Kashmir
Millennium Wars ist eine Konfliktsimulation der amerikanischen Spieleschmiede One Small Step Games. Jede der für ca. 29$ erhältlichen Boxen im DIN A5-Format enthält einen Kriegsschauplatz (reale und fiktive Krisenherde) auf diesem Erdball. Alle sechs Boxen gibt es zum Paketpreis von nur $111.
Jede Box ist für sich abgeschlossen spielbar¸ d.h. man findet alles¸ was man für ein 2-Spieler-Match benötigt: Regeln¸ Einheiten und eine Landkarte. Jeder Spieler übernimmt die Rolle einer Kriegspartei und eventuell vorhandener Verbündeter.
Je nach Kriegsschauplatz: America¸ Air War¸ Iraq¸ Kashmir¸ Korea¸ and Ukraine¸ und gewählter Seite stehen andere Einheiten und ein anderes Terrain zu Verfügung.
Wie bei Konflikt-Simulationen (KoSims) üblich¸ werden die Einheiten als bedruckte Pappmarker bereitgestellt¸ die neben einer eindeutigen Symbolik für die Kriegspartei¸ auch Detailinformationen zum Einheitentyp¸ den Spezialfähigkeiten und Spielwerten (Bewegungsweite¸ Kampfstärke¸ Reichweite etc.) liefert. Es ist erstaunlich¸ wie viele Informationen gut leserlich (!) auf einem kleinen Pappquadrat von 1 cm Kantenlänge untergebracht werden können...
Sicherlich benötigt es eine Weile¸ bis man die Bedeutung aller Symbole (m.E. offizielle NATO-Code) im Kopf hat. Aber wenn man erst ein paar Schlachten geschlagen hat¸ lichtet sich der Wald¸ den man vor lauter Bäumen nicht sieht¸ zusehends.
Das Spiel verläuft in Spielzügen¸ bei denen die Spieler abwechselnd (nicht parallel) ihre Strategien umsetzen dürfen. Zu einem Spielzug gehört Nachschub¸ Aufklärung¸ Bewegung (plus eventuelle Reaktion gegnerischer Reserveeinheiten)¸ Kampf und Bergung.
Ein wichtiger Aspekt ist die politische Stärke einer Kriegspartei in der Region¸ die zusätzliche Aktionen ermöglichen kann.
Die farbige Landkarte hat ausgefaltet eine Größe von DIN A3 und ist in numerierte Hexfelder unterteilt¸ die eine sehr einfache Umsetzung der Bewegung und Reichweitenbestimmung ohne weitere Messung erlauben. Über die Farbe des Feldes wird der Landschaftstypus kodiert¸ dazu zeigen farbige Kreise wo sich Ansiedlungen welcher Größe befinden. Rote Kanten signalisieren Grenzverläufe¸ blaue Flüsse und graue entsprechen Kommunikationswegen.
Man kann KoSims mit gutem Gewissen als Ursprung und gleichzeitig Krönung des strategischen Brettspiels bzw. Tabletop bezeichnen¸ denn aus den ehemaligen Simulationen der Armee-Offiziere haben sich in den letzten 40 Jahren die KoSims und später die Tabletops (und das Rollenspiel) entwickelt. Wer einen hohen Anteil Strategie in einem Spiel bevorzugt ist hiermit an der richtigen Stelle.
Wer niemals zuvor ein KoSim gespielt hat¸ wird sich wundern¸ warum er für so viel Geld (immerhin $28) nur so wenig Papier/Pappe bekommt - und an dieser Stelle sei angemerkt¸ daß Millenium Wars für ein KoSim geradezu billig ist. Der Grund liegt vor allem in der (auch international gesehen) sehr kleinen Zielgruppe. Wer den Umfang und die Qualität eines in wesentlich größeren Stückzahlen produzierten deutschen Brettspiels erwartet¸ wird vermutlich etwas enttäuscht sein.
Die besondere Leistung von One Small Step Games ist es wohl¸ daß man mit den einzelnen Sets ein sehr gutes Einsteiger-Angebot produziert hat¸ daß den Spielern einiges an Arbeit abnimmt. Die feste Vorgabe an Schlachtfeld und Einheiten bedarf in den bislang erhältlichen KoSims einiges an Vorarbeit bzw. militär-strategischem Wissen. Mit Millenium Wars kann man quasi auch "einfach mal anfangen" und sich Stück für Stück vortasten. Und das zu einem erschwinglichen Preis¸ bei dem es keine Folgekosten gibt...
Zu den verschiedenen Szenarien muß man sagen¸ daß es - je nach aktueller Weltlage - beliebig geschmacklos geht. Wer ein weniger realistisches Szenario sucht¸ kann die "America"-Box wählen. in der die Alliierten Europa und Canada sich vereint Amerika entgegenstellen... hoffentlich keine realistische Zukunftsvision¸ aber für Strategen ggf. ein interessantes Experiment.
Bei den anderen Kriegsherden stellt meist die NATO eine der Kriegsparteien und rückt in das entsprechende Territorium vor¸ bzw. versucht eine vorhandene Stellung zu halten.
Eine Option die verschiedenen Szenarien miteinander zu kombinieren gibt es übrigens (noch) nicht.
Fazit:
Strategie-Fans die KoSims bislang vielleicht aus Kostengründen oder wegen der Komplexität bislang üblicher Boxen gemieden haben¸ bekommen mit Millenium Wars eine übersichtlich und auf Spielbarkeit optimierte Alternative geboten. Auch die Regeln sind sehr übersichtlich gehalten und dienen vor allem dazu¸ den Spaß an strategischer Simulation in den Vordergrund zu stellen.
Eine Rezension von: Dogio http://www.drosi.de