ORK! - Das Rollenspiel
Die neueste ausländische Überarbeitung von Mario Truant ist ORK!¸ ein komplettes Rollenspiel auf gerade mal 50 Seiten. Ich benutze bewußt das Wort Überarbeitung statt Übersetzung¸ denn auch die komplette Artwork¸ wurde an den (verwöhnten) deutschen Markt angepaßt. Hierfür zeichnet sich kein geringerer als Franz Vohwinkel verantwortlich¸ der ziemlich gute Arbeit geleistet hat. Das Original stammt übrigens aus dem Hause Green Ronin und aus der Zeit vor dem d20-Wahn.
Ein Rollenspiel über eine Rasse¸ die sich laut Autor auf die Worte "DU FRESSE HALTEN! ICH DICH KALTMACHEN JETZT!" reduzieren läßt¸ hat auf den ersten Blick nicht wirklich viel zu bieten. Aber wie immer steckt auch hier der Reiz im Detail¸ quasi zwischen all dem Stumpfsinn der Orks.
Vorweg sei gesagt¸ daß ORK! auf dem US-Markt in die Rubrik Bier&Pretzel-RPG fällt¸ d.h. von vornherein für spaßige Abende zwischendurch¸ aber nicht wirklich für lange Kampagnen gedacht ist. Dieses Wissen vorausgesetzt¸ wird man über die Tiefe dieses Rollenspiels erstaunt sein¸ daß die orkische Gesellschaft in vielen Punkten näher beleuchtet. Z.B. Reduzierung der Sprache auf das Wesentliche¸ Ork-Gesellschaft von Kindheit bis zum Tod¸ Waffen¸ Magie und Dinge des täglichen Bedarfs¸ wie dem Gruut-Elixir.
Ein Ork besteht aus den 4 Attributen Muskeln¸ Mumm¸ Fummelfinger und Mojo¸ denen ein Anfänger 32 Punkte zuordnet. Jedes Attribut muß dann einem Würfel entsprechen (erlaubt sind W4 bis W12¸ z.B. W12¸ W8¸ W6¸ W4 oder auch 4W8). Den Attributen werden Fertigkeiten zugeordnet die der Ork beherrscht. Der Wert der Fertigkeit (1-5) bestimmt die Zahl der geworfenen Proben-Würfel. Der Anfangswert jeder Fertigkeit (insg. 16) ist 1¸ darf aber anfangs mit insgesamt 6 Lernpunkten erhöht werden (max. 3). Zum Abschluß gibt es ein Ausrüstungsset (Waffe+Rüstung) und einen Orkpunkt¸ mit dem sich ein Wurf wiederholen läßt. Der Rest des Bandes beschäftigt sich mit der Erklärung der Fertigkeiten (z.B. Knochensägen)¸ regelt solch elementare Dinge wie den Kampf. Der Spielleiter würfelt mit seinen Krom-Würfeln (W5) gegen den Spieler¸ deren Zahl er je nach Situation zwischen 2 und 5 variieren darf.
Natürlich werden eine Reihe Gegenspieler ("Monster") samt Werten beschrieben¸ es wird mehr über die schamanistische Magie berichtet und es gibt sogar ein Einsteigerabenteuer. Auch ein simples Charakterblatt darf natürlich nicht fehlen.
Meine Spielgruppe hat vor kurzem mal den "Ork" rausgelassen und eine Bösewichter-Runde gespielt. Der erste Abend war ein echter Knaller¸ an dem wir unheimlich viel mit der reduzierten Sprachgewalt und dem stupiden Gemetzel Spaß hatten. Am Ende waren dann aber auch alle unsere Charaktere tod. Hehe. Schon sinnvoll¸ daß die Charaktererschaffung bei ORK! nur wenige Minuten dauert.
Der zweite Bösewichter-Abend in Folge war dann eher mau¸ was ich auf eine schnelle Übersättigung beim Ausspielen von Gewaltszenen zurückführe.
ORK! sollte man daher wohl dosiert in größeren zeitlichen Abständen einsetzen. Am besten immer dann¸ wenn der Spielleiter wieder mal eine geniale Idee für ein satirisches Abenteuer hat.
Fazit:
ORK! ist in erster Regel eine witzig illustrierte Sammlung von Ideen zu
dieser gemeinen und kämpferischen Rasse¸ daß mit einem simplen aber der
Aufgabe entsprechendem System gekoppelt wurde.
Ein wenig hoch mag der Preis mit 18 Euro erscheinen¸ was aber durch die eher kleine Auflage (nur 500 Stk) begründet ist.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de