Anima
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Die Frau von Wahsch Dibsch wird durch mehrere Messerstiche brutal ermordet. Bei diesem brutalen Gewaltakt stirbt auch das ungeborene Kind. Der Täter wird schnell ermittelt. Aber er wird nicht von den Gesetzeshütern verfolgt¸ da er ein Polizeispitzel ist und sich in einem Indianerreservat befindet. Ungehalten über die Untätigkeit der Polizei ist Wahsch selbst aktiv. Er will dem Mann¸ der ihm seine Familie nahm¸ von Angesicht zu Angesicht gegenübertreten. Nicht weil er sich rächen will. Er will dem Mann¸ der diese grausame Tat durchführte in die Augen sehen. Eine innere Stimme lässt ihm keine Ruhe und so macht sich der Mann auf den Weg. Auf der Suche nach dem Mörder begegnen ihm verschiedene Tiere¸ die ihn auf ihre eigene¸ unterschiedliche Weise wahrnehmen.
Es beginnt recht früh mit einem Raben¸ der die Hoffnung besitzt¸ dass die Sargträger stolpern¸ der Sarg sich öffnet und das ausgehungerte Tier etwas für sich zu essen findet. (Sehr makabrer Gedankengang.
Das Buch ist fast ausschliesslich aus der Perspektive der verschiedenen Tiere geschrieben¸ die den Protagonisten auf seiner Reise sehen.
Die erste Hälfte des Buches ist grossartig¸ packend¸ und ein bisschen poetisch. Wunderbar geschrieben sogar. Wajdi Mouawads Erzählung erhält seine Faszination durch die unterschiedlichen Erzählperspektiven. Ausnahmslos kommen Tiere zu Wort¸ die das Geschehen meist zufällig beobachten. Gegen Ende des Buches versucht Mouawad die Dramatik der Erzählung durch ein überflüssiges Mehr an Gewalt aufzuwerten. Wajdi Mouawad ist Kanadier mit libanesischen Wurzel. Er verarbeitet indianische Mythen¸ verbindet sie mit einer Geschichte in der es um Suchen und Finden geht und einem Krimi. Letztlich endet die Erzählung in einer grausigen Szene¸ wie sie nur ein Mensch beschreiben kann. Es ist ein einzigartiges Buch. So wie man es selten zu lesen bekommt.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355