Amulett des Sarazenen
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der vorliegende Roman ist die Fortsetzung des erwähnten Buches. Aber es lässt sich auch ohne Vorkenntnisse des selbigen gut lesen. Dennoch war die Autorin so freundlich¸ eine Zusammenfassung beizufügen und dem Roman vorweg zu stellen. Die Erzählung beginnt im Mai des Jahres 1530¸ auf dem Achterdeck des Schiffes 'Aguila'. Dort steht Nicolas und harrt der Dinge die da kommen. Allerdings sind das nicht sehr viele. Vom Piratenroman und der damit verbundenen Abenteuerromantik ist diesmal nicht viel zu lesen. Der gute Nicolas treibt sich zu viel mit seiner Familie herum. Hier wird dann auch die politische Lage ausgiebigst besprochen¸ wo man sehr deutlich sieht¸ welche politische Richtung die Autorin bevorzugt¸ aber auch ihr ausgezeichnetes Wissen über die Geschichte des Mittelmeerraumes. Diese Stellen im Buch sind nur für Leser wirklich interessant¸ die sich mit Geschichte befassen. Wenn sich Ursula Walch an dieser Stelle mit der Beschreibung von Land und Leuten¸ Eigenheiten und Eigenschaften¸ Sprache und sozialen Strukturen beschränkt hätte¸ wäre es ein grossartiges Sachbuch geworden. Würde ich das Buch aus diesem Blickwinkel betrachten¸ und nur aus diesem¸ wäre es ein schöner historischer Roman. Statt dessen finden sich aber noch ganz andere Sichtweisen. Da ist die andalusische Zigeunerin¸ die im Stamm der Calé aufwächst. Als eine ausgebildete und erfahrene Zigeunerheilerin erwirbt sie sich bald einen guten Ruf¸ vor allem weil sie auch als erfolgreiche Hebamme tätig ist. Findet man in Nicolas einen der Söhne der Autorin¸ so findet sich die Autorin selbst in der Person der Zigeunerin Juana wieder. Um sich weiter zu bilden geht sie in Grenada zu einem arabisschen Arzt in die Lehre. Die Inquisition der katholischen Kirche bezichtigt sie aber der Hexerei und steckt die Heilerin ins Gefängnis. Hier kommt dann Nicolas wieder ins Spiel der über den geheimnisvollen Maqués Juana aus dem Kerker befreien soll. Wenn ich mir so ansehe¸ wie die Autorin ihre Familie in dieses Buch einbringt¸ frage ich mich¸ ob die erotischen Stellen des Buches von ihr ebenso ausgelebt wurden. Während ich in der Mitte des Buches eher einen etwas langweiligen Hänger fand¸ munter werdend durch ein paar erotische Einlagen¸ wurde es im letzten Drittel des Buches richtig spannend. Die Folterungen und ein paar andere Szenen fand ich dann nicht so prickelnd. Vielleicht ein wenig zu drastisch in der Beschreibung. Als Liebhaber von Fantasy-Romanen war ich doch erstaunt¸ dass man auf Grund von Tatsachen so fesselnde Romane schreiben kann. Die Beschreibungen der Einzelheiten¸ geschichtlichen und erfundenen¸ lassen die in diesem Umfeld handelnden Personen besonders lebensnah erscheinen.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355