Waeland¸ 1. Auflage (2e)
Olaf Moehle und Stefanie Lammers haben unter Mitarbeit von S. Scheurer und Jürgen Franke aus der Essenz einiger Gildenbrief-Veröffentlichungen¸ Material aus "Im Reich des Frosthexers" und in Anlehnung an das Land Waligoi (Magira) eine meiner Meinung nach sehr gelungene Beschreibung des rauhen Nordens von Midgards Ostkontinent Sirao geschaffen.
Die Karte und die Beschreibung der verschiedenen Landschaftsformen¸ des Klimas und die Kurzbeschreibungen der wichtigsten Städte lassen dem Spielleiter ausreichenden Spielraum für eigene Abenteuerschauplätze in praktisch jeder Gegend Waelands¸ trotzdem gibt die Landesbeschreibung (5 1/2 Seiten incl. (!) Karte) einen guten Einblick in Landschaft¸ Wetter und die rauhen Vorraussetzungen auf Reisen durch und in dieses Land (kurz und gut).
Etwas ausführlicher ist die Beschreibung der vier waelischen Hauptstämme geraten: Die gefürchteten Seewölfe der Aeglier¸ die Händler der Godren¸ die genauso wehr- wie hühnenhaften Freden und die nomadisierenden veidarischen Viehzüchter. Ausführungen über Gesellschaft und Lebensart der Stämme¸ ihrer Hauptgottheiten und Lieblingswaffen sowie ein kurzes Zusatzkapitel über das Zwergenvolk von Dvarheim geben dem Spieler¸ der sich für eine Figur aus diesem Land entschieden hat¸ eine plastische Vorstellung von den Lebensumständen und ziemlich gute Anhaltspunkte zur Erstellung einer plausiblen Vorgeschichte des Charakters.
Einem kurzen Abriß der waelischen Geschichte¸ die durch das Vorrücken und Verschwinden des Eiwes im Norden geprägt wird¸ folgt ein Kapitel über den ausgeprägten Götter-¸ Schicksals- und Totenglauben¸ Sekten und Glaubensgemeinschaften¸ die wälische Gesetzgebung sowie den Handel in diesem Land. Außerdem wird eine Auswahl der rauhen Vergnügungen und Spiele vorgestellt¸ die bei verschiedenen Anlässen üblich sind. Anhaltspunkte zur Namensgebung von Charakteren und eine Kurzeinführung in das "kulinarische" Waeland runden dieses Kapitel ab.
Mich persönlich faszinierte am meisten an diesen Ausführungen die Tatsache¸ daß es in Waeland keine Ordenskrieger im eigendlichen Sinn gibt: Sie werden ersetzt durch die Fylgdyrim¸ Kämpfer¸ die ihr Leben einer der vier Hauptgottheiten geweiht haben und - bei entsprechendem Lebenswandel - als Dank dafür verschiedene göttliche Gaben erhalten. So kann ein Fylgdyr Asvargrs z.B. die Fähigkeiten Heiliger Zorn¸ Segnen¸ Tiergestalt (Wolf oder Bär)¸ Berserkergang und Beschleunigen erhalten¸ Anhängern der Weisheitsgöttin Wyrd kann die Gabe der Weissagung verliehen werden etc..
Eine mögliche Auswahl "normaler" Charakterklassen sowie spezielle waelische Charaktere¸ ihre Lernschemata und spezielle Fertigkeiten bilden den Inhalt des nächsten Abschnittes.
Meiner Meinung nach nicht unbedingt notwendig ist die folgende Beschreibung der Jarls (Stammeskönige). In dieser Ausführlichkeit beschränken sie die Freiheit des Spielleiters unnötig (sollten diese in einem Selfmade-Abenteuer vorkommen). Was hier die Spielwerte einer berühmten Barbarin und Seewölfin und eines Kopfgeldjägers verloren haben¸ wage ich nicht zu mutmaßen...
Interessanter sind die folgenden Kapitel über Zauberei¸ waelisches Zauberwerk und das spezielle Bestiarium (teilweise aus "Im Reich des Frosthexers"): Thrain`s Hammer und die Mörderpinguine sind echt gelungen !!!
Für die Freunde ausgearbeiteter Städte folgt ein kleiner Leckerbissen: Skadre Huldre¸ ein Militärlager der Freden. Grundrißzeichnungen von Wohnhäusern¸ eine ziemlich genau ausgearbeitete Fürstenburg und ein Stadtplan sowie die Charakterbeschreibungen und Spieldaten der wichtig - sten Einwohner (vom Fürsten bis zum bösen Hexer) bieten einen (fast) fertigen Hintergrund für ein kleineres Stadtabenteuer.
Wenn man schon über eines der berüchtigsten seefahrenden Völker Midgards schreibt¸ darf eine Schilderung der gebräuchlichen Schiffstypen nicht fehlen. Schön beschrieben: Der "Wogenwolf"¸ eine Knorr¸ das typische waelische Handelsschiff.
Alles in allem ist "Waeland" eine gelungene Landes- und Kulturbeschreibung¸ die vor allem dem Spielleiter genügend Freiraum für dir eigene Phantasie läßt. Leider ist der Band im Handel vergriffen und eine neue Auflage anscheinend (noch) nicht in Sicht...sollten sich allerdings genug Leute für dieses Werk interessieren...wer weiß !
Genug der Kritik¸
Eine Rezension von: Webster