Angriff aus dem Netz
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Brainjack¸ so der Originaltitel des spannenden Buches¸ ist ein rasantes und vor allem fundiert recherchiertes Buch. Der Titel Brainjack könnte man am ehesten mit Gehirnbuchse übersetzen. Vorbild für die Neuro-Headsets dürften solche Maschinen sein¸ wie sie der geniale Wissenschaftler Hawkins benutzt. Auf diese Weise hätte man schnell eine willfährige Bevölkerung und könnte ohne lästige Wahlen¸ Einsprüche und Gegenorganisationen herrschen. Cyberpunk ist eine Literaturgattung¸ die sich nie damit aufhielt¸ eine freundliche Welt zu entwickeln. Bald wurden aus den Romanen eine Art Krimis mit einem Untergangsszenario¸ wie sie später in den Shadowrun-Romanen und –Spielen gang und gäbe waren. Cyberpunk ist eine Art Gegenliteratur innerhalb der SF. Sie prangert die Unfähigkeit der Politik und die Macht der Konzerne an (jüngstes Beispiel Kanzlerin Merkel und die Atomlobby¸ die die Angst der Menschheit schürt und gleichzeitig deren Hilf- und Machtlosigkeit ausnutzt und anprangert. Die Konsolen-Jockeys der Autoren Bruce Sterling¸ Greg Bear¸ Walter Jon Williams¸ Julius Shepard sind älter und härter als der Sam dieser Erzählung. Auch ist die Thematik besser¸ oder sagen wir treffender¸ anders ausgearbeitet. Ihre Cyber-Helden nutzen das Netz um zu es unterwandern¸ um kriminelle Aktiivitäten durchzuführen und finden sich immer in die Ecke des Robin Hood gedrängt¸ da sie sich immer an „noch böseren Organisationen“ bereichern. In einigen der Romane wird auch mal die Welt gerettet. Seit den 1980er Jahren versucht man immer wieder mittels Technik direkten Zugriff auf den menschlichen Körper zu erhalten und damit eine Symbiose beschreiben¸ ohne dass aus dem Menschen gleiche ein Cyborg wird¸ dessen technische Ausstattung die menschlichen Körperteile voll ersetzt. Die zur Zeit zur Verfügung stehende Technik ist aber schon viel weiter¸ als vor zwanzig Jahren¸ als sich das Thema Cyberpunk ausbildete. Eine Exkursion zum Thema Cyberpunk sollte an anderer Stelle geführt werden.
Doch zurück zum Buch selbst. Angriff aus dem Netz liest sich nach Brian Falkner s Beschreibung nicht mehr als zukünftige Bedrohung¸ sondern entwickelt sich zu einer Dystopie¸ die sich als ein Thriller der Jetztzeit darstellt. Brian Falkner s Helden um Sam innerhalb der Cyber Defense Divison kurz CDD genannt¸ sind zwar ziemlich jung¸ wirken aber in einem sehr erwachsenen Roman mit. Wer den Roman liest¸ wird vieles für Technogebabbel und Fachidiotengeschwätz halten. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen¸ man muss kein System-administrator sein¸ um diese Teile zu verstehen. Ein preisgekröntes Jugendbuch¸ dass zurecht den Weg nach Deutschland gefunden hat. >
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355