USA und Europas ist längst in der Bedeutungslosigkeit versunken. Was hier einmal die Wirtschaft antrieb ist vorbei. Shanghai ist längst Mittelpunkt der Welt. Wer etwas auf sich hält und das Geld dazu hat¸ wohnt hier. Der Kapitalismus hat im alten China einen Vortrieb erhalten¸ der die heutigen Milliardäre wie Waisenknaben aussehen lässt. Die Wirtschaft stützt sich nicht nur auf Angestellte und Arbeiter¸ sie lebt vor allem von schlecht bezahlten Arbeitern und Wanderarbeitern mit einem Rückfall in die frühpubertäre industrielle Revolution der 1900er Jahre. Ein Heer von Klimaflüchtlingen und Wirtschaftsasylanten sorgt zudem um einen Arbeitsplatzkampf. Doch dies ist für die High Society weitaus weniger wichtig. Für sie zählt die Biologie. Zwar ist es in geringem Mas erlaubt¸ Genmanipulationen vorzunehmen um Erbkrankheiten auszuschalten¸ doch daran hält sich¸ wer Geld hat¸ nicht. Längst ist es Mode¸ sein Kind nach besonderen Genmanipulationen zu gestalten. Von Äusserlichkeiten wie Haarfarbe¸ Augenfarbe und Geschlecht¸ bis hin zu Intelligenz¸ Körperstärke und anderem mehr. Nichts ist unmöglich.
Gleichzeitig findet eine totale Überwachung statt. Wer Geld hat konsumiert¸ wer konsumiert wird überwacht. Es ist eindeutig jedem Menschen ein Verhaltensmuster zuzuweisen¸ nach dem er jederzeit und überall auf der Welt gefunden werden kann. Denn¸ wer konsumiert¸ gibt bereitwillig alle privaten Daten frei. Die gesamte Menschheit wird in riesigen Rechnerfarmen katalogisiert. Und hier haben wir unseren Ansatzpunkt. Mit Hilfe dieser Daten sollen Verbrechen verhindert bzw. aufgeklärt werden.
Kenneth Durand ist ein Datenanalysierer bei Interpol. Seine Aufgabe ist es¸ illegale Bio-Labore zu entdecken. Der Schwarzmarkt für genetische Modifikationen ist riesig. Kenneth Durand ist in seiner Arbeit zu erfolgreich. Daher wird das führende Genmanipulations-Kartell auf ihn aufmerksam. Es folgt ein Mordanschlag auf ihn¸ der dazu führt¸ dass er zwar überlebt¸ aber rein äusserlich dem Anf&uumml;hrer des Kartells und den meistgesuchten Mann der Welt zum Verwechseln ähnlich sieht.
Im Körper des Feindes als Science Fiction Thriller ist gut gelungen¸ obwohl sich der Autor manchmal in seiner Logik verbiegt¸ damit das ein oder andere Teil seiner Handlung funktioniert. Natürlich wirkt einiges bekannt und vorhersehbar¸ wenn man viel Science Fiction liest. Der kulturelle und soziale Hintergrund erinnert an vielen Stellen an den in den 1980er Jahren bekannt gemachten Cyberpunk. Dies gilt ebenso für den Side-Kick Shadowrun¸ Cyberpunkt mit Fantasy.
Der neue Roman von Daniel Suarez ist beste Unterhaltung. Ein Action-spektakel¸ wenn man es hochtrabend bezeichnen will¸ mit hohem Tempo in der Erzählung und schon nahe daran ein sogenannter „pageturner“ zu sein. Böse Gegner¸ windige Helfer und Helfershelfer und ein mit allen Wassern gewaschener Meisterpolizist der Interpol. Bios besticht allerdings nicht mit einer neuen Geschichte¸ sondern nur einer bekannten Geschichte¸ neu erzählt. Zu viele Anklänge an andere SF und Krimis finden sich in diesem¸ ja sagen wir ruhig Technik-Krimi. Seine fantastische Zukunftsvision könnte jedoch morgen schon Wirklichkeit werden.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355