Ballade einer vergessenen Toten
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
London. Deprimiert von verlorenen Träumen hockt Schriftstellerin Amy im Café¸ als der alte Song im Radio kommt: „See Jesse Tomorrow“ von Elly Astoria¸ deren Mörder nie gefasst wurde. In Amy keimt die Idee¸ sich als Biografin zu versuchen. Sie recherchiert und spricht mit Leuten¸ die dabei waren¸ als Ellys Songs die Charts anführten. Das ist kein einfaches Buch. Die Geschichten widersprechen sich. Es stellt sich die Frage¸ war die Gruppe SisterHood überhaupt eine richtige Band? Sex-Appeal hatte nur Sängerin. Es ist ein wenig Mystery¸ ein wenig Krimi¸ aber dafür spannend. Der handelnde Charakter ist eine mutige¸ kluge Frau¸ die sich in diversen Auseinandersetzungen behaupten kann. Und sie ist keine Detektivin¸ sie ist Biografin. Und damit wird ganz klar¸ der Ansatz zu diesem Buch ist nicht¸ den Mord zu klären¸ sondern das Leben der Toten zu beschreiben. Und dennoch verwinkelt sich der Weg und wird zu einem Kriminalfall. Mythos und Realität des Showbusiness stehen immer im Mittelpunkt und sich oft im Weg. Die Geschichten über Amy sind Widersprüchlich und fügen sich dennoch wie ein Puzzle zusammen¸ wenn man die richtigen Teile zusammenlegt.
Dies ist die Geschichte¸ die sich die Menschen erzählen¸ um nach schlechten Entscheidungen mit sich selbst leben zu können. Und die Figuren erzählen diese Geschichten dem Biographen. Das Buch besteht hauptsächlich aus Interviews. Manchmal bekommen wir eine Zusammenfassung. Manchmal schauen wir uns das Interview an und sehen die Umgebung¸ in der es stattfindet. Das klingt langweilig¸ ist es aber definitiv nicht.
Unsere Hauptfigur reift mit ihrer Rolle heran. Im Laufe des Buches wird sie immer energischer und geht Risiken ein. Und sie bekommt ihre Geschichte. Alle Fragen werden beantwortet¸ aber nicht in einem aufgeräumten Paket¸ sondern in einem atemlosen Schwung präsentiert.
Liza Cody schreibt genreübergreifend. Liza Cody schreibt besser als gut¸ jongliert mit den Kapiteln wie ein Artist¸ bis die Bälle an die richtige Stelle fallen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355