Azureus & Pygmalion
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Dummerweise verliert Azureus erst einmal seinen Job und wird auch noch entführt. Die Entführer verlangen von ihm¸ im Dorf ein ganz besonderes Buch aufzuspüren. Das hört sich erst einmal nicht besonders schwierig an. Im Gegensatz dazu wird die persönliche Lage von ihm jedoch immer schwieriger¸ weil plötzlich mehrere Seiten hinter ihm und dem Buch her sind. Persona wie José als Arbeitgeber¸ der Azureus ziemlich schnell feuert¸ wie der Böhmische Bischof mit Untergebenen wie Adalbert¸ Alfons¸ Anton etc.¸ der ihn engagieren will¸ den Troll Pygmalion¸ den Magier Zygmund und andere mehr sorgen für Abwechslung¸ die den Leser am Buch halten und es erst aus der Hand legen lassen¸ wenn die letzte Seite umgeblättert wurde.
Das Buch ist die übliche Aufmachung für eine sogenannte Queste. Zu deutsch eher abenteuerliche Forschungsreise. Damit trifft man das Datentauchen im Internet ganz gut. Es kommt immer darauf an¸ in welcher Kombination man welche Begriffe verwendet um etwas zu finden. Der Leser muss allerdings nichts finden¸ das übernimmt der jugendliche Held in famoser Weise. Nach Irrungen und Wirrungen findet sich die Lösung der Quest¸ aber nicht immer unbedingt so¸ wie der Leser das gern gesehen hätte.
Marcus Hammerschmitt macht aus dem Buch mehr als eine Geschichte¸ die in der Wirklichkeit spielt und gleichzeitig ein Pedant in der zweiten Wirklichkeit besitzt. Bei ihm überlappen sich beide Bereiche und manchmal erweckt er den Eindruck¸ dass sich die Welten verkehren. Wir haben den rebellisch wirkenden Azerus¸ der sich als heranwachsender in der Welt der Erwachsenen zurechtfinden muss. Seine Probleme sind meist nicht hausgemacht¸ sondern werden von aussen an ihn herangetragen. Dennoch versucht er gerade diese Erwachsenen-Probleme mit der ihm eigenen Art eines Jugendlichen zu lösen¸ der nicht in den Zwängen der Erwachsenenwelt gefangen ist. Gerade dies macht die Figur um so liebenswerter. In seiner Person verschwimmen die Grenzen zwischen Alt und Jung¸ Wirklichkeit und Netz-Wirklichkeit¸ Magie und Technik.
Doch der Autor schreibt nicht nur oberflächliche Unterhaltungsliteratur. Bei der Namensgebung gibt er sich besondere Mühe. So gibt es bei ihm in dem Roman Yardaang ein Raumschiff namens Ubuntu. Wer mehr über die Wortspielereien wissen möchte¸ unten habe ich nur drei aufgelistet. Manchmal ist es gut¸ ein alter Mann zu sein. Da muss man nur auf den eigenen biologischen Hauptspeicher zurückgreifen. Andere¸ die noch nicht so viel Erfahrung haben können ins Internet gehen. Aber aufpassen. Nicht alles¸ was sich dort findet¸ entspricht auch der Wahrheit.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355