Aera - Rückkehr der Götter
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Das sind die besten Voraussetzungen¸ einen neuen Roman zu schreiben¸ neue Handlungsträger einführen und neue Wege zu beschreiten. Wirklich neu? Nein¸ aber anders. Besser? Nein¸ aber interessanter.
Im Mittelpunkt steht der Interpol Inspektor Malleus Bourreau¸ (hier muss ich immer an den Malleus Maleficarum denken¸ den Hexenhammer einen dauer-rauchenden Protagonisten. Der Hexenhammer ist die Legitimation der Hexen-verfolgung. Ist also Inspektor Malleus nun die Legitimation der Götterverfolgung? Sind es überhaupt Götter? Seine Theorien gehen von Aliens über Roboter bis hin zu Projektionen. Interpol Inspektor Malleus¸ Mitte 40¸ sieht dies wahrscheinlich nicht so. Der überzeugte Atheist ist die beste Besetzung für einen Polizeijob¸ den man in dieser Zeit haben kann. Ziemlich Respektlos gegen Mensch und Götter führt ihn sein aktueller Fall durch Europa. Der Mord an einem Devotionalien- und Reliquien-händlers in Treva (Treva ist eine alte Bezeichnung für eine Siedlung an der Mündung der Alster in die Elbe und kann somit als Vorläufer der späteren Stadt Hamburg angesehen werden gibt Bourreau Rätsel auf. Gemeinsam mit seiner Assistentin Marianne Lagrande¸ die aus den Pariser Banlieues stammt¸ nimmt er die Ermittlungen auf. (Marianne ist das Synonym für Frankreich.
Nicht nur die Frage nach den brutal vorgehenden Tätern beschäftigt ihn und seine Assistentin¸ sondern auch die Tatsache¸ dass verschiedene Artefakten aus verschiedenen Kulturen aus dessen Inventar gestohlen wurden. Und das mit System. Warum ausgerechnet diese Objekte? Die Spuren vom Tatort führen ihn nach Lettland zu einer slawischen Göttin und in der Folge von einer Kultstätte zur nächsten.
Borreau reist er dafür nach Frankreich auch Celtica genannt¸ nach Rom und Hamburg¸ ins englische Cornwell¸ Dänemark und zum Vatikan.
Malleus Bourreau ist ein typischer Markus Heitz Held. Ein Mann mit angedeuteten Geheimnissen¸ mit Ecken und Kanten¸ der gern bereit ist eigene Wege zu gehen und manchmal das Recht zu seinen Gunsten etwas verbiegt. Wichtig ist für ihn immer¸ dass der Fall¸ der immer im Mittelpunkt steht¸ gelöst wird. Zudem scheint der Interpolinspektor eine Art Hommage bis Persiflage auf James Bond zu sein. Mit einem alleskönnenden PDA ausgestattet¸ sowie weiteren Equipment¸ ist er ein sehr moderner Ermittler. Aber sofort kann man ihn auch nicht ins Herz schliessen. Dazu wirkt er dann doch etwas zu Klischeehaft. Entweder er ist zu mächtig als Person oder aber seine Gegner sind Anfänger. Die zweite Person¸ die mir gefällt und die im Interessensmittelpunkt der Leser steht ist die inn meinen Augen sehr sympathisch dargestellte Marianne Lagrande. Sie ist der richtige Gegenpol und Ergänzung des Inspektors.
Ein undurchsichtiger Faktor ist der erzählende Schatten¸ der dem Inspektor folgt. Nur dass der Inspektor davon nichts mitbekommt. (Zitat: „Er weiß nicht¸ dass es mich gibt. Aber ich bin da.". Ich bin sicher¸ dass hier noch einiges zum Tragen kommt¸ dass der Leser sich jetzt nicht vorstellen kann. Markus Heitz ist immer für eine Überraschung und unkonventionelle Gedankenspiele gut.
Die neue Welt finde ich ziemlich spannend mit ihren Anleihen bei Shadowrun und ähnlichen Romanen und Comics¸ die sich dem französischen Noir-Flair verschrieben haben. Der Spannungsbogen der Geschichte wird vom Autor hoch gehalten¸ manchmal hätte eine kleine Pause gut getan. Anderseits liebe ich es¸ wenn ich ein Buch in einem Stück durchlesen kann. Alles in allem ein unterhaltsames und fesselndes Buch¸ von dem ich noch weitere Fortsetzungen erwarte.
Götterdämmerung von Sven Böttcher¸ erschienen 2012 bei rororo¸ geht in eine ähnliche Richtung¸ denn Göttervater Zeus muss der Menschenwelt mal wieder zeigen¸ dass es ihn noch gibt. Gary Gygax Mythus -Reihe¸ erschienen 1993 bei Heyne geht um einen Ermittler¸ der sich mit den ägyptischen Göttern¸ Halbgöttern und ähnlichen anlegt. Hohlbeins Horus geht in eine ähnliche Richtung. Auch kann man die 2001 erschienene Reihe Everworld von Katherine Applegate oder Neil Gaimans American Gods als ähnlich bezeichnen. Man sieht¸ Die Idee von Markus Heitz ist nicht neu¸ aber auch nicht schlecht. Denn trotz der ähnlichen Thematiken ist sein neuer Reihenauftakt eigenständig.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355