Acht Nacht
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Verschlungen habe ich das Werk dann wie erwartet an einem Tag im Hallenbad¸ wobei das Schwimmen hier eindeutig zu kurz kam.
Als junges Mädchen wurde Arezu von ihren Mitschülern für den Tod eines Freundes verantwortlich gemacht und obwohl sie gar nichts dafür konnte von der ganzen Schule gemobbt. Sie war schon damals erschrocken darüber¸ wie leicht man andere überzeugen kann¸ auf einen anderen Mitmenschen loszugehen.
Als junge Psychologiestudentin arbeitet Arezu an einem Experiment. Sie erfindet die Acht Nacht. Was würde passieren¸ wenn jeder beliebige Mitbürger einen anderen nominieren könnte¸ dem man den Tod wünscht. Für einen geringen Geldbetrag welchen man spendet¸ darf man am 8. August ab 8:08 Uhr einen zufällig Ausgewählten der Nominierten jagen und töten. Der Sieger bekommt dann einen hohen Geldbetrag als Fangprämie anonym auf ein Nummernkonto ausgezahlt. Hilfe bei diesem Experiment bekommt Arezu von einem Unbekannten¸ Oz¸ aus dem Internet. Als sie aber bemerkt¸ dass ihr alles aus den Händen gleitet¸ möchte sie abbrechen. Aber Oz denkt gar nicht daran sich stoppen zu lassen. In der Acht Nacht ist es nun Arezus Gesicht¸ das über alle Bildschirme flackert. Für 12 Stunden ist sie nun vogelfrei. Um das Ganze noch spannender zu machen gibt es ein zweiten Nominierten¸ Ben. Der Medienhype ist riesig und da beide aus Berlin kommen¸ kann die Jagd auf die Armen geballt beginnen.
Dabei hat Ben auch so schon genug Probleme. Seit einem von ihm verschuldeten Unfall vor ein paar Jahren sitzt seine Tochter Jule im Rollstuhl. Seine Ehe ist der daran zerbrochen. Nun hat Jule auch noch versucht¸ sich vom Dach ihres Studentenwohnheims in den Tod zu stürzen. Seitdem liegt sie im Koma. Ben zweifelt aber die Selbstmordtheorie an und ermittelt auf eigene Faust.
Bei der Jagd auf ihrer Leben lernen sich Ben und Arezu kennen und versuchen verzweifelt¸ die Nacht zu überstehen.
Dies wäre natürlich einfach¸ wenn man sich verstecken könnte. Aber ein mediengeiler Blogger hatte sich in den Kopf gesetzt¸ durch dieses Experiment berühmt zu werden. Er erpresst Ben mit dem Leben seiner Tochter und zwingt ihn so¸ immer neue Herausforderungen anzunehmen und die Jagd anzuheizen. Dies alles wird dann Live gefilmt und ins Netz übertragen.
Mich hat das Buch vollends überzeugt¸ auch wenn man sich natürlich fragt¸ warum die Polizei dies alles nicht schon vorher unterbunden hat und das Fernsehen die Nominierung live austrahlt. Es zeigt sich aber auch¸ welche Macht man über das Internet ausüben kann.
Die einzelnen Kapitel sind jeweils mit den Namen der Protagonisten versehen ausserdem mit der Uhrzeit und dem Hinweis¸ wie lange die Acht Nacht noch dauert. Auch das Cover mit seinen schwarz-roten Farben finde ich sehr gut gestaltet.
Der Autor verrät in seinem Nachwort¸ dass die Idee zu dem Buch nach einem Kinobesuch des Films „The Purge“ entstand. Statt“ jeder ggegen jeden in der Zukunft „wandelte er dies in „alle gegen einen in der Gegenwart“ um. Dies ist ihm auch sehr gut gelungen.
Man sollte sich also lieber entspannt hinsetzen¸ das Buch durchlesen und genießen und es als kurzweilige Unterhaltung sehen anstatt über die Logik der Geschichte nachzudenken. Wie immer schafft es Sebastian Fitzek die Charaktere gut auszuarbeiten und dem Leser nahe zu bringen.
Und nun könnt ihr euch überlegen¸ wen ihr zur nächsten Acht Nacht nominieren möchtet. Susanne Giesecke
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355