Courts of the Shadow Fey (5e)
D&D 5E: Courts of the Shadow Fey
Autor: Wolfgang Baur, Dan Dillon System: D&D 5E Erschienen: 2019 Umfang: lang (schwer zu schätzen, vielleicht um die 80 Stunden Spielzeit?)
Warum habe ich das AB gelesen?
Weil ich es thematisch interessant fand. Und weil ich eine Chance sehe, die eine oder andere Idee für meine "Türme von London"-Runde zu klauen (sic!).
Plot
In der Stadt Zobeck machen sich plötzlich die Shadow Fey breit. Da ihnen einst das Land gehörte, auf dem die Stadt steht, und da die Menschen den Herrscher abgesetzt haben, mit dessen Familie der Friedensvertrag geschlossen wurde, betrachten sie die Stadt nun als ihr Eigentum. Und da es sich dabei nicht um die netten Feen mit den bunten Flügeln, sondern um die arroganten Arschloch-Sidhe aus der keltischen Mythologie handelt, machen sich die SC auf ins Feenreich, um ihnen Einhalt zu gebieten. Dort müssen sie dann tatsächlich den gesamten Weg von "Fußabtreter" zu "anerkannter Recke" am Hof der Schattenfeen durchlaufen, bis sie endlich dem Mondbeschienen König gegenübertreten können...
Eindruck
Gemischt.
Fangen wir mit dem Positiven an: Der Band enthält ein "ganz anderes" Abenteuer mit sehr vielen schönen, stimmungsvollen, kreativen Ideen, und er kommt für ein D&D-Buch über weite Strecken auch mit erstaunlich wenig Kämpfen aus (am Ende geht es dafür aber umso härter zur Sache). Hier kommen Gruppen, die auf Rollen- und Intrigenspiel stehen, auf ihre Kosten. Und die Welt der Schattenfeen mit ihren sehr eigenartigen (Natur)Gesetzen kommt anhand vieler skuriller Beispiele gut rüber.
Nicht so gut fand ich dagegen die Aufarbeitung. Das beginnt schon damit, dass sich der Spielleiter die "Was passiert eigentlich hinter den Kulissen?"-Infos (Wer ist wer? Wer steht in welcher Beziehung zu wem? Wer verfolgt welche Ziele? Was ist in der Vorgeschichte passiert?) einzeln aus dem Text zusammensuchen muss. Einige NSC werden eingeführt und verschwinden dann irgendwie wieder, obwohl sie eigentlich wichtig wirkten. Und auch der Ablauf der Handlung war mir nicht immer klar, da habe ich mehr als einmal den Faden verloren. Mir ist schon klar, dass das Abenteuer teilweise als Sandbox gedacht ist, aber das kann man deutlich besser darstellen, als es hier gelungen ist.
Schwierig fand ich auch, dass es immer wieder Widersprüche in der Handlung gibt. So können die SC gegen Ende "das fehlende Auge von Baron Suvid" wiederfinden, aber weder in der Beschreibung von Baron Suvid noch in seinem Portrait fehlt ihm ein Auge. Und das ist kein Einzelfall. Gerade die Karten stehen immer mal wieder im Widerspruch zum Text (wie die Abbildung des Goblin Court auf S. 49 mit dem Text und der herausnehmbaren Hauptkarte zusammenhängt, habe ich beispielsweise immer noch nicht verstanden).
Überhaupt die Karten. Hier enthält das Buch optisch sehr ansprechend gemachte Karten, macht sie dann aber für den Spieltisch unbrauchbar, indem es alle Spielleiterinformationen (sowas wie "Hier liegen Leute im Hinterhalt" oder "Dieser Gegner ist nur eine Illusion") in die Karte fest mit einzeichnet. Das ist ungeschickt. Und die Karte zum Labyrinth auf Seite 128 kann ich gleich gar nicht erst lesen. Auch die Abbildungen sind zwar opulent, passen aber oft nicht sonderlich gut zu den Bildern im Text (die "saphirene Kurtisane" ist beispielsweise rot...). Und wer die Charaktere auf der Titelseite sein sollen und warum es ausgerechnet von der Königin kein Bild gibt, erschließt sich mir auch nicht.
Zu den Spielwerten kann ich nur wenig sagen, weil ich dafür in D&D nicht tief genug drinstecke. Aufgefallen ist mir aber, dass alle Duellanten im Mittelteil das gleiche CR und die gleichen XP aufweisen, obwohl sie im Text als sehr unterschiedlich stark beschrieben sind. Und dass im Buch steht, dass bei Duellen Rüstung verboten ist, zugleich aber alle NSC-Werte nur mit Rüstung angegeben sind.
In der Summe bin ich etwas erstaunt, wie eine komplett überarbeitete Neuauflage eines Buches so viele handwerkliche Fehler enthalten kann. Als Ideenfundgrube ist es aber trotzdem toll, und ein engagierter Spielleiter, der bereit ist, die Lücken zu füllen, kann daraus sicherlich ein unvergessliches Abenteuer stricken.
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Eine Rezension von: Weltengeist https://www.tanelorn.net/index.php/topic,116559.0.html