Babel 1: Hexenwut
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Heute ist Babel dreissig Jahre alt und eine aktive Hexe¸ die eher besonnen mit ihren Kräften umgeht. Meistens jedenfalls. Allerdings ist die Hexe den Verführungen der Dämonenebene anheim gefallen und muss daher montags immer in eine Therapiestunde. An ihrem 26sten Geburtstag lernt sie Karl kennen¸ dem sie von einem Fluch befreit. Und weil sie gerade ohne Job ist¸ der ihr das Geld für die Miete einbringt¸ kommt sein Vorschlag gerade recht. Mit Karl zusammen führt sie ein Geschäft¸ um verhexten Menschen zu helfen und somit Erleichterung zu verschaffen.
Die Welt von Babel wird erst interessant¸ als es darum geht¸ einen Massenmörder ausfindig zu machen. Ein Plag¸ so nennen sich die Alben selbst¸ besucht Babel um sie zu einem gewissen Tom zu bringen. Als sie ablehnt klaut er ihr Motorrad und damit fängt das eigentliche Abenteuer an. Ein Plag nach dem anderen wird ermordet aufgefunden und Babel soll¸ wie in einer guten Detektivgeschichte¸ die suche nach dem Mörder aufnehmen. Nun¸ sie lernt Tom kennen¸ hängt aber immer noch an ihrem Ex-Freund¸ dem Halbdämon Sam. Es entsteht dabei ein der üblichen Dreiecks-Liebes-Geschichten¸ die jedoch von einer interessanten Handlung begleitet¸ meist sogar von ihr dominiert wird.
Auch wenn nicht geklärt wird¸ wo in Deutschland die Geschichte spielt¸ fällt dennoch einmal der Begriff Garmisch. Das macht den Roman gleich sympathisch. Mit der Zeit stellt man jedoch fest¸ dass die ersten drei Kapitel des Buches überflüssig sind¸ denn alles was dort erklärt wurde¸ wird im Laufe des Buches noch einmal erklärt.
Es gibt in dieser Geschichte drei Ebenen. Die Welt der Menschen¸ die der Dämonen und die der Toten. In den Welten existieren magische Netze¸ die in der normalen Welt jedoch nur magisch Aktive sehen können. Dämonen sind körperlose Wesenheiten die ständig auf der Suche nach menschlichen Wirten sind. Weil ein Wechsel der Ebenen nur mit Magie möglich ist¸ scharwenzeln sie um die Menschen immer herum¸ in der Hoffnug¸ einen kleinen Glücksfall zu erleben und einen Wirt übernehmen zu können. Eine menschliche Reaktion darauf zeigt sich in einem Schaudern¸ einer Gänsehaut und ähnlichem mehr.
Die Dreiecksgeschhichte Sam-Babel-Tom ist manchmal nicht so ausgearbeitet wie ich mir die Sache vorstellte und man muss sich manchmal fragen¸ was Babel an ihm¸ den aufdringlichen Sam¸ findet. Aufdringlich deshalb¸ weil er nicht etwa ständig in Persona auftaucht¸ sondern in Babels Gedanken sich damit beschäftigt wird. Viel zu oft.
Die anderen Figuren¸ die beschrieben werden fallen leider aus dem Rahmen¸ denn sie sind nur oberflächlich erwähnt. Man hätte gern mehr gewusst. Zum Beispiel der dämonische Papagei Xotl¸ der sein Käfigdasein fristet und manchmal etwas sagen darf¸ Tamy die Türsteherin eines Nachtklubs oder Karl¸ der Ex-Verfluchte und jetzige Arbeitgeber.
Weil der Leser immer das gleiche Wissen mit sich herumschleppt wie Babel ist er bei den Ermittlungen genauso schlau oder dumm wie sie¸ was die Spannung hoch hält. Der gezielte Mord an den Plags lässt Babel erst einmal planlos und dumm durch die Gegend laufen. Ihre Nachforschungen sind eher unbeholfen. Ehe die ersten brauchbaren Hinweise auftauchen und die Verdächtigen der Reihe nach ausgeschlossen werden können¸ vergeht einige Zeit. Die Lösung des Massenmordes wirkt jedoch recht unprofessionell und einfallslos. Da ist jeder TATORT im Fernsehen spannender.
Alles in Allem ist dieser Roman aus deutscher Feder wesentlich besser und interessanter als viele ähnlich gelagerte Roman¸ die den Markt überschwemmen. Eine durchaus spannende Geschichte überzeugt den Leser und ich bin überzeugt Cay Winter wird sich in weiteren Romanen noch steigern. Was mir fehlte war ein richtiger Wutausbruch¸ der dem Titel passend erscheinen lies.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355