Asylon
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Genau in dieser Stadt lebt Torn Gaser ein Auftragskiller¸ die Leveller genannt werden¸ dessen Aufgabe es ist das Gleichgewicht zwischen den Clans zu bewahren und Unruhen in Asylon zu vermeiden helfen. Als Auftragskiller soll er durch gezielte Morde die Clans im Zaum halten. Aus falschen Beweggründen soll Torn das Mitglied eines Clans getötet haben. Er verliert seinen Job und jeder der will¸ darf ihn töten. Die Stadt selbst birgt einige Geheimnisse. Seine Frau verschwindet plötzlich¸ als man ihm erzählt¸ dass sein ungeborenes Kind eine Totgeburt sei. Man erzählt ihm zudem¸ seine Frau hätte deswegen angeblich Selbstmord begangen. Doch eine Leiche sah er nie. Auch für ihn gibt es entscheidende Änderungen in seinem Leben. Er gerät ins Visier Unbekannter und muss um sein Leben fürchten. Dabei war er immer der Meinung¸ die Stadt würde für ihn keine Gefahr darstellen. Erst als sein Assistent Scooter und die Frau Saina immer mehr Beweise vorlegen¸ wird Torn klar¸ dass man nicht nur ihn ständig mit Lügen fütterte und diese als Wahrheiten verkaufte. Das Bild der rettenden Stadt Asylon ist vollends dahin.
Saina¸ eine junge Frau¸ deren beste Freundin Lynn verschwand¸ ist die Handlungsträgerin eines zweiten Erzählstrangs. Auf der Suche nach Lynn trifft sie auch irgendwann auf Torn Gaser. Da sich ihre Vorhaben ähneln¸ kommt es zum Informationsaustausch¸ der beiden Seiten langsam die Augen öffnet. So folgen sie Gerüchten einer Sekte namens "Ordo Lucis". Die Sekte predigt ein paradiesisches Leben ausserhalb von Asylon.
Asylon ist ein lesenswertes Debüt von Thomas Elbel und ist ein spannender Thriller aus dem Bereich der zerstörerischen Utopien. Die im Allgemeinen Dystopien genannten Endzeit-Erzählungen stehen in letzter Zeit immer mehr im Mittelpunkt der SF. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die Stadt Asylon. Sie ist ein reiner Moloch und wird als solcher derart beschrieben¸ eng¸ verwinkelt¸ in die Höhe sterbend und nicht sehr lebensfreundlich. Asylon steht auf einer noch viel älteren Stadt¸ sodass es viele Ebenen gibt¸ von denen die meisten Menschen nicht einmal gehört haben. Dem Autor gelingt es sehr gut¸ den letzten Rückzugspunkt der Menschheit¸ ergreifend zu beschreiben.
Mit verschiedenen Perspektivenwechseln erfährt der Leser immer mehr Einzelheiten und erkennt¸ dass etwas mit der Stadt nicht stimmen kann. Das Aussehen der Stadt wurde wunderbar beschrieben¸ sodass man sich die Bilder dieses ungewöhnlichen Molochs direkt vor den Augen führen konnte. Damit hält der Leser mehr Informationen in der Hand¸ als der Hauptdarsteller. Dies sorgt für eine gewisse Spannung¸ die sich nicht schnell auflösen lässt. Neben Torn (die Person und der Name errinnert an eine Heftserie von Michael J. Parrish wird eine zweite Hauptdarstellerin geführt. Ihr Name ist Saina¸ die nach dem Tod und dem Verschwinden ihrer Freundin auf der Suche nach Antworten ist. So ungewöhnlich beide Figuren sind¸ so ist doch das Motiv und die Art des Verschwindens der geliebten Personen¸ identisch. Beide Figuren sind sehr menschlich und realistisch beschrieben und wirken in jedem Fall glaubwürdig. Selbst ihre Handlungsweise wirkt nicht aufgesetzt. Im Gegenteil manchmal ist sie mir in der Tat etwas zu blutig. Thomas Elbel beschönigt in seiner Erzählung nichts. Seine Geschichte ist der zukünftigen Wirklichkeit angepasst. Und manchmal etwas gewöhnungsbedürftig.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355