Assassin's Creed: Der Ming Sturm
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Assassin's Creed: The Ming Storm knüpft an die Ereignisse des Spiels ssassin's Creed Chronicles: China an. Die Assassine Shao Jun kehrt in ihre Heimat zurück, nachdem sie nach der Zerstörung ihrer Bruderschaft einige Zeit damit verbrachte, von Meister-Assassine Ezio Auditore zu lernen. Sie wurde dadurch zur besten Attentäterin der Welt. Shao Jun fühlt sich endlich bereit, es mit den Mitgliedern der Acht Tiger aufzunehmen, einer Gruppe von Eunuchen, die den chinesischen Kaiserhof kontrollieren.
Ich spiele keine Computerspiele, daher kann ich nicht sagen, ob der Roman eine freie Erzählung ist, oder ob sich Querverweise finden. Für mich liest sich das Buch nicht wie eine Adaption. Bücher zu Spielen, Comics oder Filmen haben manchmal Mühe, ihre eigene Stimme zu finden. Ich kann daher nicht sagen, ob Teile der Geschichte, die der Autor hinzugefügt hat, sich sehr von denen im Originalmaterial unterscheidet. Assassin's Creed: The Ming Storm fühlte sich wie ein zusammenhängendes und tonal einzigartiges Buch an.
Ich war auch sehr beeindruckt, dass ein Autor mit chinesischen Wurzeln mit der Arbeit an dem Buch beauftragt wurde. Ich weiß, das mag sehr naheliegend erscheinen, aber nicht jeder Verlag würde so handeln. Diese Entscheidung zeugt nicht nur von großem Respekt seitens des Verlags, sondern verleiht dem Buch auch ein ganz anderes Gefühl. Man merkt immer, wenn ein Autor die Themen kennt, über die er schreibt, und wenn er über Orte und Menschen schreibt, die er kennt, statt über Dinge, die er einfach recherchiert hat.
Yan Leisheng schreibt auf eine Art und Weise, die ich nicht erwartet hatte, und ich habe eine Weile gebraucht, um seinen Schreibstil zu verstehen. Das lag zum Teil an mir selbst und an der Tatsache, dass ich aufgrund der Vorlage ein bestimmtes Tempo erwartet hatte. Das Buch nimmt sich Zeit, der Roman kommt nicht schnell voran. Doch wirkt das Buch nicht langweilig, wenn der Autor einen großen Teil des Textes damit verbringt, die Menschen und Orte ausführlich zu beschreiben und sicherzustellen, dass der Leser ein gutes Verständnis erhält. Es gibt manchmal Momente, in denen Yan Leisheng ein oder zwei Seiten damit verbringt, mitten im Dialog Details über die Geschichte einer Person zu erzählen, und in denen die Antwort auf das, was sie gerade gesagt hat, aufgrund der Details, warten muss.
Ich bin mir nicht sicher, ob dies kulturell bedingt ist oder nicht, ob es ein Schreibstil ist, der eher von chinesischen Autoren wie Leisheng bevorzugt wird, oder ob es sein persönlicher Stil ist. Auf jeden Fall ist es ein gelungenes Buch. Leisheng geht sehr in die Einzelheiten bei seinen Beschreibungen. Er liefert haufenweise Kontext und rast nicht auf einen Abschluss zu, sondern lässt den Leser durch die von ihm erschaffene Welt mäandern.
Assassin's Creed: The Ming Storm mag auf einem Videospiel basieren, aber es fühlt sich an wie ein Buch, das seine eigene Schöpfung ist. Es ist ein Buch, das sich mehr darum kümmert, eine lebendige, atmende Welt zu erschaffen, die mit Charakteren gefüllt ist, die viel Tiefe haben und die der Leser verstehen kann. Selbst wenn man normalerweise nicht an Videospielbüchern interessiert ist, würde ich sagen, dass es sich lohnt, dieses Buch zu lesen, weil es viel mehr ist als nur die Geschichte und Kultur Chinas.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355