Absoluter Gegenstoß
Dies ist eine Rezension aus Der phantastische Bücherbriefdem monatlich von 1980 bis 2021 erschienenen Newsletter vom Club für phantastische Literatur von Erik Schreiber. |
Der Slowene liefert schwere philosophische Kost¸ es ist keine Phantastik im herkömmlichen Sinn¸ aber Phantastik wenn man glaubt¸ dass das¸ was er schreibt in die Wirklichkeit umgesetzt werden könnte. Mit seinen Ideen steht er recht einsam da¸ immer in der Kritik studierter Philosophen¸ die von sich behaupten¸ den wahren Kern der Welt entdeckt zu haben. In dieser Hinsicht ein nettes Streitobjekt. Sprachlich gesehen¸ denn man sollte sich deswegen nie die Köpfe einschlagen.
In seinem Werk setzt sich der Autor mit dem Denken in Widersprüchen auseinander. Das bedeutet auf den kleinsten Nenner gebracht: Ohne Licht kein Schatten¸ ohne Himmel keine Hölle etc. Der Widerspruch an sich ist die Ergänzung des anderen Begriffes. Andererseits bedeutet dies auch¸ dass sich der Autor mit materiellem auseinandersetzt und nicht mit g edanklichen Spielarten. Hier steht tatsächlich der Materialismus und damit der Kapitalismus im Mittelpunkt und in direkter Konfrontation zu Karl Marx. Genau deshalb ist Slavoj Aziazek weit davon entfernt¸ den Kommunismus neu aufleben zu lassen oder gar andere Formen des Zusammenlebens zu propagieren. Das Buch lässt sich nicht einfach lesen¸ schon gar nicht wenn man auf Grund des Titels etwas anderes erwartete. Manchmal halte ich das¸ was sich hinter den zum Teil umständlichen Formulierungen verbirgt für nichts weiter als einen Beutel heisse Luft. Mir fällt es schwer¸ auch nur ansatzweise den Untertitel in diesem Buch umgesetzt zu sehen. Eine Neubegründung kann ich nicht erkennen¸ dahingegen eine Erweiterung philosophischen Gedankengutes¸ wie ich sie von Hegel kenne. Doch zu will ich mich nicht auf ein Parkett bewegen¸ auf dem ich mich nicht annähernd so gut auskenne wie in der Phantastik. Dennoch gehe ich soweit¸ dass beide¸ Philosophie und Phantastik der Ansatz eines Gedankengutes sind und somit sind wir wieder bei der einen Medaille¸ die zwei Seiten hat.
Ein Buch¸ das im phantastischen Bücherbrief nicht unbedingt zuhause ist und eine Herausforderung an den Leser. Versucht man auf den ersten 100 Seiten¸ von denen man erst mal nichts versteht¸ nicht vor Langweile zu sterben¸ so sind die nächsten 200 Seiten angetan¸ den Ansatz in etwa zu begreifen nur um auf den letzten 300 Seiten alles auf den Kopf gestellt zu sehen und allles was man bislang für richtig hielt¸ neu überdenken muss.
Schwere Kost.
Eine Rezension von: Erik 'vom Bücherbrief' Schreiber https://www.facebook.com/erik.schreiber.355