Eine tödliche Wette (01)
Inhalt "Tödliche Wette" ist eigentlich ein Abenteuerband für das Detektivrollenspiel Private Eye - mir geht es aber um seine Tauglichkeit für Cthulhu-Runden.
Der Band bietet zwei Abenteuer und einen kleinen Quellenteil zur Weltausstellung 1890 in Chicago¸ in der auch das zweite Abenteuer platziert ist (wer hätte das gedacht).
Los geht es mit der titelgebende "Tödliche Wette": ein reicher englischer Geschäftsmann ist von seinem neuem Dampfer so überzeugt¸ dass er eine Wette anbietet: sein Schiff sei in der Lage¸ England zu umrunden¸ ohne einen Zwischenstopp einlegen zu müssen. Das Abenteuer spielt 1890 und passt von daher schon mal gut in die Gaslicht-Epoche Cthulhus. Die Charaktere finden sich natürlich auf dem Schiff wieder¸ wobei sich viele Möglichkeit bieten¸ wie Charaktere an diese Reise kommen. Sie können Mitglieder der Crew sein¸ Freunde oder Assistenten von Sir Thorndike oder Detektive¸ die zum Schutz vor unlauteren Methoden des Kontrahenten angeheuert wurden. Wie sich vermuten lässt¸ bleibt die Fahrt nicht ohne Zwischenfall worauf schon der Brandanschlag auf die Werfhalle des Schiffes vor dem Auslaufen hindeutet. Das ist klassisches Private Eye¸ lässt sich aber leicht auf CoC und den Mythos umstricken¸ indem man z.B. die Motive der Bösewichter ändert und finstere Kult ins Spiel bringt. Vielleicht ist es auch eine Warnung eines alten Feindes an die Gruppe¸ wer weiß? Oder man spielt das Abenteuer so¸ wie es gedacht war: als Kriminalfall ohne irgendeinen übernatürlichen Bezug. So wittern die Spielern hinterher vielleicht nicht in jedem CoC-Abenteuer finstere Machenschaften¸ die mit unaussprechlichen Kulten und Gottheiten zusammenhängen¸ was mal ganz erfrischend sein kann.
Das zweite Abenteuer spielt im britischen Pavillon der Weltausstellung in Chicago 1893. Der britische Botschafter ist in kriminelle Machenschaften verwickelt und an den Charakteren bleibt die Aufgabe hängen¸ ihn diese nachzuweisen und ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen¸ sobald sie seinen Machenschaften auf die Spur gekommen sind¸ werden sie doch eigentlich von ihm zum Schutz seiner ergaunerten Schätze angeheuert. Dazu sollen sie Undercover auf der Messe arbeiten. Jedenfalls war das die Variante¸ die meiner Runde am Besten gefallen hat.
Um das Flair der Weltausstellung wiedergeben zu können¸ wird dem Spielleiter ein umfangreicher Quellenteil über die Ausstellung von 1893 in die Hand gegeben¸ der es ihm leicht ermöglichen sollte¸ die bis dato größte Weltausstellung detailreich beschreiben zu können.
Aufmachung
Das Softcoverbuch kommt mit einem sehr schönen¸ collagenartigen Cover und braucht sich vor kaum einer Publikation eines renommierten Verlages verstecken. Im Inneren gibt es einen Mix aus guten Zeichnungen und zeitgenössischen Fotos¸ die beiden die viktorianische Epoche gut einfangen. Die Texte sind klar strukturiert und übersichtlich¸ so dass dem Spielleiter langes Blättern erspart bleibt. Einziger Kritikpunkt von mir ist die große Schriftart¸ die ich für ein Rollenspielbuch nicht sehr passend fand. Für eine Fan-Veröffentlichung aber auf jeden Fall ein gelungenes Buch¸ dass seinen Preis wert ist.
Fazit:
Das Buch hat zwei gute Detektivabenteuer¸ die sich auch für CoC-Runden eignen. Wie schon gesagt kann man entweder klassische Kriminalfälle aus ihnen machen (oder besser gesagt¸ sie so lassen¸ wie sie im Buch sind) oder man baut Mythosbezug ein. Das erfordert natürlich ein wenig Arbeit vom Spielleiter¸ sollten aber jedem halbwegs erfahrenen leicht von der Hand geben. Der Quellenteil über die Weltausstellung ist ebenfalls sehr gut; ausführlich¸ informativ und detailreich. So bekommt der Spielleiter ein gutes Werkzeug an die Hand¸ um dieses Großereignis angemessen beschreiben und nutzen zu können. Für CoC-Runden spricht also nicht viel gegen die Anschaffung¸ vor allem angesichts des günstigen Preises.
Eine Rezension von: Lars Heitmann